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Irak: Verfassungsentwurf geht in Druck

Die neue Welle der Gewalt mit insgesamt 169 Todesopfern an einem Tag im Irak nach zwei Wochen relativer Ruhe in Bagdad ist mit einem Fortschritt im Verfassungsprozess zusammengefallen.

Der stellvertretende Parlamentspräsident Hussein al-Shahristani sagte, das Dokument sei nun endgültig fertig gestellt und werde den Vereinten Nationen zum Druck und zur Verteilung übermittelt.

Es seien noch einige Veränderungen vorgenommen worden. So wurde auf Wunsch der Arabischen Liga der Irak als einer der Gründerstaaten der Organisation erwähnt. Forderungen der Sunniten, die die arabische Identität Iraks ausdrücklich genannt haben wollten und die sich gegen jede Erwähnung des Föderalismus wandten, wurden jedoch nicht erfüllt. Über den Entwurf sollen die Iraker am 15. Oktober abstimmen.

Am Mittwoch waren Laufe des Tages in der irakischen Hauptstadt rund ein Dutzend Bomben explodiert. Allein dabei starben mindestens 152 Menschen. Mehr als 540 Menschen erlitten bei der schwersten Anschlagsserie seit eineinhalb Jahren Verletzungen. Die Terrorgruppe Al-Kaida im Irak bekannt sich im Internet zu den Anschlägen und sprach von Rache für die jüngste Offensive der amerikanischen und irakischen Streitkräfte in Tal Afar. Shahristani verurteilte die Attentate als barbarisch und grausam. Zudem wurden in einem Dorf nördlich von Bagdad bei einem nächtlichen Überfall 17 Bewohner erschossen.

Der irakische Übergangsregierungschef Ibrahim al-Jaafari erklärte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der arabischen Zeitung „Al-Sharq Al-Awsat“, die Einwohner von Tel Afar hätten die Regierung um eine Militärintervention gebeten. Er besitze sogar ein schriftliches Dokument, in dem dies festgehalten werde. Wer dieses unterzeichnet hat, sagte er nicht. In Tel Afar leben vorwiegend sunnitische Turkmenen und schiitische Araber. Nach Angaben eines Sprechers der irakischen Armee wurden dort seit Beginn der Offensive 157 Menschen getötet und 440 festgenommen sowie 34 Waffenverstecke entdeckt.

Nachdem sich Gerüchte über einen direkt bevorstehenden Angriff der amerikanischen und irakischen Truppen auf Extremisten im nordirakischen Samarra verbreitet hatten, verließen am Mittwoch zahlreiche Familien die Stadt und flohen in die Provinzhauptstadt Tikrit. Einer der Geflohenen, Abdul Wahed Mahmud (65), sagte der Deutschen Presseagentur (dpa) nach seiner Ankunft in Tikrit: „Die Einwohner von Samarra sind gefangen zwischen den Besatzern, dem Widerstand und den Terroristen, und das Volk zahlt den Preis dieses Krieges.“

Der Vize-Gouverneur der Provinz Salaheddin, Abdullah Jabura, warnte vor einer Offensive in Samarra. Der Armee sei es bei früheren Militäroperationen in Samarra nicht gelungen, „für Sicherheit zu sorgen, stattdessen haben sie die Situation nur noch verschlimmert.“

Ein führendes Mitglied der Bewegung des schiitischen Predigers Moktada al-Sadr gab den US-Truppen und den Anhängern des alten Regimes von Saddam Hussein die Schuld an den Anschlägen in Bagada. Abdul Hadi al-Daraji sagte: „Diese Terrorakte sind Teil der Verbrechen der Überreste des Saddam-Regimes, und die Besatzungstruppen sind verantwortlich für die fehlende Sicherheit im Irak.“

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