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Irak-Invasion: Proteste zum Jahrestag

Drei Jahre nach der Invasion der Vereinigten Staaten im Irak setzen die Aufständischen ihre Bombenanschläge und Überfälle mit unverminderter Härte fort.

Bei Detonationen von Sprengsätzen wurden am Montag in und um Bagdad mindestens sieben Angehörige der Sicherheitskräfte in den Tod gerissen. In der irakischen Hauptstadt wurden auch erneut zehn von Kugeln durchsiebte Leichen gefunden, darunter ein 13-jähriges Mädchen. Die Behörden gingen davon aus, dass es sich um die jüngsten Opfer der eskalierenden Gewalt zwischen schiitischen und sunnitischen Extremisten handelte. US-Soldaten haben nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Time“ vor vier Monaten in einem Racheakt 15 irakische Zivilisten umgebracht.

Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari erklärte in einem Beitrag für die „Washington Post“, der Kampf gegen den Terrorismus und die Wiederbelebung der Wirtschaft seien die wichtigsten Herausforderungen. Der britische Außenminister Jack Straw rief die politischen Kräfte im Irak zur nationalen Einheit auf. Es sei jetzt wichtig, „dass die politischen Führer zusammenkommen und eine Regierung der nationalen Einheit bilden“, sagte Straw am Rande eines Treffens der EU-Außenminister in Brüssel. Straw räumte ein, dass die Sicherheitslage in dem Land nach wie vor ernst sei. „Und es haben mehr Menschen ihr Leben verloren als vor drei Jahren erwartet.“ Andererseits habe das Land bereits zwei Wahlen erfolgreich gemeistert und eine Verfassung verabschiedet. Die Verhandlungen über die Bildung einer Regierung aus Vertretern aller religiösen und ethnischen Gruppen wurden für eine Woche ausgesetzt.

Nach Einschätzung von US-Generalstabschef Peter Pace könnten die irakischen Streitkräfte bis zum Jahresende die Kontrolle über die instabilen Regionen des Landes übernehmen. Bis dahin seien alle notwendigen Einheiten rekrutiert, und die USA hätten einen Großteil der Soldaten ausgebildet, sagte Pace während eines Flugs nach Pakistan. Allerdings würden die Iraker noch auf technische und logistische Unterstützung angewiesen sein. Bewaffnete Aufständische erschossen unterdessen in Mosul (Mossul) im Norden einen Mitarbeiter der Ölindustrie sowie einen Polizisten. Das Feuer wurde auf einen früheren Bürgermeister von Bagdad eröffnet. Dieser wurde schwer verletzt.

Zehntausende Demonstranten in aller Welt forderten zum Jahrestag des Kriegsbeginns den Abzug der internationalen Truppen aus dem Irak. In New York zogen 200 Friedensaktivisten am Sonntag die Fifth Avenue hinunter und hielten auf dem Times Square eine Mahnwache. 17 Demonstranten wurden wegen ungebührlichen Verhaltens festgenommen. Sie hatten nach Angaben der Organisatoren der Demonstration versucht, vor einem Rekrutierungsbüro der US-Truppen mehrere in Leichentüchern gewickelte Objekte abzulegen. In der ägyptischen Hauptstadt Kairo protestierten zum dritten Jahrestag der Irak-Invasion rund 200 ägyptische Oppositionelle gegen die Präsenz der ausländischen Truppen im Irak.

US-Soldaten im Irak haben nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Time“ vor vier Monaten in einem Racheakt 15 irakische Zivilisten getötet. Die Marineinfanteristen hätten im westirakischen Hadhita 15 unbewaffnete Iraker, darunter sieben Frauen und drei Kinder, umgebracht, nachdem ihr Transportfahrzeug von einer Bombe getroffen und ein Soldat getötet worden war, berichtete „Time“ am Montag. Das Magazin „Time“ berief sich in seinem Bericht auf Interviews mit Augenzeugen und örtlichen Beamten. Sie widersprachen einer Darstellung der US-Marineinfanterie, wonach der US-Obergefreite Miguel Terrazas sowie 15 irakische Zivilisten am 19. November bei einem Schusswechsel zwischen Soldaten und bewaffneten Angreifern ums Leben gekommen waren. Sollten die Vorwürfe zutreffen, so wäre dies laut Menschenrechtlern der schlimmste Fall absichtlicher Tötung von irakischen Zivilisten durch US-Soldaten seit Beginn der Invasion.

Der frühere Ministerpräsident Iyad Allawi sprach inzwischen von „ethnischen Säuberungen“. „Es gibt keine Institutionen zum Schutz der Bevölkerung, in einigen Bereichen des Landes gibt es eindeutig ethnische Säuberungen“, sagte Allawi dem US-Sender NBC News. „Wir sollten das nicht leugnen, sondern mutig genug sein, darüber zu sprechen.“

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