In Najaf, der Hochburg des schiitischen Widerstands gegen die US-Truppen im Land, hielt offenbar eine vereinbarte Waffenruhe, obwohl der radikale Prediger Muktada al-Sadr gedroht hatte, bis zum Tod weiterzukämpfen. Am Sonntag sollte die mehrmals verschobene irakische Nationalkonferenz zusammentreten. Einzige Aufgabe der rund 1.000 Persönlichkeiten ist es, einen etwa 100-köpfigen Nationalrat zu wählen. Dieser hat zwar keine legislativen Kompetenzen, kann aber Verordnungen der Übergangsregierung mit Zweidrittelmehrheit außer Kraft setzen.
Rund 50 Rebellen seien in der Gegend um die nördlich von Bagdad gelegene Stadt Samarra getötet worden, teilten die US-Streitkräfte mit. US-Kampfflugzeuge hätten 230-Kilogramm-Bomben über der überwiegend von sunnitischen Moslems bewohnten Region abgeworfen. Die Aufständischen hätten das Feuer mit Gewehren und Granaten erwidert. Opfer unter den US-Soldaten habe es nicht gegeben. Nach Angaben der irakischen Polizei kamen bei Kämpfen in der Gegend mindestens fünf Menschen ums Leben.
In der südlich Bagdads gelegenen Schiiten-Stadt Hilla kam es zu Gefechten zwischen US-Soldaten und Anhängern Al-Sadrs. Dabei wurden dem irakischen Innenministerium zufolge 40 Aufständische und drei Polizisten getötet.
In der schiitischen Pilgerstadt Najaf schien dagegen die am Vortag vereinbarte Waffenruhe den zweiten Tage in Folge zu halten. Einwohner hatten die Möglichkeit, die durch die Kämpfe der vergangenen zehn Tage an ihren Häusern entstandenen Schäden zu besichtigen. Kämpfer der Mahdi-Armee waren um die Imam-Ali-Moschee zu sehen, während US-Soldaten in anderen Stadtteilen patrouillierten.
Am späten Freitagabend hatte sich der radikale Geistliche Muktada Al-Sadr vor seinen Anhängern kompromisslos gezeigt: Ich werde diese heilige Stadt nicht verlassen, sagte er. Wir werden hier bleiben, unsere heiligen Stätten bis zum Sieg oder zum Märtyrertod verteidigen.
Aus Furcht vor Anschlägen radikaler Schiiten sperrte der Irak nach Angaben aus Kreisen der Ölindustrie erneut seine Hauptpipeline im Süden des Landes. Sabotage und die unsichere Lage haben die Leitung mit einer Kapazität von bis zu 1,5 Millionen Barrel am Tag in den vergangenen fünf Tagen immer wieder unterbrochen. Dies hatte dazu beigetragen, den Ölpreis auf neue Höchststände zu treiben.
Der jüngste Aufstand ist die bislang größte Herausforderung für Übergangs-Ministerpräsident Iyad Allawi, seit dieser am 28. Juni das Amt übernahm. Der Regierungschef hat immer wieder betont, der politische Prozess stehe allen offen, doch haben Sadr-Berater erklärt, das Angebot biete zu wenig und komme zu spät.
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