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Italien: Warnung vor Nachfolgekrieg

Einen Tag nach der Festnahme des Mafia-Bosses Bernardo Provenzano hat die Staatsanwaltschaft in Palermo die Festnahme von drei Vertrauten des Paten angeordnet. Provenzano ist in Einzelhaft.

Die Männer aus der Mafia-Hochburg Corleone sollen Provenzano Nachrichten und Briefe aus ganz Sizilien in sein Versteck weitergeleitet haben, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA am Mittwoch. Nach jahrzehntelangen Ermittlungen war der „Boss der Bosse“ am Dienstag von Spezialeinheiten der Polizei in der Nähe von Corleone gefasst worden.

Der oberste Mafiajäger Pietro Grasso warnte, jetzt könne es auf Sizilien zu einem „Nachfolgekrieg“ kommen. „Es ist wohl besser, wieder bewaffnet herumzulaufen“, meinte ein Polizist in Palermo. Unterdessen durchsuchten die Fahnder das Gehöft, in dem Provenzano aufgespürt worden war.

Unter anderem seien bereits zahlreiche Briefe gefunden worden, in denen es um die Organisation der Mafia auf Sizilien gehe, hieß es. Alle großen Zeitungen des Landes berichteten am Mittwoch auf den Titelseiten von der Festnahme des „Phantoms der Mafia“: Provenzano sei der Hauptvertreter einer neuen Strategie der Cosa Nostra gewesen – „minimale Sichtbarkeit, maximale Geschäftstätigkeit“, schrieb der römische „Messaggero“.

Provenzano in Einzelhaft

Einen Tag nach seiner Festnahme in Palermo ist der Mafia-Boss Bernardo Provenzano in eine Einzelzelle auf dem italienischen Festland verlegt worden und wird rund um die Uhr bewacht. Die Ermittlungen konzentrierten sich jetzt auf die Notizen, die in Provenzanos Haus gefunden worden seien. Im Verhör schwieg der „Pate der Paten“, wie Polizeichef Calderozzi erklärte.

Provenzano wurde am Dienstag auf einem Bauernhof in der Nähe seines Heimatortes Corleone auf Sizilien gefasst. Der 73-Jährige war 1963 untergetaucht und soll die Führung der Cosa Nostra 1993 nach der Festnahme des früheren Bosses Salvatore „Toto“ Riina in Palermo übernommen haben. Provenzano hielt über schriftliche Notizen Kontakt mit der Außenwelt und erteilte auf diesem Weg seine Befehle. Telefongespräche lehnte er ab, weil er befürchtete, sie könnten von der Polizei abgehört werden.

Die italienische Polizei nahm außerdem drei mutmaßliche Helfer Provenzanos fest. Sie sollen für ihn Botschaften übermittelt und andere logistische Unterstützung geleistet haben, hieß es.

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