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Irak: Halbbruder Saddam Husseins gefasst

Im Irak ist nach offiziellen Angaben der Regierung vom Sonntag ein Halbbruder und Vertrauter des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein gefasst worden.

Sabawi Ibrahim al-Hassan al-Tikriti, früheres Mitglied des Sicherheitsdirektoriums und Berater Saddams, ist auf der US-Fahndungsliste der 55 meistgesuchten Exponenten des entmachteten Baath-Regimes die Nummer 36. Auf seine Ergreifung war ein Kopfgeld von einer Millionen Dollar ausgesetzt. „Das ist ein großer Fang“, hieß es in Regierungskreisen in Bagdad. Der Mann soll einst Regimegegner gefoltert und getötet haben.

Es ist die erste Festnahme einer Person auf der Fahndungsliste seit Februar 2004. Etwa ein Dutzend der Gesuchten, darunter auch der Saddam-Stellvertreter Izzat Ibrahim (al-Douri), sind noch auf freiem Fuß. Die irakische Übergangsregierung erklärte, sie werde „alle Verbrecher, die Massaker begangen haben, und diejenigen, an deren Händen das Blut der Iraker klebe“ ergreifen und vor Gericht stellen.

Die Festnahme fällt zusammen mit einer verstärkten Offensive der US-Sicherheitskräfte gegen die Aufständischen im Irak. Dabei wurden in der vergangenen Woche zahlreiche Waffen beschlagnahmt und 150 Aufständische festgenommen. Wo Saddams Halbbruder gefunden wurde und ob irakische Sicherheitskräfte oder US-Soldaten beteiligt waren, wurde zunächst nicht bekannt gegeben.

Bei Bombenanschlägen wurden am Samstag im Irak erneut mindestens vier Menschen in den Tod gerissen. In Bagdad starben zwei Zivilpersonen, als ein Sprengsatz am Straßenrand explodierte. Das Ziel des Anschlags war zunächst unklar, in der Nähe befand sich ein amerikanischer Panzer, der nicht beschädigt wurde. Der Kandidat des siegreichen Schiiten-Bündnisses „Vereinigte Irakische Allianz“ für das Amt des Ministerpräsidenten, Ibrahim al-Jaafari, hat Verhandlungen mit den verbündeten Kurden-Parteien über die Bildung der künftigen Regierung aufgenommen. Zuvor hatte sich der bisherige Übergangs-Vizepräsident in Najaf den Segen von Großayatollah Ali al-Sistani geholt. Die höchste theologische Autorität der irakischen Schiiten hatte die religiös orientierte Allianz, die in der konstituierenden Nationalversammlung die stärkste Fraktion stellt, vor den Wahlen unterstützt. Zu den Forderungen der Kurden, die unter anderem Anspruch auf das Amt des Staatspräsidenten für Jalal Talabani, den Vorsitzenden der Patriotischen Union Kurdistans (PUK), erhoben haben, sagte Jaafari: „Man kann über alles verhandeln.“

Eine Woche nach ihrer Entführung in Mossul ist eine irakische Fernsehmoderatorin ermordet aufgefunden worden. Raiedah Mohammed Wageh Wazan wurde mit einem Kopfschuss getötet, sagte ihr Mann Salim Saad-Allah am Samstag. Die Leiche war am Freitag entdeckt worden. Wazan arbeitete für einen regionalen TV-Sender in der nordirakischen Stadt und wurde am 20. Februar von Bewaffneten verschleppt.

Bei einem Sabotageakt wurde unterdessen erneut eine wichtige Ölleitung zerstört. Die Pipeline zwischen den Städten Dibis und Kirkuk im Norden des Landes stand am Samstag in Flammen, wie Mitarbeiter der staatlichen North Oil Company mitteilten. Unbekannte hatten den Anschlag am Freitagabend verübt. Die Reparatur der Leitung wird nach Angaben der Ölfirma mindestens vier Tage dauern.

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