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Iran erweitert seine atomaren Fähigkeiten

Wien - Der Iran hat nach Ansicht der IAEO seine Uran-Anreicherung in "Besorgnis erregendem Ausmaß" erweitert und ist der Fähigkeit zum Bau einer Atombombe näher gerückt.

Westliche Experten sind sich noch nicht im Klaren darüber, wie weit die von Teheran verkündeten Fortschritte beim Atomprogramm tatsächlich gediehen sind. Allerdings erscheinen vielen von ihnen die Beteuerungen der iranischen Führung, mit der Uran-Anreicherung lediglich friedliche Absichten zu verfolgen, wenig glaubhaft.

Zudem hat der Iran den Zugang für Inspektoren der IAEO zu seinen Atomeinrichtungen eingeschränkt. Dazu kommt, dass eine Reihe von Fragen in Zusammenhang mit dem ursprünglich geheimen Atomprogramm Teherans unbeantwortet geblieben sind, was Zweifel hinsichtlich der rein zivilen Nutzung aufkommen ließ.

So habe der Iran zwischen 1999 und 2002 Uran-Anreicherungszentrifugen in der nicht deklarierten Anlage des Elektrizitätsunternehmens Kalaye getestet und dabei Atommaterial verwendet, das 1991 nicht deklariert importiert worden sei, berichteten die Nuklear- und Rüstungsexperten Pierre Goldschmidt und George Perkovich.

Grundvoraussetzung für die Nutzung von Kernenergie – sei es zu rein zivilen oder militärischen Zwecken – ist die Anreicherung des spaltbaren Isotops Uran-235, die in der Regel in Gaszentrifugen erfolgt. Vor der Anreicherung muss das Uran-Erz gereinigt und in so genanntes Yellow Cake umgewandelt werden. Danach wird es mit dem Gas Fluor zu der gasförmigen Verbindung Uran-Hexafluorid (UF6) vereinigt. Die für diese Umwandlung („Konversion“) verwendeten Anlagen befinden sich in Isfahan.

Die eigentliche Anreicherung erfolgt in der Stadt Natanz, wo nach iranischen Angaben 1.600 Gaszentrifugen installiert wurden. Die tief unter der Erde liegende und mit Flugabwehrsystemen geschützte Anlage kann bis zu 50.000 Gaszentrifugen aufnehmen.

In den Gaszentrifugen wird das in Form des gasförmigen UF6 vorliegende, äußerst seltene Uran-235 vom schwereren und häufigen Uran-238 getrennt. Durch Hintereinanderschaltung tausender Gaszentrifugen („Kaskade“) wird das für die Gewinnung von Kernenergie benötigte Uran-235 stufenweise immer weiter angereichert. Für ein Kernkraftwerk ist ein Anreicherungsgrad von etwa 3 Prozent nötig, für eine Atombombe von 90 Prozent.

Außerdem betreibt die Teheraner Führung Forschungen über eine Uran-Anreicherung mit Hilfe von Lasertechnik. Im Vergleich zur Anreicherung mit Gaszentrifugen bietet die Lasertechnik entscheidende Vorteile, die gerade für den Iran wichtig seien, sagen Experten. Sie sei weniger energieaufwändig, erfordere geringeren Platz für die Produktion und führe zu einer größeren Ausbeute an Uran-235 und Plutonium-239, die bei ausreichender Konzentration auch zur Atomwaffen-Herstellung verwendet werden können.

Zudem betreibt der Iran ein Programm mit so genanntem schweren Wasser (Deuteriumoxid), das Atomexperten mit besonderem Misstrauen verfolgen. In Schwerwasser-Reaktoren kann nämlich Natur-Uran direkt in Brennelementen verwendet werden, ohne erst in komplizierten Verfahren Uran-235 anreichern zu müssen. Als „Abfallprodukt“ fällt Plutonium, das zum Bau von Atombomben verwendet werden kann, in größeren Mengen an. Der Schwerwasser-Forschungsreaktor in Arak mit einer jährlichen Produktionskapazität von 16 Tonnen „schwerem Wasser“ befindet sich in der Fertigungsphase.

Schweres Wasser spielt zudem eine Rolle bei der Kernfusion – und beim Bau von Wasserstoffbomben, die die vielfache Zerstörungskraft von Atombomben haben.

Die umfangreiche atomare Forschungstätigkeit des Iran und das Bestreben, den nuklearen Brennstoffkreislauf zu beherrschen, geht mit einem ehrgeizigen Rüstungsprogramm einher. Besonders bedrohlich erscheinen dem Westen und Israel die Raketen vom Typ Shahab („Sternschnuppe“). Die iranischen „Shahab-3“-Raketen könnten laut US-Experten mit Atomsprengköpfen bestückt werden und auch europäische Ziele sowie Israel erreichen.

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