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Josefstadt: Generalsanierung

Herbert Föttinger &copy APA
Herbert Föttinger &copy APA
„Max Reinhardt hatte es gut“, meinte Herbert Föttinger, designierter Direktor des Theaters in der Josefstadt heute, Dienstag, im Palais Coburg.

Dort wurden die Pläne der kommenden Generalsanierung des Theaters präsentiert, die von Ende Juni 2006 bis 2008 erfolgen soll. „Reinhardt brauchte noch keine Probebühne“, fuhr Föttinger fort. Dessen dringender Wunsch nach seiner Bestellung war eine solche, und dank einer kräftigen Finanzspritze von Fondsmanager und Palais Coburg-Eigentümer Peter Pühringer wird er eine im Theater befindliche erhalten. Das Gesamtprojekt kostet 18,3 Millionen Euro, wovon Pühringer vier Millionen Euro übernimmt und die Josefstadt selbst noch 2,2 Millionen Euro beistellen muss.

Seit 1989 wird von den jeweiligen Leitungen in der Josefstadt und den Subventionsgebern Bund und Stadt Wien über eine längst überfällige Renovierung diskutiert, wie Günter Rhomberg, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes, bei der Pressekonferenz erzählte. Seit 2005 habe die Josefstadt-Stiftung aber Druck gemacht und als gutes Argument „bestehende Sicherheitsmängel“ ins Treffen gebracht. So sei das Sanierungskonzept von Architekt Manfred Wehdorn überprüft worden und sogar „mit der Möglichkeit einer Probebühne versehen“, so Rhomberg.

„Das Schaffen von Eigentum hat Vorrang vor der Verbesserung der Mietobjekte“, fuhr Josefstadt-Geschäftsführer Alexander Götz fort. Derzeit habe man einige Räume angemietet, was durchaus teuer käme. Die einzigen Hürden bei der geplanten Realisierung des Projektes sehe er im „historischen Bestand, wodurch eine gewisse Planungsunsicherheit durch Auflagen des Denkmalschutzes gegeben sein könnte“ – und außerdem durch die Notwendigkeit, die Publikumsräume nur in Schließzeiten zu renovieren.

Die Renovierung umfasst technische Erneuerungen wie die Elektrik, neue Brandschutzanlagen, Klima, Lüftung, Heizung, Sanitärbereiche. Erneuert wird auch die Bühnentechnik, die mit einem neuen Schnürboden versehen wird. Künstlergarderoben werden ebenso verbessert wie der Zuschauerraum, der unter Wahrung des historischen Rahmens auf modernsten Standard gehoben werden soll. Für mehr Komfort werden versetzte Sitzreihen und ein vergrößerter Abstand zwischen den Reihen sorgen. Götz: „Vor achtzig Jahren waren die Menschen noch kleiner“.

Weiters werden sämtliche Foyers, Brüstungen, Vergoldungen, Säulen und Logentüren renoviert. Abgeschlossen wird das Projekt durch Außenarbeiten wie der Restaurierung der Fassaden, des Daches und der Gesimse. Die erste große Bauphase soll bereits zu Beginn der Spielzeit 2006/07 abgeschlossen sein. Im Herbst 2007 sollen alle wesentlichen Arbeiten mit Ausnahme der Probebühne fertig sein. Deren Eröffnung ist für 2008 geplant. Sie wird oberhalb der Sträußelsäle, wo sich ein bisher wegen einer Mauer uneinsichtiger Raum befindet, gebaut, und mit 170 Quadratmetern genauso groß wie die Originalbühne sein. „Fallweise, aber nur fallweise“, so Föttinger, soll sie auch für Theateraufführungen genutzt werden.

Föttinger: „Reinhardt hatte seinen Mäzen Camillo Castiglioni, und wir haben unseren Mäzen Peter Pühringer“. Pühringer, der das Palais Coburg sanierte und auch die Wiener Sängerknaben sponsert, wird die zugesagten vier Millionen Euro mittels eines „Osmose-Modells“ beistellen. Dabei wird über Financial Engineering das Geld erwirtschaftet. Das Kapital zur Förderung wird nicht direkt ausgegeben, sondern in Wertpapieren angelegt und steht in Form eines mehrfach zu nutzenden Kapitalstocks für ständige Mittel bereit. Zwischenfinancier ist die BA-CA. Pühringer: „Solche Selbstfinanzierungsprojekte sollen den erforderlichen Wandel in der Gesellschaft anregen und somit mehr Bürgerengagement bei zukünftigen Förderaktivitäten für Bildung, Wirtschaft und Kultur ermöglichen.“

Die Stadt Wien übernimmt 6,5 Millionen Euro, der Bund trägt 5,6 Millionen Euro. Die fehlenden 2,2 Millionen Euro will die Josefstadt in den kommenden drei Jahren durch Fundraising sammeln. Als erster und vermutlich einfachster Schritt wird ab der Spielsaison 2006/07 der „Renovierungs-Euro“ beim Kartenverkauf eingehoben. Die zweckgebundene Preiserhöhung soll rund ein Drittel des Spendenaufkommens abdecken.

Im kommenden Herbst will Rhomberg, auch in Sponsoren-Angelegenheiten erfahrener Präsident der Bregenzer Festspiele, die „Baustein-Aktion“ zur Finanzierung des fehlenden Betrages vorstellen.

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