Um ein Priesterleben zu skizzieren, muss man sich erst einmal von den gängigen Vorstellungen über Arbeit und Pension verabschieden. Anton Bereuter wird heuer 72. Als er seinen 65. Geburtstag feierte, übernahm er die Leitung der Päpstlichen Missionswerke in Bregenz St. Kolumban. Überfallsartig, da die Stelle plötzlich vakant geworden war. Und irgendwie ging das auch nebenher, weil er als Pfarrer von St. Gallus ja nicht wirklich unausgelastet war.
Noch ein Aufbruch
Wenn Anton Bereuter nun Ende dieser Woche nach sechs Jahren als Missio-Direktor in Pension gehen wird, dann bleibt er doch weiterhin aktiver Seelsorger. Die Bregenzer Pfarren stehen vor mächtigen Herausforderungen. Von den 28.000 Einwohnern sind nur mehr 15.000 Katholiken. Das entspricht zwei größeren Pfarreien. Das riecht förmlich nach Zusammenlegung und neuen Konzepten. Deshalb hat Anton Bereuter seine endgültige Pensionierung noch einmal verschoben und bleibt ein weiteres Jahr Pfarrer in St. Gallus. Um den neuen Prozess zu Ende zu begleiten.
Mit 72 Jahren also noch ein Aufbruch. Das findet er gar nicht beängstigend. Bereuter lächelt milde. Interessant, kommt ihm über die Lippen. Anton Bereuter war stets ein Seelsorger mit ausgesprochen großem Gottvertrauen.
Die schwarze Rose
Aufgewachsen als Bauernbub, kam das vierte unter acht Kindern in die Mehrerau ins Gymnasium. Der Alberschwender Pfarrer hatte ein wenig nachgeholfen. Und als sich acht Jahre später die Maturanten dann verschiedenfarbige Stoffrosen als Zeichen ihrer künftigen Fakultäten an die Revers hefteten, da trug Bereuters Rose die Farbe schwarz. Das kam für viele überraschend. Ganz unaufgeregt nahm Bereuter in Innsbruck das Theologiestudium auf und erlebte sein wohl spannendstes Jahr während des Zweiten Vatikanischen Konzils in Rom. Noch heute hat er die Diskussionen mit dem jungen Hans Küng oder mit dem Jesuiten Mario von Galli in bester Erinnerung. Als er seine erste Stelle als Kaplan antrat, bat ihn sein Bregenzer Dekan Roman Amann, die neue Liturgie zu vermitteln: Du kommst direkt vom Studium, zeig uns, wie das geht. Es ging in Etappen. Den Volksaltar hatten sie auf Rädchen gestellt, um ihn bei Bedarf zur Seite zu schieben. A liturgisches Tee-Wägele nannte es Prof. Böckle. Als Anton Bereuter 1978 Pfarrer in Schwarzach wurde, baute er dort den Pfarrgemeinderat auf. Und als er 1985 als Pfarrer nach St. Gallus zurückkehrte, war er in seiner ruhigen, ausgleichenden Art wieder gefordert, die Gemeinde zu festigen.
Das alles hat er im Bewusstsein bewältigt, dass die Kirche der Welt keinen besseren Dienst tun kann, als die Botschaft Christi zu verkünden. Konsequent, unaufgeregt und glaubwürdig. So hat Anton Bereuter auch die Missionswerke in professionelle Strukturen überführt. Samstagabend wird er in Bregenz St. Kolumban ab 18.30 Uhr festlich verabschiedet.
Anton Bereuter – Als Missio-Direktor geht Bereuter Ende dieser Woche in Pension.
Geboren: 7. September 1939 in Alberschwende
Ausbildung: Gymnasium Mehrerau, Theologiestudium in Innsbruck und Rom
Laufbahn: Kaplan und Pfarrer in Bregenz St. Gallus und Schwarzach, seit 2005 Direktor der Missio
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