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Islamische Bestattungen in Vorarlberg

In Vorarlberg gibt es an die 51.000 Muslime. Die meisten Verstorbenen lassen sich via Überführung in ihrem Heimatland bestatten. In Altach steht seit 2012 der einzige islamische Friedhof Vorarlbergs.
Islamischer Friedhof Vorarlberg

In den vergangenen 150 Jahren ist durch Zuwanderung Vorarlberg für Viele zur neuen Heimat geworden. Das Hineinwachsen in bereits bestehende gesellschaftliche Strukturen und parallel dazu die Veränderung, das vielfältiger Werden von Vorarlberg als Land und Gesellschaft ist keine neue Geschichte. Zusammenleben wird gemeinsam gestaltet. Dies war auch der Anlass für den Bau des islamischen Friedhofs 2012 in Altach. Der Friedhof ist das Ergebnis von langjähriger Zusammenarbeit von verschiedenen Menschen für ein gemeinsames Ziel. Unterschiedliche Religionen oder Institutionen waren nicht das wichtigste. Die islamische Grabstätte ist allen Menschen in Vorarlberg offen. Bestatten lassen kann sich jeder, der den Hauptwohnsitz in Vorarlberg hat. Nach Startschwierigkeiten wird der Friedhof langsam aber immer stärker ausgelastet.

© VOL.AT/Zerlauth

Das Projekt

Bereits 2004 wurde vom Vorarlberger Gemeindeverband eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich um die lokale Bestattung von Muslimen in Vorarlberg kümmern sollte. 2006 konnte in Altach der passende Standort eines Friedhofs gefunden werden. Die Bauarbeiten begannen im Jahr 2011 und im März 2012 wurde der einzige Islamische Friedhof in Vorarlberg eröffnet. Im April desselben Jahres fand die erste Bestattung statt. Die Stelle der Projektleitung hatte Dr. Eva Grabherr, von "okay zusammenleben" und Attila Dincer, Sprecher der islamischen Gemeinschaften, inne.

Das gesamte Projekt kostete in etwa 2,3 Millionen Euro. Finanziert wurde das gemeinnützige Vorhaben vom Land Vorarlberg, dem Gemeindeverband, den Islamischen Gemeinschaften Vorarlberg und Grabgebühren. Der entwerfende Architekt war Bernardo Bader aus Dornbirn, der mit diesem Projekt mehrere Preise aus der Architekturszene gewinnen konnte. Die Friedhofsverwaltung und die Instandhaltung übernahm die Gemeinde Altach, welche den Friedhof bis heute organisatorisch und infrastrukturell betreut.

© VOL.AT/Zerlauth

Geringe Auslastung

Der Friedhof umfasst insgesamt 728 Gräber, die in Einzelgräber, Doppelgräber und Kindergräber unterteilt sind. Aktuell, Stand 12. August 2019, sind jedoch nur 10 Prozent aller Gräber belegt. Das entspricht einer Zahl von 74 Ruhestätten. Zuspruch finden hier vor allem die Kindergräber, die mit 29 Gräbern am häufigsten in Anspruch genommen werden. Die Anzahl der Bestattung nimmt jedoch konstant zu. Es müssen hierbei Generationenunterschiede beachtet werden, erklärt der Altacher Bürgermeister Gottfried Brändle. 2018 fanden 14 Menschen in Altach ihre letzte Ruhe. Heuer sind es bereits im August 7 Menschen.

Neben denn Bestattungen bietet der Islamische Friedhof auch die Möglichkeit Waschungen durchzuführen, für eine Überführung ins Heimatland zum Beispiel. Seit Eröffnung 2012 wurden insgesamt 337 Waschungen durchgeführt. Heuer sind es bereits 30. Die rituelle Waschung ist einer der wichtigen Bestandteile des islamischen Totenrituals. Der Islamische Friedhof in Altach liefert die nötige Infrastruktur dafür.

© VOL.AT/Zerlauth

Islamische Totenrituale

Die islamische Totenkultur samt ihrer unterschiedlichen Rituale und Bedingungen wurden alle bei der Errichtung des Islamischen Friedhofs in Altach berücksichtigt. Am meisten bekannt ist, dass islamische Gräber nach Mekka ausgerichtet sein müssen. Gestattet sind nur Erdbestattungen, sodass der gesamte Mensch Wiederauferstehen kann. Für verstorbene Muslime gilt die ewige Ruhe. Die Auflösung einer islamischen Ruhestätte ist in der Regel nicht erwünscht. Jedoch gibt es unter anderem in Istanbul Ausnahmefälle aufgrund mangelnden Platzes. Traditionelle islamische Friedhöfe sollten außerdem außerhalb der Siedlungen liegen. Weiters sollte keine Vermischung mit Andersgläubigen gegeben sein. Neben eigenen Friedhöfen sind auch eigene Grabfelder für Muslime auf kommunalen Friedhöfen geeignet. Dies ist am Wiener Zentralfriedhof, sowie in einigen Vorarlberger Gemeinden der Fall.

13 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung sind Muslime, das entspricht ungefähr 51.000 Menschen. In den vergangenen sieben Jahren, seit Eröffnung des islamischen Friedhofs in Altach wurden jedoch nur 61 Bestattungen durchgeführt. Das kann unterschiedliche Gründe haben. Schlussendlich ist es die Entscheidung eines jeden Einzelnen und von den Hinterbliebenen, wie und wo die letzte Ruhe gefunden wird.

(Red.)

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