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Iran-Geiseln: Bush mischt sich ein

Mehr als eine Woche nach der Festnahme britischer Seeleute durch den Iran hat sich erstmals US-Präsident George W. Bush in den Konflikt eingeschaltet.

Bush bezeichnete die Seeleute am Samstag in Camp David als „Geiseln“ und nannte deren Festnahme „unentschuldbar“. Der US-Präsident unterstützte zugleich das Vorhaben Londons, den Konflikt mit Teheran auf diplomatischem Wege zu lösen. Laut einem Pressebericht strebt Großbritannien eine gütliche Einigung mit dem Iran an, ohne sich jedoch entschuldigen zu wollen.

„Die Iraner müssen die Geiseln herausgeben, sie sind unschuldig, sie haben nichts Verbotenes getan“, sagte Bush. Es handle sich um eine „ernste Angelegenheit“, denn die Iraner hätten die britischen Seeleute in irakischen Gewässern gefangen genommen, betonte der US-Präsident weiter. Er unterstütze Blair in seiner Haltung, dass es keine Gegenleistung für die Freilassung der Seeleute geben werde.

Bush äußerte sich am Samstag erstmals öffentlich zu dem Konflikt zwischen London und Teheran über die Gefangennahme der britischen Soldaten. Die US-Regierung hatte sich zuvor bei diesem Thema betont zurückgehalten. US-Diplomaten in Washington ließen erkennen, dass dies auch der Wunsch Londons gewesen sei.

Der Iran wirft den am 23. März im Mündungsgebiet des Flusses Shatt al-Arab festgenommenen Soldaten eine Verletzung seiner Hoheitsgebiete vor. Großbritannien bestreitet das entschieden und verlangt die Freilassung seiner Staatsbürger.

Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad griff am Samstag Großbritannien wegen des Vorfalls scharf an. Ahmadinejad betonte nach Angaben der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA erneut, London hätte sich entschuldigen und sein Bedauern über den Zwischenfall äußern müssen. „Jedoch arrogante Mächte entschuldigen sich wegen ihrer Arroganz und ihrer egoistischen Mentalität nicht bei den Iranern.“ Sie täten so, als schuldeten die Iraner ihnen etwas. Die britischen Besatzungstruppen seien in iranisches Hoheitsgewässer eingedrungen und dabei festgenommen worden.

Außenminister Manouchehr Mottaki sagte, die britische Führung müsse einen übermäßigen Medienrummel und eine „Politisierung“ vermeiden, um die Affäre nicht weiter zu komplizieren. Eine von Großbritannien übermittelte diplomatische Note könne einer näheren Betrachtung unterzogen werden. Teheran warte aber immer noch auf eine „ausgewogene“ Haltung Londons.

Über den Inhalt der von Großbritannien an den Iran geschickten Note – offenbar die Antwort auf eine Depesche aus Teheran vom Donnerstagabend – wollte Außenministerin Margaret Beckett bei einem Treffen der EU-Ressortchefs in Bremen keine Angaben machen. Sie betonte, es müsse so schnell wie möglich eine friedliche Beilegung der Krise erreicht werden. Beckett warf Teheran „Säbelrasseln“ vor.

Die Zeitung „Sunday Telegraph“ berichtete unter Berufung auf einen britischen Verteidigungsbeamten, London wolle einen Marineoffizier in die iranische Hauptstadt schicken. Dieser solle das Versprechen übermitteln, dass die britische Marine niemals wissentlich in iranische Hoheitsgewässer eindringen werde. Der Verteidigungsbeamte betonte, das Angebot komme nicht einem Schuldeingeständnis oder einer Entschuldigung gleich. Laut einer von dem Blatt veröffentlichten Umfrage lehnen die Briten derzeit mit großer Mehrheit eine Militäraktion zur Befreiung der im Iran festgehaltenen Soldaten ab.

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn erklärte unterdessen, er halte eine rasche Lösung in der Krise für möglich. „Es gibt Anzeichen der Entspannung. Ich gehe davon aus, dass die Freilassung der 15 gefangen genommenen britischen Soldaten durch den Iran innerhalb einer Woche möglich sein wird“, sagte Asselborn gegenüber der Zeitung „Welt am Sonntag“.

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