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Iran/GB: Soldaten wieder zu Hause

Nach fast zwei Wochen Gefangenschaft im Iran sind die 15 am Mittwoch freigelassenen britischen Soldaten am Donnerstag wieder nach Hause zurückgekehrt.   | Pressestimmen

Sie landeten zu Mittag an Bord einer Linienmaschine der British Airways am Londoner Flughafen Heathrow. Premierminister Tony Blair erklärte, die Regierung in Teheran habe für ihre Freilassung keine Gegenleistung erhalten.

Es habe keinen Handel und keine Vereinbarungen gegeben, sagte Blair. Er fügte hinzu, jetzt sei der richtige Moment, um die Beziehungen zwischen Großbritannien und dem Iran zu überdenken. Sofern Teheran bereit dazu sei, könne es ein anderes Verhältnis geben als bisher. Zugleich betonte der britische Premier, die internationale Gemeinschaft müsse ihren Druck auf die iranische Regierung aufrechterhalten und ihr unter anderem im Atomstreit „standhaft“ gegenüberstehen.

Die Soldaten zeigten sich nach ihrer Landung nur kurz vor den Fernsehkameras, ohne sich zu äußern. Sie bestiegen dann Hubschrauber, mit denen sie zum Marinestützpunkt Chivenor an der Südwestküste Englands geflogen wurden. Dort sollen die Soldaten medizinisch untersucht und zu ihrer Gefangenschaft im Iran befragt werden.

In Teheran hatten einige von ihnen vor Kameras des staatlichen Fernsehens erklärt, sie seien illegal in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen und würden dies bedauern. Nach iranischen Angaben legten alle entsprechende Geständnisse ab.

Während ihres Heimflugs erhielten die Soldaten nach Angaben eines Militärsprechers neue Uniformen. An Bord der Maschine feierten sie ausgelassen mit Champagner, wie ein mitreisender Journalist des Senders Sky TV berichtete. Der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA zufolge gaben die Behörden im Iran den Soldaten Süßigkeiten und Bücher mit auf den Weg, außerdem Souvenirs wie Handarbeiten und eine Vase.

Blair äußerte sich „tief erleichtert“. Auch die EU begrüßte die Freilassung und äußerte die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung auch im Atomstreit. US-Vizepräsident Dick Cheney begrüßte die Entwicklung ebenfalls, betonte jedoch, die Soldaten hätten gar nicht erst gefangen genommen werden dürfen.

Der iranische Atomstreit war kurz vor der Freilassung der Briten auch Thema eines Gesprächs des EU-Außenbeauftragten Javier Solana mit dem iranischen Unterhändler Ali Larijani. Der Inhalt des Telefonats werde vertraulich behandelt, sagte ein EU-Vertreter am Donnerstag in Brüssel. Es sei aber über das Atomprogramm des Irans gesprochen worden und über Möglichkeiten, die ins Stocken geratenen Verhandlungen wieder aufzunehmen.

Wahrscheinlich werde es schon bald ein erneutes Telefonat zwischen beiden Seiten geben, hieß es. Solana und Larijani stünden trotz der gescheiterten Verhandlungen in regelmäßigem Kontakt. Der EU-Vertreter wies Spekulationen zurück, wonach es eine Verbindung zwischen der Freilassung der britischen Soldaten und der Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Iran gebe.

Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hatte am Mittwoch überraschend die Freilassung der 15 Briten angekündigt und gesagt, ihnen werde im Namen des „großen iranischen Volkes“ vergeben. Die Freilassung sei ein Geschenk an Großbritannien. Der iranische Präsident warf der Regierung in London zudem vor, „nicht den Mut aufgebracht“ zu haben, der eigenen Bevölkerung zu sagen, dass britische Soldaten in Hoheitsgewässer des Iran eingedrungen seien.

Briten begingen Freilassung in persischer Manier

Während ihre Angehörigen in der Heimat die Sektkorken knallen ließen, feierten die britischen Marineinfanteristen und Seeleute in Teheran ihre Freilassung aus iranischer Haft mit Pistazien und Wasser. Nach fast zwei Wochen Ungewissheit wirkten die 14 Männer und eine Frau in den Berichten des iranischen Staatsfernsehens glücklich und erleichtert über die überraschende Nachricht von ihrer Freilassung.

Dazu gab es Geschenke, die die iranischen Behörden jedem von ihnen am Mittwochabend überreichten. Die Fernsehbilder zeigten, wie die Briten unter anderem traditionelles Kunsthandwerk auspackten.

Für das Fernsehen waren die westlichen Soldaten extra neu eingekleidet worden. Die blau- und graufarbenen Anzüge passten einigen von ihnen aber eher schlecht als recht, was das Boulevardblatt „The Sun“ zu seiner ironischen Schlagzeile „I went to Iran and all I got was this lousy suit“ („Ich fuhr in den Iran, und alles was ich bekam, war dieser lausige Anzug“) inspirierte.

Bei ihrer Ankunft am Londoner Flughafen am Donnerstag trugen die Freigelassenen dann wieder ihre regulären britischen Uniformen. Möglicherweise wollte die Armeeführung ihnen weiteren Spott ersparen.

London entschuldigte sich vor Freilassung der Soldaten

Der außenpolitische Berater von Religionsführer Ayatollah Ali Khamenei, Ali Akbar Velayati, hat am Donnerstag erklärt, Großbritannien habe sich einen Tag vor der Freilassung der 15 Briten in einem Schreiben an den Iran für die Verletzung iranischer Hoheitsgewässer entschuldigt. Von britischer Seite wurde das nicht bestätigt.

In britischen Medien hielt unterdessen die Diskussion darüber an, ob die Freilassung der Marineangehörigen lediglich das Ergebnis „stiller Diplomatie“ gewesen sei oder ob es darüber hinaus irgendwelche Zugeständnisse gegeben habe.

Genannt wurden in diesem Zusammenhang die am Dienstag erfolgte Freilassung eines vor zwei Monaten in Bagdad verschleppten iranischen Diplomaten und Berichte über das baldige Treffen eines iranischen Diplomaten mit fünf seiner von den USA im Irak festgehaltenen Landsmänner. Washington wirft den fünf Iranern vor, an der Lieferung von Sprengstoff an Aufständische im Irak beteiligt gewesen zu sein. Teheran zufolge handelt es sich bei den Männern um Mitarbeiter des iranischen Konsulats in der nordirakischen Stadt Arbil.

Spekulationen nährte auch ein am Mittwoch geführtes Telefonat über das iranische Atomprogramm zwischen dem EU-Außenbeauftragten Javier Solana und dem iranischen Unterhändler Ali Larijani. Ein EU-Vertreter sagte am Donnerstag, beide Seiten hätten über Möglichkeiten gesprochen, die ins Stocken geratenen Verhandlungen wiederzubeleben.

Die 15 im Iran festgenommenen Briten waren am Donnerstag nach knapp zweiwöchiger Gefangenschaft in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Angehörigen der britischen Kriegsmarine landeten an Bord einer in Teheran gestarteten British-Airways-Maschine auf dem Londoner Flughafen Heathrow. Von dort wurden sie per Hubschrauber zum Militärstützpunkt Chivenor in Südwestengland gebracht, wo sie eingehend vom Militär befragt werden und mit ihren Angehörigen zusammentreffen sollten. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft äußerte die Hoffnung, dass auch der Streit um das iranische Atomprogramm auf friedliche Weise beigelegt werden könne.

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