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Job-Terminator über den Wolken: George Clooney ist "Up In The Air"

Der junge US-Regisseur Jason Reitman ist ein Spezialist für ambivalente Charaktere. Sein Protagonist in "Thank You For Smoking" war ein Raucherlobbyist, seine Protagonistin in "Juno" ein schwangerer Teenager. In seinem neuen Film "Up In The Air", der am 5. Februar ins Kino kommt, mimt George Clooney einen Mann, der im Auftrag feiger Chefs Angestellten ihre Kündigung überbringt.
Szenenbilder
Und auch wenn Reitmans Kommentar zur Wirtschaftskrise wieder feine Töne anschlägt, will seine melancholische Komödie doch nicht völlig abheben.

Das könnte in gewisser Weise an Hauptdarsteller Clooney liegen, dessen charmant-markantes Gesicht doch viel besser in die Nespresso-Werbung als zum vielfliegenden US-Manager Ryan Bingham zu passen scheint. Oder am langatmigen und konservativ angehauchten Ende, dessen Drehungen und Wendungen nur allzu vorhersehbar sind. Möglicherweise ist es aber auch die elegante und dabei teils einfach zu glatte Verfilmung des Romans “Der Vielflieger” von Walter Kirn, die einen am Ende etwas unzufrieden aus dem Kino gehen lässt.

Nichtsdestotrotz ist “Up In TheAir” aber ein sehenswerter Film – schon nicht zuletzt aufgrund seines aktuellen Themas und des klugen Umgangs damit. Ryan Bingham fühlt sich über den Wolken am wohlsten, wo er sich auch 300 Tage im Jahr aufhält und wo er vom Erreichen der 10-Millionen-Flugmeilen-Marke und der exklusiven Kundenkarte träumen darf. Kein Wunder, denn unten am Boden erwartet ihn nichts außer tristem Flughafenalltag und den traurigen, wütenden und entsetzten Reaktionen der von ihm gefeuerten Menschen.

Binghams isoliertes Lebensmodell wird durch die neue Kollegin Natalie (Anna Kendrick), die kaltschnäuzige Kündigungen per Videokonferenz vom Firmensitz aus einführen will, und die Affäre mit der ebenfalls vielfliegenden Geschäftsfrau Alex (Vera Farmiga) durcheinandergebracht. Und auch sein Abstecher zur Hochzeit seiner Nichte führt zu familiären Verwicklungen, die zuvor stets am selbstironisch-arroganten Panzer des “Job-Terminators” abgeprallt sind. Zu einem Happy End lässt sich Jason Reitman trotzdem nicht hinreißen.

Vielmehr besticht der Regisseur durch filmemacherische Intelligenz und ein gutes Gespür für das Atmosphärische. Die vielen Ortswechsel, Vogelperspektiven-Bilder und der Soundtrack sind stimmig, die Dialoge präzise und teils sehr scharfzüngig, und die Reaktionen der Entlassenen – bis auf wenige Ausnahmen – echt. Das Filmteam suchte dafür in St. Louis und Detroit nach Menschen, die gerade auf die Straße gesetzt wurden. Und schon allein dieser berührende Einfall macht “Up In TheAir” zu einem verdienten Oscar-Kandidaten.

Der Trailer:

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