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Israel: Sharons Sohn muss in Haft

Der Sohn des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon, Omri, ist am Dienstag wegen illegaler Wahlkampffinanzierung zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten verurteilt worden.

Der Verurteilte müsse die Strafe aber erst im August antreten, weil sein Vater nach seinem Schlaganfall im Koma liegt, berichtete der israelische Rundfunk. Neun weitere Monate der Haft wurden zur Bewährung ausgesetzt. Omri Sharon muss zudem 300.000 Schekel (rund 54.000 Euro) Strafe zahlen. Sein Abgeordnetenmandat hat der 41-Jährige bereits zurückgelegt.

Das Gericht in Tel Aviv befand Omri Sharon für schuldig, ein „Netz aus Täuschung und Lügen“ gewoben zu haben, um Wahlkampfgelder in unbegrenzter Höhe für seinen Vater sammeln zu können. Er habe seinen Vater wissentlich gefälschte Dokumente unterzeichnen lassen und „den demokratischen Prozess aktiv gefährdet“, kritisierte die Gerichtsvorsitzende Edna Bekenstein bei der Urteilsverkündung. Zum Antritt seiner Haftstrafe räumte sie dem Angeklagten eine Frist bis 31. August ein, damit er Zeit mit seinem schwer kranken Vater verbringen könne. Omris Anwälte kündigten Berufung an. Der Angeklagte warf dem Gericht vor, ihn wegen seiner „prominenten Stellung“ besonders hart verurteilt zu haben.

Richterin Bekenstein sprach von einem Urteil mit weit reichenden Auswirkungen für die „Trockenlegung des politischen Sumpfes“ in Israel. Omri Sharons Vergehen hätten die gesamte Nation betroffen, „was ihre Schwere noch erhöht“. Sharons Verteidiger kritisierten das Urteil und argumentierten, gemeinnützige Arbeit hätte als Strafe ausgereicht.

Omri hatte sich vor Gericht unter anderem dazu bekannt, gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen zu haben. Ihm war zur Last gelegt worden, für den Wahlkampf seines Vaters um die Führung der Likud-Partei 1999 Briefkastenfirmen eingerichtet zu haben. Über diese soll dann Geld aus dem Ausland seinem Vater zugeflossen sein. Ariel Sharon war im November vorigen Jahres aus dem Likud ausgetreten und hatte eine neue Partei Kadima gegründet, die von Interims-Premier Ehud Olmert geleitet wird und nach wie vor in sämtlichen Umfragen in Führung liegt.

Einer der Korruptionsvorwürfe hatte sich auf Zahlungen des mit Sharon befreundeten südafrikanischen Geschäftsmanns Cyril Kern bezogen, mit denen illegale Wahlkampfspenden aus dem Jahr 1999 zurückgezahlt werden sollten. Über seinen Sohn Omri soll Sharon 1,5 Millionen Dollar erhalten haben. Ein illegales Darlehen Kerns wurde über ein Konto in Österreich zurückgezahlt. Die israelische Opposition hatte von der Regierung in einer dringlichen Anfrage unter anderem Auskunft darüber verlangt, ob die Wiederherstellung vollwertiger diplomatischer Beziehungen zu Wien mit geschäftlichen Kontakten der Familie Sharon in Zusammenhang gestanden wäre.

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