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Irland: Erneut Unruhen in Belfast

In Nordirland ist es in der dritten Nacht in Folge zu Straßenschlachten zwischen radikalen Protestanten und der Polizei gekommen. Zehn Polizisten seien verletzt worden.

Das passierte als Sicherheitskräfte in Belfast mit hunderten gewalttätigen Demonstranten zusammenstießen, teilte die Polizei am Dienstag mit.

Zahlreiche Autos seien im Norden, im Osten und im Zentrum von Belfast in Brand gesetzt worden.

Die Demonstranten warfen Molotow-Cocktails, Feuerwerkskörper und andere Objekte auf die Polizisten. 19 Menschen wurden festgenommen. Im Vergleich zum Wochenende habe die Gewalt aber deutlich abgenommen, sagte ein Sprecher der Rettungskräfte. Polizeichef Hugh Orde sagte im Fernsehsender UTV, die Polizei habe die Lage unter Kontrolle.

Am Montagnachmittag hatten hunderte Protestanten Sitzblockaden auf einem Großteil der Hauptstraßen von Belfast veranstaltet. Am Abend und in der Nacht verschärfte sich die Lage dann. Allerdings setzte die Polizei diesmal nur Wasserwerfer gegen die Demonstranten ein; in den Nächten zuvor hatten die Sicherheitskräfte scharf geschossen oder Gummigeschosse verwendet. Laut Polizeichef Orde waren mehrere tausend Polizisten und 1.200 Soldaten im Einsatz.

Auch Passanten bei Ausschreitungen verletzt

In der dritten Nacht wurden immer mehr unbeteiligte Anwohner in Mitleidenschaft gezogen. Bis zum frühen Dienstagmorgen griffen mehrere hundert protestantische Extremisten abermals Polizisten mit Steinen und Molotow-Cocktails an und setzten Fahrzeuge in Brand. Ein 22 Monate alter Junge erlitt einen Schädelbruch, als er von einem Pflasterstein getroffen wurde. Insgesamt ging die Gewalt aber zurück, wie Polizei und Feuerwehr erklärten.

Das Kleinkind wurde am Kopf getroffen, nachdem Randalierer vergeblich versucht hatten, das Auto seiner Mutter zu stehlen, und daraufhin mit Steinen warfen. In einem anderen Stadtteil zerrten Demonstranten eine Frau aus ihrem Auto und setzten es in Brand. Ein weiteres Angriffsziel waren abermals Busse. Mehrere Autobahnen mussten gesperrt werden, weil Jugendliche von Fußgängerbrücken Steine auf Fahrzeuge werfen wollten

Begonnen hatten die Zusammenstöße in der Nacht zum Samstag am Rande der alljährlichen Whiterock-Parade des Oranierordens. Der Orden hatte vor dem Marsch zu Protesten gegen das Verbot des zuständigen Ausschusses aufgerufen, den Zug durch ein Katholiken-Viertel zu führen. In der Vergangenheit gab es bei den traditionellen Märschen des Oranierordens durch katholische Stadtteile immer wieder Auseinandersetzungen mit den Anwohnern.

Mit den Umzügen gedenkt der Oranierorden des Sieges Wilhelms III. von Oranien über den zum Katholizismus übergetretenen und 1688 vertriebenen Jakob II. am 12. Juli 1690 in der Schlacht am Fluss Boyne. Der 1795 gegründete Oranierorden ist die wichtigste protestantische Bruderschaft in Nordirland und verfügt eigenen Angaben zufolge über 80.000 Mitglieder.

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