Konjunkturimpulse werden vor allem aus China und den Schwellenländern kommen, auf die bereits heuer 80 Prozent des Wirtschaftswachstums entfielen. Dieser Trend werde sich fortsetzen. Europa werde es etwa angesichts der demografischen Entwicklung oder der Finanzierungserfordernisse im Sozialsystem nicht leicht haben, mitzuhalten.
Die gemeinsame Währung verbinde Länder mit unterschiedlicher Wettbewerbsfähigkeit, diese Schwierigkeiten würden auch in die nächste Dekade hineingetragen. Wenig wahrscheinlich als Lösung für diese Probleme sei ein Angleichen der Wettbewerbsfähigkeit. Bleiben Euro-Bonds, für die die RLB sowohl Vor- als auch Nachteile sieht. Eine solche Flucht nach vorne müsse aber nicht das Schlechteste sein, meinte Rehor beim heutigen Pressegespräch zur Geldanlage 2011 bis 2020. Mit der Schaffung von Euro-Bonds entstünde nach den USA der zweitgrößte Anleihenmarkt der Welt mit entsprechend hoher Liquidität.
Profitieren würden von Euro-Bonds vor allem Länder, die derzeit hohe Zinsen zahlen, während Länder wie Deutschland für ihre Staatsverschuldung mehr ausgegeben müssen. Entfallen würde der Marktmechanismus als Anreiz zur Haushaltsdisziplin für einzelne Länder durch den einheitlichen Zinssatz. Euro-Bonds wären wohl nur mit einem rigiden Vertragswerk möglich, gegen das die Maastricht-Kritierien eine “Kleinigkeit” wären und das einer gemeinsamen Wirtschafts- und Fiskalpolitik entspreche.
Österreich würde eine Refinanzierung ausschließlich über Euro-Bonds rund 1,5 Mrd. Euro an Mehrbelastung bringen, hat die RLB errechnet. Derzeit würde ein fiktiver zehnjähriger Euro-Bonds gemäß BIP-Gewichtung einen Zinssatz von 4,1 Prozent aufweisen. Staaten wie Portugal, deren zehnjährige Staatsanleihen mit 6,4 Prozent verzinst sind, würden profitieren. Anders dagegen etwa Deutschland mit 3,0 Prozent oder auch Österreich und Frankreich mit je 3,4 Prozent Zinsen für Staatsanleihen. Die Euro-Bonds-Diskussion ist aber zum Teil schon eingepreist. Deutsche Staatsanleihen lagen im September 2010 noch bei 2,2 Prozent, nun sind es rund 3 Prozent.
Betrachtet hat die RLB 32 Entschuldungsphasen nach Finanzkrisen seit 1930. Dabei gelang dies zur Hälfte (16 Mal) mit Sparen, zu einem Viertel der Fälle half Inflation, und 7 mal gab es Pleiten bzw. Schuldennachlässe.
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