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Isar Aerospace: „Rocket Man“ aus Feldkirch

Daniel Metzler und Markus Brandl feilen an Raketenantriebs-Modulen.
Daniel Metzler und Markus Brandl feilen an Raketenantriebs-Modulen. ©W&W/Metzler
„Ready for Take-off“: Mit 26 Jahren entwickelt Daniel „Düsentrieb“ Metzler in München Raketenantriebe – WANN & WO sprach mit dem Raumfahrtexperten.

Von Joachim Mangard / WANN & WO

„Accelerating the New Space Age“ prangt in großen Lettern auf der Homepage von Isar Aerospace, einem aufstrebenden Raumfahrt-Start-up mit Sitz in München. Und mit Daniel Metzler, dem strategischen CEO des aus einer Studentengruppe der TU München entstandenen Unternehmens, bringt ein waschechter Feldkircher Vorarlberger Know-how in die bayerische Hauptstadt. „Wir entwickeln Systeme für kleine Trägerraketen, in erster Linie Antriebe. Diese Raketenmotoren produzieren mehrere Tonnen Schub, um kleine Satelliten in verschiedenste Erdumlaufbahnen zu befördern. Nachdem die Satelliten aufgrund voranschreitender Technologie stets kleiner werden, entwickelt man weltweit Trägerraketen mit geringer Nutzlastkapazität. Wir konzentrieren uns dabei auf die Antriebe – das technisch komplexeste System – um den Markt voranzutreiben und die Kosten zu senken“, erzählt der Raketenwissenschaftler.

Startkapital im Millionenbereich

Raumfahrt ist teuer, deshalb ist Isar Aerospace auf finanzkräftige Geldgeber angewiesen. Für die erste Investitionsrunde benötige man beispielsweise Kapital im einstelligen Millionenbereich. Dies stelle das Team vor eine weitere, zeit­intensive Herausforderung, führt der 26-Jährige fort: „Für ein Verbraucherprodukt Venture Capital zu bekommen, ist machbar. Wenn es aber in tief-technische Themen geht, wie z.B. in die Raumfahrt, wo zudem der Markt sehr stark im Umbruch ist, wird es doch sehr schwierig. Vor allem, weil die Investoren nur in den seltensten Fällen aus der Branche kommen und sich erst einarbeiten müssen. Da dauert es schnell mal sechs Monate, bis man konkrete Gespräche führen kann.“

Anfänge an der TU

„Nach meinem Maschinenbaustudium in Wien hat mich die Begeisterung für Luft- und Raumfahrt nach München gebracht, da das Angebot in Österreich recht mager ist. Außerdem ist die TU München eine Spitzenuniversität mit vielen motivierten Studenten. So habe ich mich in der Raumfahrt-Studentengruppe WARR (warr.de) engagiert, wo ich relativ schnell die Projektleitung einer Höhenforschungsrakete übernommen habe. Das Team bestand damals aus 40 Köpfen“, erzählt der gebürtige Montfortstädter. In der Studentengruppe wurde die an der Universität vermittelte Theorie direkt in die Praxis umgesetzt – hands-on-Arbeitsweise als Devise. „Es gibt unendlich viel über Raumfahrt zu lernen. Dabei stößt man gerne mal auf Probleme, die es auf dem Papier oder im Design am Computer nicht gibt“, weiß der „Daniel Düsentrieb“ zu erzählen.

Auf den Spuren von SpaceX

Die privatisierte Raumfahrt ist ein Thema, das seit Jahrzehnten in den Köpfen vieler herumgeistert und vor Kurzem mit SpaceX von Elon Musk seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Für Isar Aerospace der perfekte Zeitpunkt, um sich in einem Markt mit enorm viel Potenzial zu etablieren. „SpaceX war der Ausschlaggeber einer neuen Ära in der Raumfahrt. Die Ingenieursleistung zur Wiederverwendung von Raketenstufen ist ein enormer Erfolg und ein wichtiger Schritt, um Kosten zu senken. Seither entsteht weltweit eine Vielzahl neuer Unternehmen, sei es im ‚Launch Service‘-Bereich, zur Erdbeobachtung oder der Konnektivität, beispielsweise für Internet über Satellit“, gibt der Jung-Unternehmer einen Einblick in die Zukunft. Anwendungsbereiche gibt es in Hülle und Fülle, zunächst muss das Produkt aber die Erdanziehung überwinden, was mit enormen physischen Kräften verbunden ist und die Module vor extreme Anforderungen stellt. Und dass der Umgang mit Raketentreibstoff heikel ist, weiß man nicht erst seit der tragischen Columbia-Katastrophe.

„Sicherheit hat Priorität“

„Es ist wohl einfacher vorherzusagen, wie das Wetter wird, als ob ein Raketenmotor auf dem Prüfstand explodiert. Die oberste Priorität ist die Sicherheit des Teams. Erst wenn diese gegeben ist, wird getestet. Und hier kann man noch so viel berechnen, simulieren und Vorkehrungen treffen, die Gefahr , dass etwas passiert, bleibt immer bestehen. Man überstrapaziert schließlich die Grenzen der Materialien und der Fertigung, daher werden die Prüfstände ferngesteuert und mit Sensoren ausgestattet, um Ge­­fahren vorzubeugen“, schließt der Raketenbauer.

Region mit viel Potenzial

Der Feldkircher „Daniel Düsentrieb“ hat in Zukunft viel vor, und sieht die Region als idealen Nährboden für aufstrebende Weltraum-Wissenschaftler: „Wir möchten uns als europäisches Raumfahrtunternehmen etablieren und beweisen, dass nicht nur Amerika in dem Bereich innovativ sein kann. Gerade in der DACH-Region sind unglaublich viel Know-how und Talente verfügbar, welches wir nutzen möchten, um die Kosten für Raumfahrt zu senken.“

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