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Irakische Stadt Falluja in der Hand von Islamisten

Al-Kaidas Terror-Kalifat (grün) vor Ausrufung?
Al-Kaidas Terror-Kalifat (grün) vor Ausrufung? ©Debka/Youtube
Mehr als zehn Jahre nach der US-Invasion im Irak ist die frühere Rebellenhochburg Falluja wieder in die Hand islamistischer Aufständischer gefallen. Die Stadt im Westen des Landes sei von der dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehenden Extremistengruppe Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL) erobert worden, sagte ein ranghoher Sicherheitsbeamter am Samstag.
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Irak: Dutzende Tote bei Kämpfen

Am Vortag hatte es in Falluja und im nahegelegenen Ramadi die schwersten Gefechte seit Jahren gegeben. Die irakische Armee setzte Artillerie gegen radikalislamische Kämpfer ein. Durch den Beschuss wurden am Samstag mindestens acht Menschen getötet, wie Stammes- und Behördenvertreter sagten. Ärzte in der Stadt im Westen des Landes berichteten zudem von 30 Verletzten.

Vororte werden von der Polizei gehalten

Laut dem Sicherheitsbeamten wurden einzelne Vororte von Falluja noch von der Polizei gehalten. In der Innenstadt waren laut Augenzeugen weder Sicherheitskräfte noch die mit ihnen verbündeten Stammesmilizen zu sehen. Am Freitag hatten sich zum Mittagsgebet hunderte Bewaffnete mit den schwarzen Flaggen der Jihadisten im Zentrum versammelt und einen “islamischen Staat” in der Stadt ausgerufen.

Falluja war nach dem US-Einmarsch im Frühjahr 2003 eine der Hochburgen der sunnitischen Rebellen und Schauplatz monatelanger Kämpfe. Schließlich gelang es den US-Streitkräften mit Hilfe regionaler Stammesmilizen, die Stadt und die angrenzende Provinz Anbar unter Kontrolle zu bringen. Laut der unabhängigen Webseite icasualties.org wurden ein Drittel aller im Irak gefallenen US-Soldaten in der Provinz Anbar getötet.

Islamistische Rebellen gewinnen an Boden

Nach dem Abzug der US-Truppen Ende 2012 gewannen die islamistischen Rebellen in Anbar wieder an Boden. Laut Analysten profitiert die sunnitische ISIL unter anderem von der Wut der sunnitischen Bevölkerung auf die Politik der schiitisch dominierten Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki. Die Sunniten fühlen sich von der Regierung diskriminiert, zudem klagen sie über gezielte Repressalien der von den Schiiten dominierten Sicherheitskräfte.

Auslöser der jüngsten Gewalteskalation war die Räumung eines sunnitischen Protestlagers in der Provinzhauptstadt Ramadi am vergangenen Montag. Maliki hatte das Lager als Hauptquartier der Al-Kaida-Führung in der Region bezeichnet. Die gewaltsame Räumung löste jedoch blutige Gefechte aus. Der weitgehende Rückzug der Sicherheitskräfte aus Ramadi und Falluja ermöglichte dann den Kämpfern von ISIL, sich in beiden Städten festzusetzen.

Verlustreiche Kämpfe

Am Freitag wurden bei Gefechten mehr als hundert Menschen getötet, darunter 62 Aufständische. Es war damit der verlustreichste Tag seit Jahren. Im Irak rivalisieren Schiiten und Sunniten seit langem. Unter dem 2003 gestürzten Machthaber Saddam Hussein hielten Sunniten die Schlüsselstellungen im Staat, die meisten Iraker sind aber Schiiten. Die Feindschaft spielt auch im Nachbarland Syrien eine große Rolle, wo ein Bürgerkrieg tobt. Dort wird der Aufstand gegen Präsident Bashar al-Assad vor allem von Sunniten getragen. An der Seite Assads wiederum kämpfen schiitische Milizen aus dem Libanon. Die ISIS ist vor allem im Norden und Osten Syriens in den Provinzen Al-Raqqa und Deir al-Zor aktiv.

Irakische Armee vernichtend geschlagen?

Wie “debka.com”, eine Netz-Seite mit hervorragenden Beziehungen zu vor allem israelischen Geheimdienstquellen bestätigt, ist Ramadi mittlerweile in die Hand der Terroristen gefallen. Damit wird ein Alptraum-Szenario der USA und des Westens wahr: Den Al-Kaida nahen Gruppierungen wäre es somit gelungen, ein zusammenhängendes Gebiet vom irakischen Ramadi bis hin zum syrischen Al-Raqqa zu besetzen – was sie ihn die Lage brächte, einen eigenen Staat zu gründen.

Laut Debka-Quellen wären die irakischen Sicherheitskräfte bei ihrem Vorgehen in Anbar dermaßen geschwächt worden, dass sogar die Einnahme Bagdads durch die Terroristen im Raum stehe. Jedenfalls stünde die Ausrufung eines Kalifats, welches die syrisch-irakischen Gebiete involviere, mit Fallujah als Hauptstadt kurz bevor.

Ironie des Schicksals: Wie “welt.de” berichtet, lehnen sich die USA in ihrer Verzweiflung nun an Iran und dessen Verbündeten Syrien beziehungsweise Baschar al-Assad an – um eine gemeinsame Front gegen Al-Kaida zu bilden. Denn ein “Terror-Kalifat” würde von allen Beteiligten als größte Bedrohung angesehen werden.

Debka: Iran und USA gemeinsam gegen Al-Kaida?

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