Unter den Toten war auch ein Neffe von Oppositionsführer Mir-Hossein Moussavi. Ali Moussavi sei im Krankenhaus seinen Schusswunden erlegen, erklärte ein Berater von dessen Onkel. Diese Nachricht war auch einer Webseite der Reformbewegung zu entnehmen. Unklar war, ob er am heutigen Montag beerdigt wird. Die Behörden müssen dafür eine Genehmigung geben, und da Trauerfeiern von der Opposition oft für weitere Proteste genutzt werden, zweifelten Beobachter daran.
Gewaltsame Zwischenfälle bei Demonstrationen wurden am Sonntag auch aus den Städten Isfahan, Shiraz und Najafabad gemeldet. Die Opposition hatte am Vorabend von vier Toten in Teheran und vier weiteren Toten in Täbris im Nordwesten des Landes gesprochen. Diese Angaben waren jedoch zunächst nicht von offizieller Seite bestätigt worden.
Der iranische Oppositionspolitiker Mehdi Karroubi verurteilte die blutige Gewalt gegen die Demonstranten scharf. In einer Erklärung, die am Montag auf seiner Website verbreitet wurde, fragte er die Regierung, wie sie ausgerechnet am höchsten schiitischen Feiertag, dem Ashura-Fest, das Blut des eigenen Volkes vergießen konnte. Sogar das Schah-Regime habe diesen heiligen Tag respektiert, rügte Karroubi, der wie Moussavi bei der Präsidentenwahl im Juni gegen den umstrittenen Amtsinhaber Mahmud Ahmadinejad angetreten war.
Mit Sprechchören wie “Tod dem Diktator” gingen in Teheran mehrere tausend Anhänger der Oppositionsbewegung auf die Straße. Auf der Enghelab-Straße gaben die staatlichen Einsatzkräfte zunächst Warnschüsse in die Luft ab und gingen mit Tränengas und Schlagstöcken gegen die Menschenmenge vor. Schließlich hätten sie direkt auf Demonstranten geschossen, berichteten Augenzeugen und die dem Reformlager nahestehende Website Rah-e-Sabs.
Die Polizei erklärte, sie habe keine Schusswaffen eingesetzt. Dutzende Beamte seien verletzt worden, mehr als 300 Demonstranten festgenommen worden.
Nach Berichten der Opposition wurde unterdessen der Generalsekretär der verbotenen, aber tolerierten Iranischen Freiheitsbewegung, Ibrahim Yazdi, festgenommen. Wie die Internetseite Rah-e-Sabs meldete, wurde Yazdi Montag früh in seinem Haus festgenommen und von Sicherheitsleuten an einen unbekannten Ort gebracht. Yazdi sei vergangene Woche aufgefordert worden, sich in einem Büro des Geheimdienstministeriums einzufinden, sei aber nicht erschienen, meldete Rah-e-Sabs. Yazdi hatte kurz nach der Islamischen Revolution 1979 das Amt des Außenministers inne. Auch der Menschenrechtsaktivist Emad Baghi sei festgenommen worden, hieß es.
Die USA verurteilten die jüngste Gewalt im Iran mit scharfen Worten. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Mike Hammer, kritisierte die “ungerechte Unterdrückung von Zivilpersonen” bei den Zusammenstößen zwischen Demonstranten und staatlichen Einsatzkräften. Hammer erklärte, mit Hilfe von Furcht und Gewalt zu regieren, sei nicht gerecht. Der Sprecher zitierte aus der Nobelpreisrede von US-Präsident Barack Obama, wonach es bezeichnend sei, wenn Regierungen die Sehnsüchte ihres eigenen Volkes mehr fürchteten als die Macht eines anderen Staates. Auch in einer in Paris herausgegebenen Erklärung verurteilte das französische Außenministerium am Sonntagabend die Gewalt von Sicherheitskräften gegen oppositionelle Demonstranten.
Journalisten internationaler Nachrichtenmedien war es verwehrt, über die Kundgebung zu berichten. Wie in der Vergangenheit bei ähnlichen Zusammenstößen wurde das Mobilfunknetz abgeschaltet, Internetleitungen waren gedrosselt. Deutlich sichtbar war jedoch, dass über dem Zentrum von Teheran zeitweise schwarze Rauchwolken aufstiegen. Sirenen von Rettungswagen waren zu hören, Polizeihubschrauber kreisten über den Straßen.
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