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Italienische Mafia könnte von Erdbebengeldern profitieren

Die Mafia wittert goldene Geschäfte mit dem Wiederaufbau in der vom Erdbeben betroffenen Region Abruzzen. Der oberste Staatsanwalt in L'Aquila, Alfredo Rossini, wies auf die Gefahr hin, dass mit Mafia-Clans verbundene Baugesellschaften beim Wiederaufbau der Region aktiv mitmischen.

“Der Geldstrom, der in die Gegend fließen wird, wird den Clans Appetit machen”, so Rossini.

Noch gebe es keine sichtbaren Hinweise auf eine Unterwanderung durch die Mafia in den Abruzzen, doch man müsse aufpassen, da die organisierte Kriminalität überall dort sei, wo man mit Bauprojekten leicht zu Geld kommen könne, erklärte der Chefstaatsanwalt der Antimafiabehörde, Piero Grasso. Er schlug am Donnerstag die Einrichtung einer Behörde vor, die über die Transparenz des Neuaufbaus wachen solle. Grasso sprach sich für die Veröffentlichung einer “weißen Liste” von Baugesellschaften aus, die jeglichen Kontakt zur organisierten Kriminalität ablehnen.

Auch der Präsident der italienischen Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini, warnte vor der Gefahr, dass die Mafia versuchen könnte, mit dem Wiederaufbau lukrative Geschäfte zu machen. “Überall, wo es enorme Investitionen gibt, besteht die Gefahr eines Eindringens der Mafia. Dies gilt in ganz Italien, zum Teil auch in Europa und im Rest der Welt. Aufsicht ist notwendig und die italienischen Institutionen werden dazu in der Lage sein”, sagte Fini.

Der Aufbau nach dem Erdbeben vom 6. April, bei dem 294 Menschen ums Leben gekommen sind, wird die Staatskassen etwa zwölf Mrd. Euro kosten. Innenminister Roberto Maroni versicherte, dass der Wiederaufbau zügig voranschreiten werde. “Es wird nicht ein Jahrzehnt dauern, aber bestimmt einige Jahre.”

Auch der Schriftsteller und Journalist, Roberto Saviano, Autor des Bestsellers “Gomorrah”, der vom Einfluss der Camorra in Neapel handelt, warnte, dass die Mafia von dem Wiederaufbau in den Abruzzen profitieren könnte. “Es besteht die Gefahr, dass sich kriminelle Organisationen in Krisenzeiten die großen italienischen Geschäfte wie den Wiederaufbau in den Abruzzen untereinander aufteilen. Seit Jahren investieren und bauen die großen Clans der Camorra”, so der Autor. In der Krisenregion sind 50.000 Menschen obdachlos. Über 15.000 Gebäude sind zum Teil schwer beschädigt oder eingestürzt.

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