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Italien liegt Nibali zu Füßen

Der "Kannibale" frisst die Konkurrenz
Der "Kannibale" frisst die Konkurrenz
Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi hat Vincenzo Nibali bereits in den Palazzo Chigi nach Rom eingeladen. Nach der erneuten Klettershow des designierten Tour-de-France-Siegers twitterte der Regierungschef: "Mamma mia, Nibali #chapeau". Und auch die Presse des Landes zieht den Hut vor dem Sizilianer, der sich anschickt, 16 Jahre nach Marco Pantani die Frankreich-Rundfahrt zu gewinnen.


Die Sport-Tageszeitung “Tuttosport” vergleicht den Überflieger sogar mit dem für seinen außerordentlichen Erfolgshunger bekannten Eddy Merckx: “CaNIBALIssimo”. Die Konkurrenz will da im Kampf der Superlative nicht zurückstehen. Die “Gazzetta dello Sport” schrieb am Freitag angesichts der außerordentlichen Dominanz des 29-Jährigen, der sich nach der Spanien-Rundfahrt (2010) und dem Giro d’Italia (2013) auch die Tour de France sichern wird: “Nibali geht in die Geschichte ein. Die Demonstration der absoluten Macht. Der Sonnenkönig, der Herrscher”.

Der “Corriere dello Sport” registrierte eine “Heldentat aus einer anderen Zeit, einen Ritt zum Ruhm, den nur die Großen in diesem Sport erreichen”. Es könnte schwer werden, sich noch Steigerungen für Nibalis Krönung am Sonntag in Paris auszudenken.

Auch Giuseppe Martinelli, Nibalis sportlicher Leiter aus dem Problem-Rennstall Astana, der bereits Pantani 1998 zum Toursieg geführt hatte, kommt zu Wort: “Ich hätte nie gedacht, dass das Schicksal mir noch einmal die Gelegenheit gibt, die Tour wieder mit einem Italiener zu gewinnen”, sagte der 59-Jährige und vergaß nicht, sicherheitshalber hinzuzufügen: “Man sollte das, was im Radsport war, nicht mit dem vermischen, was er aktuell ist”. Pantani war ein Jahr nach seinem größten Triumph in Frankreich unter Dopingverdacht aus dem laufenden Giro genommen worden. Fünf Jahre später starb er an einer Überdosis Kokain.

Paolo Slongo, seit zwölf Jahren Nibalis Trainer und Mitglied im kasachischen Astana-Team von Alexander Winokurow, ist “bewegt”. Sein Schützling sei “heute der beste Nibali aller Zeiten”. Auch weil der Dominator um 1,5 kg leichter als im Vorjahr sei. Die größte Herausforderung werde sein, “dieses Niveau für die nächsten zwei bis drei Jahre zu halten”.

Nach seiner Gala in Hautacam, wo er drei Tage vor dem großen Finale in Paris seinen vierten Etappensieg in diesem Jahr feierte, war Nibali zu Scherzen aufgelegt: “Man nennt mich den Pyrenäenfloh”, sagte der knapp 1,80 Meter große Sizilianer. Seine Auffahrtszeit nach Hautacam war mit rund 37:30 Minuten im historischen Vergleich nicht außergewöhnlich. Rund 25 Fahrer – darunter aber auch etliche erwischte oder mutmaßliche Dopingsünder der EPO-Jahre – waren bei vier Auflagen seit 1994 schneller.

In diesem Jahrtausend schaffte bei den zwei Auflagen 2000 und 2008 lediglich Lance Armstrong (36:20) vor 14 Jahren eine bessere Zeit. Den unangefochtenen Topwert hält EPO-Sünder Bjarne Riis – mittlerweile Teamchef der beiden diesjährigen Bergetappensieger Rafal Majka und Michael Rogers – unangefochtenen mit inoffiziellen 34:40 Minuten.

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