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Iran: Holocaust kein "Tabu-Thema"

Teheran hält an Holocaust-Konferenz. fest. Der Iran betrachtet nach den Worten seines Außenamts-Sprechers Hamid-Resa Assefi den Holocaust nicht als ein "heiliges Tabu-Thema".

Teheran habe ein Recht, im Rahmen von Konferenzen und Ausstellungen die wahren Dimensionen des Themas zu überprüfen, sagte Assefi am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Teheran. „Das Thema ist weder heilig noch tabu, und es sollte erlaubt sein, darüber kritische Diskussionen zu führen“, sagte Assefi. Er bestätigte, dass eine Konferenz über den Holocaust im Dezember in Teheran stattfinden wird.

„Ich habe selber Konzentrationslager in der ehemaligen DDR und Polen gesehen und glaube, dass da vieles übertrieben wurde und die Propaganda von der Realität weit entfernt ist“, sagte Assefi, der vor der Wende Botschafter in der DDR war.

Dagegen betonte UN-Generalsekretär Kofi Annan bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem iranischen Außenminister Manouchehr Mottaki in Teheran, dass der Holocaust eine „historische, unbestreitbare Tatsache sei, „die wir akzeptieren und unseren Kindern beibringen müssen“. Was im Zweiten Weltkrieg passiert sei, dürfe nie wieder geschehen. Teheran wies Annans Kritik an der geplanten Holocaust-Konferenz zurück.

Bei seinem Besuch übte Annan außerdem scharfe Kritik an der Ausstellung von Holocaust-Karikaturen. Er habe diese als „geschmacklos“ bezeichnet, sagte ein UNO-Sprecher. Die Ausstellung zeigt über 200 Zeichnungen über den Holocaust. Sie war als Reaktion auf die in ausländischen Zeitungen veröffentlichten und in der moslemischen Welt heftig kritisierten Mohammed-Karikaturen ins Leben gerufen worden.

Auf die Frage, ob auch israelische Holocaust-Überlebende die Konferenz besuchen dürfen, sagte Assefi: „Es handelt sich hier um eine wissenschaftliche Konferenz und wir haben kein Problem damit, dass auch Andersdenkende ihren Standpunkt zu dem Thema äußern.“ Die endgültige Entscheidung liege jedoch bei den Veranstaltern der Konferenz. Ein genauer Termin dafür steht noch nicht fest, so Assefi.

Bei der Konferenz unter dem Titel „Eine Studie über den Holocaust – Die globale Perspektive“ sollen unter anderem die Gründe für Antisemitismus in Europa und die Verbindung zwischen Holocaust und Zionismus untersucht werden. Zudem sollen historische Dokumente dazu und die Rolle der Presse untersucht werden.

Die zunächst für das vergangene Frühjahr geplante Konferenz war erst auf Oktober verschoben worden – nach Einschätzung von Beobachtern aus Rücksicht auf die Fußball-WM in Deutschland. Dem Vernehmen nach sollte die iranische Mannschaft, die an der Weltmeisterschaft teilnahm, nicht belastet werden. Die iranischen Fußballer waren jedoch in der Vorrunde ausgeschieden.

Beobachter erwarten, dass zu der Holocaust-Konferenz neben Wissenschaftern und Islam-Gelehrten auch deutsche Neonazis nach Teheran eingeladen werden. Die Nationalsozialisten hatten während ihrer Herrschaft in Europa etwa sechs Millionen Juden ermordet.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinejad hatte mit seinen Äußerungen, der Holocaust sei „ein Märchen“, und der Forderung, Israel nach Europa zu verlegen, vor Monaten weltweit für Empörung gesorgt. In einem Schreiben hatte der Vorsitzende des Dachverbandes der Holocaust-Überlebenden, Noah Flug, Ahmadinejad einen Besuch der Gedenkstätte Auschwitz empfohlen, wie die israelische Tageszeitung „Yediot Ahronot“ in der Vorwoche berichtete.

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