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IWF-Chefökonom: Notenbanken sollen Inflation weiter bekämpfen

Folge der langen Niedrigzinsphase
Folge der langen Niedrigzinsphase ©APA | Canva
Trotz des jüngsten Bankenbebens sollten die Währungshüter laut dem IWF den Kampf gegen die Inflation noch fortsetzen.

Die Risiken für die Finanzstabilität seien aus seiner Sicht "in hohem Maße eingedämmt", sagte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Die Federal Reserve in den USA, die Europäische Zentralbank und die Bank of England stünden bereits kurz vor dem Höhepunkt ihrer Zinserhöhungsphasen.

"Ein bisschen mehr tun"

"Von diesem Standpunkt aus müssen sie vielleicht ein bisschen mehr tun, wenn sich die Inflation als etwas hartnäckiger erweist", sagte der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Wenn die Geldpolitik jetzt auf Basis von Stabilitätsrisiken justiert werden sollte, bedeute dies, dass an der Inflationsfront nicht genug getan werde: "Und das schafft ein eigenes Problem", warnte Gourinchas. Zugleich sei nach den jüngsten Finanzturbulenzen ein Rückgang der Kreditvergabe der Banken wahrscheinlich. Damit werde den Notenbanken zugleich ein Teil der Arbeit abgenommen. Denn die Wirtschaft könne sich dann abkühlen, ohne dass aggressivere Zinserhöhungen erforderlich seien.

Wohl keine baldigen Zinssenkungen

Aber Marktteilnehmer, die schon auf baldige Zinssenkungen setzten, würden wahrscheinlich enttäuscht, sagte der französische Ökonom. So habe sich etwa die US-Wirtschaft als überraschend widerstandsfähig erwiesen. Es gebe kaum Hinweise darauf, dass die Fed die Geldpolitik zu stark gestrafft habe. Er verwies dabei auf die robusten US-Jobdaten vom Karfreitag und die historisch niedrige Arbeitslosenquote von 3,5 Prozent. Eine gewisse Abschwächung des Jobmarkts sei wünschenswert, auch wenn die Arbeitslosigkeit nicht zu schnell steigen sollte: "Aber an diesem Punkt sind wir wirklich noch nicht", sagte Gourinchas.

Die Entwicklung am US-Jobmarkt entscheidet neben der Inflation mit darüber, ob die Fed ihren Leitzins weiter anheben wird. Sie hat die Zinsen innerhalb eines Jahres von nahe null auf eine Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent steil nach oben getrieben, um die hohe Inflation zu zügeln und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen.

Ausblick für Weltwirtschaft getrübt

Der Ausblick auf die Entwicklung der Weltwirtschaft wird nach Analyse des Internationalen Währungsfonds von chronisch hoher Inflation, steigenden Zinsen und Ungewissheiten nach dem Zusammenbruch zweier großer US-Banken getrübt. Der IWF schraubte deshalb auf seiner Frühjahrstagung am Dienstag seine Wachstumserwartung für dieses Jahr auf 2,8 Prozent herunter. 2022 waren es 3,4 Prozent gewesen, und im Januar erwartete der IWF noch einen Rückgang auf 2,9 Prozent.

Die Eurozone soll um 0,8 und 1,4 Prozent zulegen. Für Deutschland ist der IWF pessimistischer und rechnet dieses Jahr mit einem Minus von 0,1 Prozent und 2024 dann mit einem Plus von 1,1 Prozent. Auch Großbritanniens Wirtschaft dürfte dieses Jahr schrumpfen, mit 0,3 Prozent allerdings nicht ganz so stark wie noch im Jänner befürchtet.

(APA)

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