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Italien: Auch Ärzte laufen Sturm

Nach dem Streik der Taxifahrer, Apotheker und Rechtsanwälte muss sich die Regierung von Romano Prodi auf den Protest einer weiteren Berufskategorie gefasst machen.

Auch die Ärzte drohen nun mit einer Offensive gegen die Mitte-Links-Regierung, die mit einem neuen Gesetzesprojekt tiefgreifende Änderungen für die Mediziner einführen will.

Dem Projekt zufolge, das im Herbst verabschiedet werden soll, dürfen leitende Ärzte in öffentlichen Krankenhäuser künftig nur noch ausschließlich für Italiens nationales Gesundheitssystem arbeiten. Dies bedeutet, dass sie nicht mehr parallel zu ihrer Arbeit im Krankenhaus auch Privatpatienten behandeln dürfen, wie es bisher der Fall war. Bisherige Versuche der vergangenen Regierungen, für Ärzte exklusive Arbeitsverträge mit dem öffentlichen Gesundheitswesen einzuführen, waren am heftigen Protest der Mediziner gescheitert.

„Die leitenden Abteilungsärzte müssen zwischen dem privaten, und dem öffentlichen Gesundheitssystem wählen. Schluss mit der doppelten Arbeit“, lautet Turcos Slogan. Ihre Pläne lösten hitzige Reaktionen aus. Die Ärzte drohten mit scharfen Protesten im Herbst, sollte die Regierung Prodi das Gesetzesprojekt durchsetzen. Die Gefahr sei, eine massive Flucht namhafter Ärzte in den privaten Bereich auszulösen, in dem die Verdienstaussichten deutlich höher als im öffentlichen Gesundheitssystem sind. Dadurch würde das italienische Gesundheitswesen Schaden leiden.

Die Ärztegewerkschaften betonen, dass das Problem eines exklusiven Arbeitsverhältnisses mit dem Staat nicht nur ihre Berufskategorie betreffe. „Warum will die Regierung gerade uns belasten?“, sagte ein Ärztesprecher.

Der Gewerkschaftsverband CGIL begrüßte dagegen Turcos Pläne. Das exklusive Arbeitsverhältnis mit dem Staat sollte alle Ärzte und nicht nur die Abteilungsleiter in einem Spital betreffen. „Man muss Schluss mit Ärzten machen, die private Praxen haben und deswegen nur schwer in den Krankenhäusern erreichbar sind. Die Bürger haben das Recht, in den Spitälern Ärzte zu finden, die die Wahl getroffen haben, für das öffentliche Gesundheitswesen zu arbeiten“, so die CGIL in einer Presseaussendung.

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