Jazz Fest lockt Stars nach Wien: Ein bisschen Techno mit Helge Schneider

Ein Abend mit Helge Schneider fällt nicht zwangsläufig in die Kategorie eines gewöhnlichen Konzertes. Zwar fühlt sich der musikalische Tausendsassa in jedem denkbaren Genre zu Hause, bietet bekannte Eigenkompositionen und verwurstet beliebte Standards. Aber letztlich war sein gestriger Auftritt im Rahmen des Jazz Fest Wien vor allem ein Angriff auf die Lachmuskeln. Dass der Klamauk dabei nicht Überhand gewann, dafür sorgte neben seinen Begleitern vor allem das instrumentale Können des 57-Jährigen selbst.
Techno mit Helge Schneider
Denn wenn man einhändig am Piano sitzend zusätzlich noch die Trompete bläst oder spanische Klänge zitierend an der Gitarre den Saitenberserker raushängen lässt, dann gehört schon Einiges dazu, um sich nicht vollends der Lächerlichkeit preiszugeben. Nicht so im Falle von Schneider: Der Komiker bewegte sich leicht tänzelnd auf dem Grad zwischen jazziger Finesse und augenzwinkerndem Humor, stimmte schon mal fünf Minuten lang seine Gitarre oder entführte am Synthesizer in kosmische Weiten. Dass er sich aber auch auf der Bühne verlaufen kann und angesichts seiner Witzkaskaden selbst dauernd lachen musste, machte es umso sympathischer.
Am Ende war es dann doch wieder viel zu schnell vorbei, auch wenn der Blick auf die Uhr angesichts drei vergangener Stunden anderes verhieß. Eine neue Möglichkeit der Begegnung erhält man aber bereits diesen Herbst in den Kinos: In “00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse” kehrt der Komiker wieder als Kommissar auf die große Leinwand zurück, nachdem der erste Teil der Krimipersiflage 1994 die Lichtspielhäuser beehrte. Dass der Alleskönner dafür nicht nur die Hauptrolle übernimmt, sondern auch Regie führt sowie Drehbuch und Musik verfasste, versteht sich dabei von selbst. Und wenn die Akustik zu wünschen übrig lässt, ist vielleicht auch wieder ein bisschen Techno dabei. Das funktioniert immer.
Viele Stars beim Jazz Fest in Wien
Das diesjährige Jazz Fest Wien geht ab kommenden Montag, den 1. juli in sein heiße Phase: Roxy-Music-Altmeister und Pop-Dandy Bryan Ferry eröffnet am 1. Juli die jazzige Konzertschiene in der Staatsoper, die bis Ende der Woche an (beinahe) jedem Abend illustre Gäste ins Haus am Ring lockt. Bis Ende der Woche geben sich somit große und teils altbekannte Namen die Klinke, vor allem aber Mikrofon und Gitarre in die Hand.
Bryan Ferry zeigt sich dabei ganz dem hochkulturellen Ambiente ergeben und hat gleich sein Orchestra für den Auftritt im Talon.Tags darauf (2. Juli) gibt es ein US-amerikanisches Doppel zu erleben: Bluessängerin und -Gitarristin Bonnie Raitt, die erst mit ihrem zehnten Album “Nick of Time” (1989) den kommerziellen Durchbruch schaffte, tourt aktuell mit der Platte “Slipstream”. Stücke wie “Used to Rule the World” zeigen die 63-Jährige dabei überzeugend wie zu ihren besten Zeiten. Charles Bradley durchlebt diese gerade: Der Spätstarter im Musikbusiness veröffentlichte 2011 mit über 60 sein erstes Album und erntet nun mit Funk- und Soul-Gassenhauern in bester James-Brown-Manier weltweit Beifallstürme.
Soul und Blues dominieren die Hauptstadt
Soul wird dann auch am 3. Juli groß geschrieben, wenn Bobby Womack die Staatsoper beehren wird. Mit “The Bravest Man in the Universe” gelang ihm 2012 – unterstützt von Damon Albarn und Richard Russell – ein Quasi-Comeback, gefüllt mit Songs voller moderner, beatlastiger Einsprengsel und der gewohnt einnehmenden Stimme. Wer mit Ende 60 so ein Lebenszeichen von sich gibt, der darf jedenfalls nicht vorzeitig abgeschrieben werden.Einige Jahrzehnte jünger und noch mitten in ihrer Karriere ist hingegen Rebekka Bakken: Die norwegische Sängerin mit etlichen (künstlerischen) Wurzeln in Österreich ist am 4. Juli zu erleben.
Von stimmlichen Höhen zu saitenlastigen Darbietungen geht es (nach einem Tag Verschnaufpause) am 6. Juli: Der Auftritt des mehrfachen Grammy-Gewinners George Benson könnte “Unforgettable” werden, wie die erste Single-Auskoppelung seines neuen Albums “Inspiration” verspricht. Zum Abschluss wird es dann wirklich voll: Randy Crawford und Joe Sample sowie China Moses und das Raphael Lemonnier Quartet bestreiten den Ausklang der Staatsopern-Konzerte des diesjährigen Jazz Fests. Hits wie das beinahe schon zu oft gehörte “Streetlife” wechseln sich bei Crawford mit melancholischen Soulballaden, fragil und pointiert begleitet von Pianist Sample. Die Jüngste im Staatsopern-Bund ist Moses, Tochter von Dee Dee Bridgewater, die nicht nur den “Crazy Blues”, sondern auch Klassiker von Nina Simone, Janis Joplin oder Esther Phillips intonieren wird.
(Red./APA)
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