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Johannes Heesters ist 103

Ein Zwinkern, das typische Auflachen und immer einen flotten Spruch auf den Lippen - im Geiste ist Johannes Heesters auch an seinem 103. Geburtstag nicht gealtert.

Das bewies er bei der Gala zu seinen Ehren am Dienstagabend im großen Saal des Wiener Konzerthauses.

Als Conférencier fungiert Biograph Georg Markus, nicht nur er holpert am Anfang etwas dahin. („Darf ich noch mal fragen, der wievielte Geburtstag das ist?“) Ein Mikrofon mit ständigen Aussetzern lässt Heesters einführende Worte ungehört, nach einigen vergeblichen Anläufen kommentiert der Jubilar: „Wenn die Stimme wegbleibt, dann denkt das Publikum, der kann nicht mehr singen, der Alte“. Dabei fühle er sich nur zu Hause alt, meint er, denn auch der Arzt habe gesagt: „Heesters, Sie müssen immer viel auf der Bühne auftreten und singen, das ist gesund für den Körper.“

103 Jahre gehen aber auch an einem Mann wie Johannes Heesters nicht spurlos vorbei. Ohne die wachsamen Augen und die ständige Führung durch seine Frau Simone Rethel-Heesters ist er keines Schrittes mehr fähig. „Ich kann schon gehen, aber ich sehe nicht so viel“, hat er das Bedürfnis nach Rechtfertigung. Auch bei seinen größten Erfolgen, wie „Ich knüpfte manche zarte Bande“ oder „Heut’ geh ich ins Maxim“ kämpft Heesters mit belegter Stimme. Ganz anders ist es mit jenen Liedern, die er nicht zwangsläufig als das „Backfischidol“ von damals singen muss. Bei „Erinnerung heißt die Kraft meines Lebens“ und „Freund, es ist ein alter Scherz, jung zu sein“ ist der Titel Programm. Fasziniert beobachtet man diesen gebrechlichen Mann, der plötzlich von unbändiger Leidenschaft durchflutet wird.

Pianist Uli Kofler begleitet behutsam und reagiert sofort, wenn Heesters mit seinen 103 Jahren eine eigene Auffassung von Tempo hat. Beim Duett „Lippen schweigen, s’ flüstern Geigen“ hilft sich der Charmeur bei Manuela Costa selbst mit kleinen Küsschen, Tätscheleien und ins Ohr geflüsterten Worten. Soufflieren müssen seine Frau oder Kofler nur manchmal bei den Anfangsworten, sofort danach singt Heesters, als wäre er flotte 60. Seine charakteristische Garderobe mit weißem Schal, Handschuhen und Zylinder wird nur für „Heut’ geh ich ins Maxim“ hervorgeholt.

Sehr unterschiedliche Laudationen, aber alle mit derselben Ehrfurcht unterlegt, begleiten durch den Abend. Die wohl berührendste für den „geliebten Jopie“ kommt von „dem Bub“ Otto Schenk: „Du kannst noch so langsam zum Klavier gehen, aber in deinem Gesicht leuchtet noch immer der kleine Junge.“ Der TV-Produzent Wolfgang Rademann bringt einen Geburtstagsbrief von Peter Alexander mit und berichtet mit lautstarkem Berliner Akzent von seiner ersten Begegnung mit Heesters als Reporter. („Es ist eine unglaubliche Geschichte, die schreiben heute noch über dich und alle damaligen Chefredakteure sind tot.“). Auffallend zurückhaltend fällt die Lobrede von Harald Serafin aus, nicht ein einziges „Wunderbar!“ kommt ihm über seine Lippen: „Niemand konnte den Danilo so perfekt verkörpern“, zeigt er sich überzeugt. Und die „kürzeste Liebeserklärung, die du je von einer Frau bekommen hast“, bringt Elfriede Ott, die für wenige Sekunden in einer Pause ihres Stückes aus den Kammerspielen zum Jubilar eilt.

Prominenz und viele Weggefährten wie das Schauspielerehepaar Waltraud Haas und Erwin Strahl, Lotte Ledl, Dagmar Koller sowie Birgit Sarata bevölkerten dicht die ersten Reihen, weiter hinten lichtet sich die Menge aber. Im Publikum finden sich viele, die wahrscheinlich bereits die Premiere vieler seiner Filme gesehen haben, ihrer Begeisterung tut das keinen Abbruch. Nach dem fast dreistündigen Konzert gibt es minutenlangen Applaus, stehende Ovationen und natürlich auch ein Geburtstagsständchen. Johannes Heesters dazu: „Ich möchte noch länger singen, aber Sie müssen schlafen gehen.“

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