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Irak: Gewalt geht unvermindert weiter

Einen Tag nach der Kundmachung von Notstands- und Kriegsrechtsgesetzen durch die Übergangregierung geht die Gewalt im Irak unvermindert weiter.

Bei einem Aufständischen-Angriff in der Stadt Samarra starben vier US- Soldaten; 18 weitere wurden verletzt. Die philippinische Regierung stoppte nach der Entführung eines ihrer Staatsbürger die Ausreise weiterer Arbeiter in den Irak. Eine Gruppe internationaler Rechtsanwälte, die Ex-Präsident Saddam Hussein verteidigen will, hat ihre Reise in den Irak aus Sicherheitsgründen nach Morddrohungen verschoben.

Nach Angaben eines US-Sprechers schlugen vier Mörsergranaten in dem vom US-Militär mitbenutzten Sitz der irakischen Nationalgarde in Samarra ein. Das Gebäude sei eingestürzt. Der arabische Nachrichtensender Al Arabiya berichtete von Gefechten zwischen Aufständischen und Nationalgardisten im Zentrum der 100 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Stadt. Dabei seien Zivilisten ins Kreuzfeuer geraten. Das örtliche Krankenhaus sprach von drei Toten und 20 Verletzten.

Extremisten haben einen Staatsbürger der Philippiner verschleppt und als Geisel genommen. Nach einem vom arabischen TV-Nachrichtensender Al Jazeera am Mittwochabend ausgestrahlten Video droht die Gruppe „Brigade Khaled Ibn Walid“ mit der Ermordung des Mannes, wenn die im Irak stationierten philippinischen Soldaten nicht innerhalb von 72 Stunden abgezogen werden. Die Regierung in Manila stoppte daraufhin die Erteilung von Ausreisegenehmigungen. Im Irak sind rund 4000 Filipinos bei verschiedenen ausländischen Firmen beschäftigt. Im Rahmen der US-geführten Koalitionsstreitkräfte sind derzeit 51 philippinische Soldaten im Irak stationiert.

Der US-Botschaft in Beirut liegen unterdessen nach eigenen Angaben „glaubwürdige Informationen“ darüber vor, dass sich ein im Irak entführter US-Soldat libanesischer Abstammung inzwischen im Libanon aufhält. Eine Botschaftssprecherin sagte am Donnerstag, Wassef Ali Hassoun sei in Sicherheit. Hassoun, der als Dolmetscher arbeitete, verschwand am 20. Juni. Auf einem am 27. Juni vom Sender Al Jazeera ausgestrahlten Video der Entführer war er mit verbundenen Augen zu sehen. Die Entführer drohten mit der Tötung der Geisel, sollten die US-Streitkräfte nicht alle irakischen Häftlinge freilassen. Seither gab es widersprüchliche Informationen über sein Schicksal.

Die internationale Saddam-Verteidigergruppe hat ihre Reise in den Irak aus Sicherheitsgründen verschoben. „Wir haben entschieden, die Reise zu verschieben, weil uns die irakischen Behörden und die Amerikaner keinen Schutz gewähren wollten“, erklärte der jordanische Rechtsanwalt Mohammed Rashdan am Donnerstag in Amman. „Wenn sie wirklich für Demokratie und Menschenrechte eintreten, dann sollten sie uns Schutz gewähren“, fügte er hinzu. Die Advokaten wollten nach Bagdad reisen, um sich von Saddam Hussein ein Mandat erteilen zu lassen. Derzeit sind sie wegen der fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten mit dem hermetisch abgeschirmten Saddam lediglich von dessen Ehefrau Sajida Khairallah beauftragt. Am 1. Juli verlas ein irakischer Untersuchungsrichter dem Ex-Staatschef die vorläufigen Anklagepunkte. Saddam Hussein zweifelte die Rechtmäßigkeit des Verfahrens an, das mit der Verlesung formal eingeleitet worden war. Eine bisher unbekannte Islamisten-Organisation hat allen Verteidigern des irakischen Ex-Präsidenten mit Enthauptung gedroht. „Wir bekommen eine Morddrohung nach der anderen“, sagte Rashdan.

Saddam Hussein verbringt die meiste Zeit des Tages damit, die Wände seiner Zelle anzustarren. Er sei in einer verhältnismäßig geräumigen, aber kargen Zelle untergebracht, in der weder Fernsehgerät noch Bücher, Schreibpapier und Stifte erlaubt seien, zitierte die arabische Zeitung „Al-Sharq Al-Awsat“ am Donnerstag den Sicherheitsbeauftragten der irakischen Regierung, Muwaffak el Rubaie. Saddam trägt demnach in seiner Zelle schwarz-weiß gestreifte Häftlingskleidung und sieht jeden Tag die selben fünf Personen: einen Arzt, eine Krankenschwester, einen Übersetzer, einen Gefangenenaufseher und den Mann, der ihm das Essen bringt.

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