Jubelnder Beifall und Standing Ovations des begeisterten Publikums im Festspielhaus galten den Wiener Symphonikern und deren Chefdirigenten Wladimir Fedosejew, dem Moskauer Kammerchor und insbesondere dem phänomenalen russischen Schauspieler Alexei Petrenko, der durch suggestive Bühnenpräsenz den Abend zum sensationellen Ereignis machte.
Den außergewöhnlichen Konzertabend geprägt hat das Prokofjew-Oratorium „Iwan der Schreckliche“ aus der zwischen 1942 und 1945 komponierten Musik zu Sergej Eisensteins zwei Filmepen über den „schrecklichen“ Zaren Iwan IV. (Iwan Groznij). Die konzertante Fassung hat hat Dirigent Abram Strassewitsch 1961 erstellt. Die Figur des Erzählers, der zürnender oder tief trauernder Zar Iwan ebenso ist, wie an anderer Stelle der Blödsinnige oder der Mönch, schafft zusammen mit der farbigen Musik grandiose Bilder von elementarer Kraft.
Mit ungemein wandlungsfähiger Wortgewalt und kraftvollem Sprechgesang verkörperte der schwarz gekleidete Petrenko den „schrecklichen“ Iwan als aufbrausenden Gewaltmenschen wie als zusammengesunkenes Häuflein Trauer-Elend. Der Schauspieler stand neben dem Dirigentenpult und hatte als Requisiten lediglich ein Buch in Händen und einen mit rotem Samt beschlagenen Thronsessel. Die Assoziation zu Mussorgskis „Boris Godunow“ tauchte nicht nur einmal auf.
Mit geradezu jugendlichem Elan leitete der Siebziger Fedosejew das Prokofjew-Oratorium. Die Wiener Symphoniker reagierten auf jeden Wink ihres Chefdirigenten und liefen zu hoher Form auf. Mindestens ebenso grandios agierten die Damen und Herren des von Vladimir Minin exakt einstudierten Moskauer Kammerchores, der im Dialog mit Orchester und Rezitator Petrenko Chorgesang vom Feinsten bot.
Die vor der Pause gespielte Achte Symphonie von Ludwig van Beethoven wurde durch den sensationellen Prokofjew geradezu weggefegt. Dabei hatten Fedosejew und die Symphoniker das klassische Werk mit großer Musizierfreude und viel Spielwitz in wunderbarer Balance zwischen Pianissimo und Fortissimo aufgeführt. Der zunächst durchaus positive Eindruck des selten gespielten Beethoven-Opus konnte dem geballten Kraft des Oratoriums nicht standhalten. So wurde an diesem Abend sogar Beethoven ein spätes Opfer von „Iwan dem Schrecklichen“.
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