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Irak: Offenbar zweite US-Geisel ermordet

Extremisten haben im Irak offenbar auch den zweiten in ihrer Gewalt befindlichen Amerikaner getötet. Die Kidnapper hatten am Tag davor zusammen mit einem Video von der Enthauptung der ersten Geisel mit dem Tod des zweiten US-Bürgers gedroht.

Sie würden die Geisel töten, wenn die US-Regierung nicht binnen 24 Stunden der Forderung nach Freilassung aller irakischen Frauen aus Gefängnissen nachkomme. Auf einer islamistischen Website hieß es dann am Dienstagabend, nach Ende des Ultimatums sei der zweite Amerikaner getötet worden.

In der Gegend von Bagdad wurde dann auch ein Enthaupteter gefunden, wie der amerikanische Nachrichtensender CNN unter Berufung auf US-Angaben in der Nacht auf Mittwoch berichtet. Ob es sich bei dem Toten um den US-Bürger Jack Hensley handelt war zunächst unklar.

Etwas später wurde auf einer anderen Web-Site in einer erweiterten Erklärung auch mit der Ermordung der dritten Geisel gedroht, eines Briten. Ein Ultimatum wurde aber nicht gestellt. Bigleys Sohn Craig und sein Bruder Philip forderten den britischen Premierminister Tony Blair auf, zu helfen. Im britischen Fernsehen bat Craig (33): „Bitte erfüllen Sie die Forderungen, so dass mein Vater freikommt.“ Blair telefonierte später mit der Familie Bigley. Das Außenministerium erklärte jedoch, Großbritannien werde sich den Kidnappern nicht beugen.

Die drei Ingenieure waren am Donnerstag vergangener Woche bei einem dreisten Überfall aus ihrer Wohnung in Bagdad verschleppt worden. Ein Video mit der Enthauptung von Eugene Armstrong wurde am Montag veröffentlicht. Der zweite entführte US-Bürger war Jack Hensley. Zudem wurde noch der Brite Kenneth Bigley gekidnappt.

Für die Taten verantwortlich ist anscheinend die Gruppe Tawhid wa al Jihad des Jordaniers Abu Musab al Zarqawi (Sarkawi). Er hat Armstrong offenbar persönlich getötet, wie der Geheimdienst CIA nach einer Analyse der Videoaufnahme bestätigte. Die Leiche wurde ganz in der Nähe des Bagdader Stadtviertels gefunden, aus dem er verschleppt worden war.

Zarqawi machte die US-Regierung für die Tötung Armstrongs verantwortlich, weil sie die Forderung nach der Freilassung aller inhaftierten Frauen im Irak nicht erfüllt habe. Das US-Militär hält im Irak zwei Wissenschaftlerinnen fest, die unter dem Regime von Saddam Hussein an Waffenprogrammen beteiligt gewesen sein sollen. Huda Ammash war früher in der Biowaffen-Forschung tätig. Rihad Taha war Leiterin des Programms zur Entwicklung von waffenfähigen Anthrax-Erregern. Nach US-Angaben sind die Frauen aus Sicherheitsgründen in Haft, allerdings in keinem der von Zarqawi genannten Gefängnisse, also Abu Ghraib und Umm Kasr.

Ein entführter Türke wurde unterdessen am Dienstag in der Nähe der nordirakischen Stadt Mossul (Mosul) tot aufgefunden. Das berichtete der staatliche türkische Fernsehsender TRT. Der Mann war als Lastwagenfahrer bei einer Firma beschäftigt, die für die US-Streitkräfte arbeitet. Gleichzeitig wurde ein anderer entführter Türke nach knapp sieben Wochen auf freien Fuß gesetzt, nachdem sich seine Firma aus dem Irak zurückgezogen hatte. Ein türkisches Bauunternehmen kündigte ebenfalls das Ende seiner Geschäfte im Irak an, um das Leben von zehn entführten Angestellten zu retten.

Die US-Armee begann in der Nacht auf Mittwoch indes einen nächtlichen Kampfeinsatz im Bagdader Schiitenviertel Sadr City. Soldaten seien in dem Armenviertel im Einsatz, „um die Terroristen zu bekämpfen und schließlich die Wiederaufbauprojekte wieder aufnehmen zu können, auf die Bewohner von Sadr City warten“, sagte Armeesprecher Philip Smith. Heftige Schusswechsel waren zu hören, Kampfhubschrauber kreisten über der Stadt.

Irak könnte inhaftierte Frau freilassen

Die irakische Regierung will möglicherweise eine der beiden inhaftierten Irakerinnen freilassen. Diese Entscheidung habe aber nichts mit der entsprechenden Forderung von Anhängern des jordanischen Geiselnehmers Abu Mussab al Zarqawi zu tun, sagte ein führender Mitarbeiter des irakischen Justizministeriums am Mittwoch in der Hauptstadt Bagdad. Die islamistische Gruppe hat bereits zwei US-Geiseln getötet und noch einen Briten in ihrer Gewalt. Sie fordern die Freilassung aller Frauen in irakischen Gefängnissen.

Die inhaftierte Wissenschaftlerin Rihab Taha stelle „keine Gefahr mehr für die Sicherheit des Landes“ dar und könne nach Einschätzung der Regierung gegen Kaution freikommen, sagte ein Sprecher des Justizministeriums am Mittwoch in der Hauptstadt Bagdad.

Diese Entscheidung habe aber nichts mit der entsprechenden Forderung von Anhängern des jordanischen Islamisten Abu Mussab al Zarqawi zu tun, wiederholte der Sprecher. „Die Haltung der Regierung besteht darin, nicht mit den Terroristen zu verhandeln.“ Die Freilasung der anderen irakischen Wissenschaftlerin, Huda Saleh Mehdi Amash, komme daher nicht in Frage; sie sei immer noch „eine Bedrohung“ für die innere Sicherheit des Irak.

Die Vereinigten Staaten verdächtigen die beiden irakischen Wissenschaftlerinnen, zum Aufbau des mutmaßlichen Biowaffenprogramms von Ex-Präsident Saddam Hussein beigetragen und wesentliche Funktionen in der regierenden Baath-Partei gehabt zu haben.

Die islamistische Gruppe von Zarqawi fordert die Freilassung der beiden Wissenschaftlerinnen im Gegenzug für das Leben von drei Geiseln. Nach eigenen Angaben hat die Gruppierung am Dienstag einen zweiten US-Bürger enthauptet. Ein Brite befindet sich noch in ihrer Gewalt. Zarqawis Anhänger hatten die drei Männer am vergangenen Donnerstag aus einem Haus in Bagdad verschleppt. Am Montag hatten die Islamisten ein Video veröffentlicht, das die brutale Enthauptung des Amerikaners Eugene Armstrong zeigte.

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