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IV OÖ-Präsident: "2026 noch kein substanzielles Wachstum"

Die Spielzeug-Hundeleine aus Silikon fertigt starlim und sterner
Die Spielzeug-Hundeleine aus Silikon fertigt starlim und sterner ©APA/STARLIM/STERNER GMBH
Thomas Bründl, Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) und Chef von starlim und sterner, erwartet auch im nächsten Jahr noch kein substanzielles Wirtschaftswachstum und ein Blick ins Jahr 2027 sei "sehr viel Kaffeesud lesen". Im Gespräch mit der APA sagt er zudem, warum er die Kritik an seinem Vorgänger in der IV, Ex-KTM-Chef Stefan Pierer, nicht gerechtfertigt findet und warum es eine Mindset-Änderung brauche.

Umsatz und Mitarbeiter sollen gehalten werden

In der eigenen Unternehmensgruppe hofft Bründl "mit einem blauen Auge" aus der schwierigen Wirtschaftsphase herauszukommen. Im Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende März) hat die starlim Gruppe 239 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet und weltweit 1.740 Mitarbeiter - davon 1.100 in Österreich - beschäftigt. Der Umsatz könne laut aktuellen Prognosen gehalten werden. Zuletzt habe man einzelne Mitarbeiterpositionen in Österreich nicht 100 Prozent nachbesetzt und daher sei die Mannschaft kleiner als noch vor ein, zwei Jahren. Aber es gab keinen größeren Jobabbau und dabei soll es auch bleiben. Man sei stark auf der Kostenbremse und habe speziell in Österreich Investitionen "on hold" gestellt. Das betreffe konkret den Ausbau der Produktion, ein neues Sozialgebäude sowie ein Parkhaus.

Das Familienunternehmen mit Sitz in Marchtrenk hat neben vier Standorten in Oberösterreich zwei in Kanada und zwei in China sowie je einen in Deutschland, Italien und Marokko. Man versuche aus Europa heraus in neuen Märkten Wachstum zu generieren und den Rückgang der bestehenden Produkte mit neuen aufzufangen. Eine breite Aufstellung und das man es gewöhnt sei, dass eine von den drei Bereichen immer weniger gut funktionierte, federe die herausfordernde Situation ab. "Vor fünf bis zehn Jahren haben uns die Kunden überrannt, jetzt ist der Vertrieb wieder gefragt." Starlim Spritzguss GmbH produziert Silikonteile für die Bereiche Mobilität (50 Prozent), Life Science (30 Prozent) sowie Industrial (20 Prozent). Der Werkzeugbauer sterner fertigt Werkzeuge für die Spritzgießmaschinen der Firma starlim. 95 Prozent der Produkte werden exportiert.

Respekt vor Stefan Pierers Leistung

Nachdem Stefan Pierer nach der Insolvenz des Motorradherstellers KTM in Mattighofen nicht mehr als Präsident der IV Oberösterreich angetreten ist, wurde der bis dahin als Vizepräsident tätige Thomas Bründl im Juni zum neuen Präsidenten gewählt. Gefragt nach den Unterschieden zu seinem Vorgänger, der immer mit markanten Aussagen zu "Leistung" Schlagzeilen gemacht hatte, betont Bründl, dass jeder einen unterschiedlichen Charakter habe und man aber Dritte fragen müsste, wie er persönlich wirke. Jeder müsse seinen eigenen Weg gehen: "Nur so ist man authentisch."

Bründl hat "höchsten Respekt" vor Pierer für seine Leistung in der IV Oberösterreich und auch bei KTM: "Er hat eine Motorradmarke geschaffen, die Weltruf hat - da bin ich persönlich als Österreicher stolz darauf." Misserfolge gehören beim täglichen Tun im wirtschaftlichen Umfeld dazu, man müsse als Unternehmer lernen, damit umzugehen: "Wenn man erfolgreich ist, hat man unendlich viele Schulterklopfer, in einer Tiefphase wird es auf einmal sehr einsam. Das ist leider so, aber deswegen muss man auch versuchen, wieder auf die Spur zu kommen."

KTM-Chef Gottfried Neumeister blickte kürzlich durchaus kritisch zurück und meinte, KTM sei leider in den letzten Jahren ein wenig vom Ziel, der Beste sein zu wollen, abgekommen. Das Ziel, der Größte sein zu wollen, sei in den Vordergrund gerückt. Bründl sagte dazu im Gespräch mit der APA, dass dies immer auf die Betrachtungsweise ankomme: starlim sei der weltweit größte Verarbeiter von Flüssig-Silikon. Da könne man darüber philosophieren, ob dies das Ziel oder das Ergebnis der Arbeit gewesen sei. Jedenfalls gelte: "Wer nicht nach der Nummer eins strebt, hat in der Wirtschaft nichts verloren und soll sich lieber auf seine Couch setzen." Wenn man in einer verantwortungsvollen Position ist, müsse man aushalten, dass man für falsche Entscheidungen kritisiert wird. "In Österreich sind wir ein bisschen zum Misserfolgsvermeider erzogen - leider, denn so werden immer weniger Personen den Kopf aus der Komfortzone herausstrecken."

Eigenverantwortung gefordert

Als Ziele in seiner Tätigkeit als IV-Präsident nennt Bründl eine Mindset-Änderung, der von Pierer geprägte Slogan "Leistung muss sich lohnen" soll mit Leben befüllt werden und marktwirtschaftliche Kräfte müssten wieder stärker Einzug halten: "Die Politik soll sich aus technologischen Themen herausnehmen." Jeder Einzelne in der Gesellschaft müsse weg von der "Vollkasko-Mentalität" in Richtung Eigenverantwortung, um gemeinschaftlich wieder Zuversicht und einen Aufbruch aufzubauen. "Wir haben keine Konjunkturdelle, sondern einen strukturellen Umbruch und diesen können wir nicht aussitzen."

Gefragt nach drei konkreten Forderungen an die Politik nennt Bründl - ohne diese gewichten zu wollen - als "Hauptüberschriften" die Senkung der Lohnstückkosten "auf ein mindestens europäisches Niveau", Entbürokratisierung und das Thema Förderungen: "Wenn man die ganzen Sinnlosförderungen und Bagatellsteuern weggeben würde, würde man viel Geld sparen."

(APA)

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