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Irak: Gegen zunehmenden Fundamentalismus

Es ist beachtlich: 2,8 Millionen Iraker haben sich mit ihrer Unterschrift gegen den zunehmenden Fundamentalismus in ihrem Land ausgesprochen.

Elf unterschiedliche Organisationen, die sich zu diesem Zweck zusammengeschlossen haben, präsentierten die Unterschriftenlisten am Samstagnachmittag im Bagdader Hotel Palestine der Presse. Die Unterzeichner seien alle Erwachsene über 18 Jahre, deren Identität nachweisbar sei, behaupteten die Initiatoren.

Einen Tag bevor der designierte Ministerpräsident Ibrahim Al-Jaafari sein Kabinett präsentieren will, soll damit ein Zeichen gesetzt werden. „Wir befürchten, dass mit einer mehrheitlich schiitischen Regierung der Einfluss des Iran größer wird“, sagte Behsad Saffari, Sprecher des Nationalrats für den Widerstand gegen Iran. Auch Thuraya Albarsaniyi von der irakischen Salam-Partei (Friedenspartei) hat Angst vor der „Iranifizierung“ ihres Landes.

„Ich komme aus Kirkuk“, erzählte die engagierte Nordirakerin am Rande der Konferenz. Als Gynäkologin praktiziere sie seit über 20 Jahren im städtischen Krankenhaus. Als sie am Vortag in die Klinik kam, sei eine langjährige Kollegin völlig verschleiert in Schwarz angekommen und hätte so die Patienten betreut. „Das ist doch furchtbar“, empörte sich Frau Albarsaniyi, die im fliederfarbenen Kostüm nach Bagdad kam. „Das ist auch für die Psyche der Kranken schädlich“. Die Kollegin habe zugegeben, dass sie von Religiösen unter Druck gesetzt worden sei, sich zu verschleiern.

Auch in den Schulen, Universitäten und öffentlichen Einrichtungen nehme die Zahl der Frauen zu, die durchgehende schwarze Gewänder und Gesichtsschleier tragen, berichtete die Irakerin weiter. Sie teile zwar nicht die Inhalte aller Organisationen, die bei der Anti-Fundamentalismus-Koalition mitmachen, aber diese „massive Islamisierung“ müsse gestoppt werden.

Die Salam-Partei, der die Ärztin seit 2001 angehört und die bis zum Sturz Saddam Husseins im Verborgenen agieren musste, wehrt sich auch jetzt gegen jegliche Unterdrückung. Andere kritisieren mit deutlichen Worten den Einfluss des Nachbarlandes. So machte der Generalsekretär der Nationalen Front Iraks, Noureddin Moussavi, das Ajatollah-Regime in Teheran unumwunden mitverantwortlich für den Terror im Irak. Riesige Kisten mit Waffen und Munition würden von Teheran über die Grenze geschickt, Dutzende Radio- und Fernsehkanäle infiltriert, Intellektuelle und Journalisten bedroht. Die Liste der Vorwürfe war lang.

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