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Jazz Fest Wien: Gitarren-Hero Jeff Beck kitschig glänzend

Jeff Beck beim Jazz Fest in der Wiener Staatsoper
Jeff Beck beim Jazz Fest in der Wiener Staatsoper ©APA
Götter dürfen alles. Das trifft auch für Jeff Beck zu, der Dienstagabend im Rahmen des Jazz Fest Wien in der Staatsoper gastierte. Aus seiner weißen Fender Stratocaster holte er so ziemlich jedes Geräusch, dass man einer Gitarre niemals zumuten würde und begeisterte mit virtuosem Spiel und sattem Ton. Wohin Beck musikalisch will, blieb an diesem Abend allerdings weitgehend unbeantwortet. Er taumelte etwas planlos zwischen Fusion, Blues und Opern-Schmalz a la Andre Rieu. Seine Fans beteten ihn ohnehin ekstatisch an.

Vielversprechend der Start des rund eineinhalbstündigen Sets: Mit den Fusion-Klassikern “Eternity’s Breath” und “Stratus” donnerte Beck drauf los, als gäbe es kein Morgen. Bedingungslose Rückendeckung in Lautstärke und Groove gab es dabei von seiner Band, die ebenso bunt zusammengewürfelt war wie die Setlist des Abends: Drummer Narada Michael Walden malträtierte mit Präzision und Druck seine Felle, Bassistin Rhonda Smith war in High Heels und mit Killerblick angetreten, um ihre männlichen Kollegen das Fürchten zu lehren. Nur Jason Rebello an Keyboards und Moog-Synthesizer gab sich intellektuell zurückhaltend.

Dann der erste Abstürzer des Abends: Benjamin Brittens “Corpus Christi Carol”, vertreten auf Becks aktuellem Opus “Emotion & Commotion”. Viel Keyboard-Schmalz, dazu natürlich Becks lyrischer, streng kontrollierter Gitarrenton, der der menschlichen Stimme nahe kommt. Der Rocker “Hammerhead”, eines der geglückteren Stücke und ein kleines Tribut an Jan Hammer, entschädigte für die Schnarchphase. Kalt-warm sollte der Abend auch weiter verlaufen. Von einem Tribut an die irischen Frauen (“Mna Na Heireann”) über das bluesige “Rollin’ & Tumblin” bis zu weiteren Geschmacksverirrungen à la “Somewhere Over The Rainbow” war so ziemlich alles da, was nicht zusammenpasst.

Die Beatles-Nummer “A Day In The Life” als letzte Nummer des regulären Sets hätte der würdige Abschluss des Abends sein können – wenn sich das euphorisierte Publikum nicht eine Zugabe erbettelt hätte. Als nette Überraschung tauchte schließlich die Sängerin Imelda May auf, die samt gitarristischen Anhang “How High The Moon” ins Mikrofon hauchte. Was danach folgte, sollte allerdings alle geschmacklichen Grenzen sprengen: “Nessun dorma” aus der Puccini-Oper “Turandot” verklebte rückwirkend einen Abend, der ohnehin andauernd zu verkitschen drohte.

Ausgestattet ist Beck natürlich nach wie vor mit nicht imitierbarem sattem Ton sowie einer großen Portion Exzentrik und der Altkleidersammlung der Rolling Stones. Dort hätte er auch spielen können, wurde in einem Referat des Veranstalters zu Beginn des Konzerts erwähnte. Ebenso wie bei Pink Floyd. Eines der Angebote hätte er annehmen sollen.

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