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Iran gab Bau von zweiter Urananreicherungsanlage bekannt

Der Iran baut nach eigenen Angaben eine zweite Urananreicherungsanlage. Die Regierung in Teheran hatte die Internationale Atombehörde (IAEO bzw. IAEA) Anfang der Woche über den Bau der neuen Atomanlage informiert, wie ein IAEO-Sprecher am Freitag mitteilte. Nach Angaben aus US-Regierungskreisen beobachten die Vereinigten Staaten das Projekt seit Jahren. US-Präsident Barack Obama warf dem Iran am Rande des G-20-Gipfels in Pittsburgh vor, die Anlage jahrelang geheim gehalten zu haben.

Die Islamische Republik habe IAEO-Chef Mohamed ElBaradei am Montag in einem Brief über die Existenz der neuen Anlage informiert, sagte der Sprecher der UNO-Behörde, Marc Vidricaire. Nach iranischen Angaben befinde sich noch kein Atommaterial in der Anlage. Die Regierung in Teheran habe erklärt, die Fabrik nur zur Herstellung niedrig angereicherten Urans für Atomkraftwerke zu benutzen. Die IAEO habe den Iran aufgefordert, ihr schnellstmöglich genauere Informationen zur Verfügung zu stellen und Zugang zu der Anlage zu gewähren.

Dem Schreiben zufolge solle in der Anlage Uran auf fünf Prozent angereichert werden. Das wäre ausreichend, um damit Kernkraftwerke zu betreiben. Für Nuklearwaffen ist jedoch eine Anreicherung auf rund 90 Prozent notwendig.

Zwei Diplomaten aus dem Umfeld der IAEO sagten Reuters, den iranischen Angaben zufolge handle es sich um eine Pilotanlage, die noch nicht in Betrieb sei. Bisher befänden sich dort keine Zentrifugen zur Urananreicherung. Die iranische Nachrichtenagentur ISNA meldete unter Berufung auf eine “informierte Quelle”, die Atomfabrik ähnele der in Natanz.

US-Präsident Obama warf dem Iran in einer Stellungnahme am Freitag vor, die zweite Anlage zur Urananreicherung jahrelang verheimlicht zu haben. Teheran wolle offenbar seine internationalen Verpflichtungen nicht einhalten, sagte Obama beim G-20-Gipfel in Pittsburgh. Das werde durch den Bau der neuen Anlage unterstrichen. Gemeinsam mit dem britischen Premierminister Gordon Brown und dem französischen Staatschef Nicolas Sarkozy verlangte Obama von Teheran, der IAEO umgehend Zugang zu der unterirdischen Anlage zu verschaffen. Brown und Sarkozy drohten in ihren Stellungnahmen in Pittsburgh ansonsten mit weiteren Sanktionen gegen den Iran.

Die neue Anlage soll nach US-Diplomatenangaben nahe der den Schiiten heiligen Stadt Qom (Ghom) südlich von Teheran liegen und soll demnach groß genug für etwa 3.000 Zentrifugen zur Urananreicherung sein. Die Anlage sei wohl nicht vor nächstem Jahr betriebsbereit. Ein Diplomat ging von mindestens sechs Monaten bis zu einer möglichen Inbetriebnahme aus.

Irans Atom-Unterhändler Said Jalili bekräftigte unterdessen in einem im Voraus veröffentlichten Interview mit dem deutschen Nachrichtenmagazin “Der Spiegel” die Auffassung seiner Regierung, sein Land habe das Recht zur Urananreicherung und werde es niemals aufgeben. “Die Nutzung der Atomenergie muss für alle gewährleistet sein”, sagte er. “Wir sind für weltweite Abrüstung. Aber wir werden weiter Uran anreichern.”

Jalili, erwartet Konzessionen der USA und Europas bei dem Treffen in der Schweiz am 1. Oktober. “Jetzt ist der Westen am Zug”, wurde er zitiert. Auf das Thema Urananreicherung soll aus seiner Sicht nicht eingegangen werden. “Wir werden dieses Recht niemals aufgeben.” Verschärfte Sanktionen fürchte seine Regierung nicht.

Die Enthüllung einer weiteren Urananreicherungsanlage dürfte den Verdacht befeuern, dass der Iran trotz gegenteiliger Beteuerungen heimlich ein Atomwaffenprogramm betreibt. Zudem liefert sie den fünf ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrats und Deutschland vor einem Treffen mit Vertretern Irans in der kommenden Woche ein weiteres Argument zur Erhöhung ihres diplomatischen Drucks.

Bisher war nur eine iranische Urananreicherungsanlage in Natanz bekannt, die von der IAEO überwacht wird. Weil sich der Iran weigert, die Anreicherung auszusetzen und Verdachtsmomente für ein militärisches Atomprogramm auszuräumen, haben die Vereinten Nationen Sanktionen gegen das Land verhängt. Die Drohung weiterer Strafmaßnahmen steht im Raum.

Am 1. Oktober sollen in Genf Gespräche zwischen dem Iran und der Sechser-Gruppe stattfinden. Zu ihr gehören die fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats – China, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA -, sowie Deutschland. Im Vorfeld des Treffens hatte Teheran in den vergangenen Tagen mehrmals sein Recht auf ein eigenes Atomprogramm bekräftigt, das demnach nur einer friedlichen Nutzung der Kernenergie dienen soll.

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