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Joey Stein: "Die Schmerzen sind ein Teil des Spiels"

Joey Stein war 2009 bester Offensivspieler der Liga
Joey Stein war 2009 bester Offensivspieler der Liga ©vienna.at/sportsshooter.at
Die Danube Dragons begeisterten die Football-Nation 2009 mit ihren spektakulären Spielstil. Ein Mann stand dabei im Mittelpunkt: Der wertvollste Offensivspieler der abgelaufenen Saison - Wide Receiver Brian Joseph (genannt Joey) Stein. Vienna Online traf den US-Amerikaner kurz vor seinem Rückflug zum Interview.
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Vienna Online: Joey, die Saison 2009 ist vorbei. Lass uns einen Blick zurück werfen. Wie siehst Du persönlich Dein erstes Jahr in der österreichischen Liga?
Joey Stein: Es war eine unterhaltsame Saison. Wir hatten viele Höhepunkte aber auch einige Tiefschläge zu verkraften. Als Team haben wir unsere Ziele nicht erreicht. Aber es gibt wichtigeres als bloß den sportlichen Erfolg!

Vienna Online: Was meinst du damit?
Joey Stein: Als amerikanischem Spieler ist es mir ebenso wichtig der Teamorganisation zu helfen. Ich denke in diesen Punkt haben die Danube Dragons einen wichtigen Schritt vorwärts gemacht. Sie haben eine sehr positive Entwicklung genommen. Ich glaube, dass in den Jungs noch sehr viel Potential schlummert, das sie jetzt noch nicht abrufen konnten. Ich bin überzeugt, dass für die Danube Dragons ein Staatsmeistertitel nur noch eine Frage der Zeit ist. Wir können das Positive aus der Saison mitnehmen. American Football ist kein Spiel, wo du immer sofort und gleich erfolgreich bist. Manchmal braucht es Jahre, bis die vielen Kleinigkeiten auf dem Feld zum Erfolg führen.

Vienna Online: Ihr habt den Einzug in die Einzug in die Austrian Bowl knapp verpasst. War es für dich eine Enttäuschung, dass ihr es nicht geschafft habt?
Joey Stein: Absolut! Das war unser Ziel. Die Dragons waren noch nie im Finale der österreichischen Meisterschaft. Wir wollten es unbedingt erreichen und sind sehr knapp gescheitert. Aber auch das ist das Leben und ich bin der Meinung, dass die Dragons 2010 noch besser spielen werden.

Vienna Online: Was war aus deiner Sicht der Grund dafür, dass ihr es knapp nicht geschafft habt in die Austrian Bowl einzuziehen?
Joey Stein: Die Knieverletzung von Jonathan Agpar. Er hat uns am Ende als Leader in der Defense gefehlt. Am Ende der Saison haben wir ohne Legionär in der Verteidigung auskommen müssen. Ich denke das war der Unterschied. Verletzungen sind aber Teil des Spieles. Wir hatten 2009 nicht das Glück auf unserer Seite – so ist das Leben.

Vienna Online: Du wurdest zum Offensive MVP der Liga gewählt…
Joey Stein: Ich bin sehr geehrt über diese Auszeichnung. Es gibt viele phantastische Spieler in der Liga. Damit meine ich nicht nur die Amerikaner, die in der letzten Saison spielten. Ein Andrej Kliman oder ein Stefan Scharinger bei den Dragons – oder die Jungs aus Innsbruck. Diese Liste könnte ich dir nach Belieben erweitern. Es ist für mich eine große Ehre und ich fühle mich noch jetzt sehr geehrt. Meine persönlichen Statistiken sind aber sekundär. Ich würde jedes Yard erzielten Raumgewinn gegen den Austrian Bowl Titel sofort eintauschen! Es zählen die Siege der Mannschaft und da hatten wir heuer mindestens einen zu wenig.

Vienna Online: Das Bild der Saison war mit Sicherheit als du nach den Spielen während der Interviews in einem Kübel mit kalten Wasser gestanden bist. (Anm.: Stein spielte über große Teile der Saison mit einer Knöchelverletzung) Wie schwierig war es für dich trotzdem zu spielen?
Joey Stein: Es war schwierig – keine Frage. Besonders im ersten Spiel nach der Verletzung gegen die Vikings. Aber wenn du auf deine Karriere zurückblickst willst du als Spieler sagen, dass du immer alles gegeben hast. Aufgeben im Sport ist unverantwortlich. Bestes Beispiel dafür war eben das Spiel auf der Hohen Warte. Gegen die Vikings hatte ich zur Pause das Gefühl, dass ich über meine Grenze gehen muss. Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen. Meine Physiotherapeutin Gisi hat einen phantastischen Job gemacht in dieser Phase. Sie hat zu mir immer gesagt, dass die Verletzung nicht schlimmer werden kann. Ich habe ihr vertraut und es wurde wirklich nicht schlimmer.

Vienna Online: Kannst du in Prozenten sagen, wie viel dich diese Verletzung von deinen normalen Leistungsstand gekostet hat?
Joey Stein: (überlegt) Das ist sehr schwer auszudrücken. Es hat mir mit Sicherheit einiges gekostet. Aber hey – das ist Football! Die Schmerzen sind ein Teil des Spiels. Es hat mir Spaß gemacht sie für mein Team zu nehmen. Wir waren eine Klassetruppe!

Vienna Online: Den meisten Fans in Österreich ist eben diese Blue River Bowl II gegen die Vikings in Erinnerung geblieben. Du konntest kaum gehen, als der Ball im Spiel war warst Du wie aufgedreht. Wie geht das?
Joey Stein: Wie schon gesagt, du musst die Schmerzen ausblenden dann gewöhnst du dich daran. Das Spiel gegen die Vikings war doch besonders. Ich konnte keine seitlichen Bewegungen laufen. Es ging nur nach vorne. So haben mich die Coaches auch eingesetzt und Ryan hatte einen guten Tag in der zweiten Halbzeit. Natürlich war es auch ein Risiko, dass ich eingesetzt wurde. Aber wir haben das Spiel gewonnen – also war es das am Ende auch wert.

Vienna Online: Wie sieht dein Fazit über das erste Jahr in Österreich abseits des Feldes aus?
Joey Stein: Absolut positiv. In jeder Hinsicht! Ich habe niemals erwartet, dass ihr in Österreich so tolles Wetter haben werdet. Ich war letztes Jahr aus Barcelona verwöhnt – in Wien wurde ich sehr angenehm überrascht. Ihr habt zwar keinen Strand – dafür aber die Donauinsel. Das war wundervoll. Die Menschen in Österreich sind einzigartig. Ich kenne kein anderes Land wo dich wildfremde Menschen in ihr Haus zum Abendessen einladen. Solche menschlichen Erlebnisse sind unbezahlbar. Die Zusammenarbeit mit Euch Medienvertretern war toll. Ihr habt uns Spieler mit großem Respekt und Ehrlichkeit behandelt. Aus meiner Sicht war der einzige Wermutstropfen der Saison 2009 das sportliche Abschneiden.

Vienna Online: Kannst du uns erzählen was deine Beweggründe waren, das Angebot der Danube Dragons anzunehmen?
Joey Stein: Letzte Saison – also 2008 – fehlte mir nur ein Spiel um auswärts bei den Raiffeisen Vikings in der Euro Bowl antreten zu können. Ich habe gewusst, dass die österreichische Liga die stärkste in Europa ist. Die Herausforderung, zu wissen was ich in dieser Liga bewegen kann hat mich angetrieben – und es hat sich ausgezahlt. Natürlich habe ich mich dementsprechend auf die Saison vorbereitet. Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass ich mich so hart wie noch nie in meinen Leben vorbereitet habe.

Vienna Online: Für unsere Leser ist eines sehr schwierig nachzuvollziehen. Kannst du uns erzählen wie es für dich als Neuling war in der Umkleidekabine eines Teams zu stehen?
Joey Stein: Es wird keiner offen zugeben, aber sie haben wohl alle gedacht, dass ich zu klein bin. Ich traue mich darauf sogar zu wetten. Wie immer wirst du von oben bis unten begutachtet. Aber es ist uns rasch gelungen das sprichwörtliche Eis zu brechen. Ein kleines Beispiel dafür ist, dass ich immer versucht habe Witze zu erzählen. Denn nur wenn die Stimmung gut ist, kannst du gute Leistungen im Sport bringen. Achja glaube mir da waren wirklich gute Witze dabei (lacht).

Vienna Online: Werden wir dich 2010 im Trikot der Danube Dragons wieder sehen?
Joey Stein: Ivan Zivko (Anm.: Dragons Head Coach) hat mit mir darüber bereits gesprochen. Ich würde wirklich sehr gerne ein weiteres Jahr in Österreich spielen. Es gibt jedoch noch einige berufliche Dinge zu klären. Aber ich lasse es Euch sofort wissen, wenn eine Entscheidung gefallen ist.

Vienna Online: Wenn du dich jetzt offiziell verabschieden könntest, was würdest du den Menschen sagen?
Joey Stein: (blickt zum Aufnahmegerät) Macht das Ding auch Videos? (lacht) Nein, im Ernst: Der Dragons-Teamorganisation würde ich gerne nochmals danken. Es war ein einzigartiges Erlebnis für mich. Menschlich war es für mich ein tolles Erlebnis. Ich habe mich in den letzten Monaten in allen Bereichen weiterentwickelt. Meinen Teamkollegen würde ich sagen, dass sie die besten sind, mit denen ich je zusammen gespielt habe. Athletisch und menschlich sind die Jungs mehr als nur in Ordnung. Den Dragons-Fans würde ich sagen, dass sie großartig waren. Sie haben uns immer unterstützt auch wenn wir ausweglos zurückgelegen sind sie haben niemals aufgegeben. Als Spieler nimmst du viel von dieser Einstellung auf und kannst noch einige Prozent drauflegen. Es war ein großes Vergnügen für sie spielen zu dürfen. Manchmal sagt ein Wort wohl das meiste aus: Einfach Danke an Euch alle!

Im zweiten Teil des Interviews erfahren sie mehr über den Privatmann Joey Stein: Warum Golf seine große Leidenschaft ist. Warum seine Karriere als Footballspieler eher zufällig geschah. Und welcher beruflichen Tätigkeit er in den USA nachgeht.

Thomas Muck
In Kooperation mit sportreport.at

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