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Israel: Armee schloss Zwangsräumungen ab

Mit der Zwangsräumung der zwei jüdischen Siedlungen Sanur und Homesh hat die israelische Armee den historischen Abzugsplan von Ministerpräsident Ariel Sharon am Dienstag vollständig umgesetzt.

Nach anfänglich heftigem Widerstand hätten am späten Nachmittag die letzten radikalen Abzugsgegner die beiden Siedlungen im nördlichen Westjordanland verlassen, teilte die Polizei mit.

Am Vortag waren die letzten jüdischen Siedler aus dem Gazastreifen gebracht worden. Insgesamt räumte die Armee damit binnen einer Woche 21 Siedlungen im Gazastreifen und vier weitere im Westjordanland. Ursprünglich waren für die Räumung aller Siedlungen vier Wochen vorgesehen. Es war das erste Mal, dass Israel besetztes palästinensisches Land aufgab.

Mit Bulldozern, Schlagstöcken und Wasserwerfern drangen Tausende Soldaten in Homesh und Sanur ein und räumten zahlreiche verbarrikadierte Gebäude, in denen sich die Gegner des Abzugs verschanzt hielten. Dabei standen rund 5000 Soldaten und Polizisten etwa 2000 militanten Abzugsgegnern gegenüber. Generalstabschef Dan Halutz sagte, es habe insgesamt weniger Gewalt als erwartet gegeben. Ein Grund seien die Vermittlungsbemühungen von Rabbinern gewesen. Halutz kündigte an, die leeren Siedlungen im Gazastreifen würden innerhalb von zehn Tagen zerstört sein.

In Sanur durchtrennten Soldaten in Schutzkleidung den Sperrzaun der Siedlung, bevor ein Bulldozer das Eingangstor niederriss. Radikale Abzugsgegner bewarfen die Soldaten mit Eiern und Gemüse, ein Soldat wurde durch einen Steinwurf am Auge verletzt. Andere Demonstranten setzten Autoreifen in Brand. Zahlreiche Demonstranten verschanzten sich in der Synagoge des Ortes hinter Stacheldraht und Metallgittern. Mit Hilfe von Metallschneidern durchbrachen die Räumungstrupps die Barrikaden. Einzeln wurden die Räumungsgegner aus dem Gebäude getragen, nachdem Vermittlungsbemühungen gescheitert waren.

Andere radikale Räumungsgegner verbarrikadierten sich in einem alten britischen Stützpunkt. Dort gingen die Räumungstrupps mit Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor und verschafften sich schließlich Zugang zu dem Gebäude. Rund 30 radikale Siedler wurden von Spezialeinsatzkräften mit Hilfe von Kränen und Containern vom Dach der alten Festung geholt.

Auch in Homesh mussten Grenzpolizisten brennende Barrikaden und Stacheldrahtzäune überwinden. Dort verschanzten sich jugendliche Räumungsgegner in verlassenen Häusern, blockierten die Eingangstüren und stapelten Dachziegel, um sie als Wurfgeschosse gegen die Sicherheitskräfte einzusetzen. Zurück blieben am Ende Graffiti wie „Sharon ist ein Verräter“.

Sanur und Homesh zählen zu den vier Siedlungen im Westjordanland, welche die israelische Regierung im Zuge ihres Abzugsplans räumte. Aus den anderen beiden Siedlungen Ganin und Kadim waren die Siedler bereits freiwillig weggezogen.

Der Abzugsplan wurde von der Regierung von Ministerpräsident Ariel Sharon einseitig ohne Absprache mit den Palästinensern beschlossen. Die Regierung will die großen Siedlungsblocks im Westjordanland ausbauen und enger vernetzen. Derzeit leben in den rund 120 jüdischen Siedlungen des 1967 von Israel besetzten Westjordanlandes rund 240.000 Menschen. Von dem Rückzug sind insgesamt 8500 jüdische Siedler betroffen. Nach einem Plan von Vize-Ministerpräsident Shimon Peres sollen sie von 17 Ortschaften in der Negev-Wüste und in der Region Galiläa aufgenommen werden.

Sharons Büro teilte in Jerusalem mit, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas habe dem Regierungschef nach dem israelischem Rückzug aus dem Gazastreifen am Montagabend angerufen und ihm zu dieser „mutigen und historischen Entscheidung“ gratuliert. Er habe dabei die Hoffnung ausgedrückt, dass mit dem israelischen Rückzug aus dem Palästinensergebiet „eine neue Seite in den Beziehungen der beiden Völker“ aufgeschlagen werden könne. Sharon und Abbas hätten sich darauf verständigt, sich „bald“ zu treffen. Abbas rief nach Angaben der israelischen Regierung auch seinen israelischen Kollegen Moshe Katzav an.

230.000 Israelis zwischen 1,4 Mio. Palästinenser.

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