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Irak: Drei Geiseln befreit

Bei einem Einsatz in den frühen Morgenstunden haben britische und US-Soldaten im Irak am Donnerstag drei westliche Ausländer aus der Gewalt von Geiselnehmern gerettet.

Der Brite Norman Kember und die beiden Kanadier Jim Loney und Harmeet Sooden wurden am Donnerstag nach viermonatiger Geiselhaft befreit und in Sicherheit gebracht, wie der britische Außenminister Jack Straw in London berichtete. Die drei Mitarbeiter einer christlichen Hilfsorganisation waren im November 2005 gemeinsam mit ihrem Kollegen Tom Fox entführt worden. Fox wurde vor zwei Wochen ermordet aufgefunden. Bei Anschlägen auf die irakischen Sicherheitskräfte in Bagdad starben indes mehr als 30 Menschen, unter ihnen zahlreiche Zivilisten.

Bei dem Einsatz gegen 05.00 Uhr Ortszeit sei „glücklicherweise kein einziger Schuss gefallen“, berichtete Straw. Der Armeeeinsatz zur Rettung der drei Entführten sei seit mehreren Wochen in Zusammenarbeit mit den USA, Kanada und irakischen Sicherheitsbehörden vorbereitet worden. Verteidigungsminister John Reid sagte, britische Soldaten hätten bei der Befreiung „die Schlüsselrolle“ gespielt. Er sei „stolz“ auf die Armee.

Der Gesundheitszustand des 74 Jahre alten befreiten Briten Kember ist nach Regierungsangaben vergleichsweise gut, er befinde sich in der britischen Botschaft in Bagdad. Die beiden 32 und 41 Jahre alten Kanadier müssten im Krankenhaus behandelt werden. Die BBC berichtete aus Bagdad, es habe keinen Deal mit den Entführern gegeben.

Straw und der britische Premierminister Tony Blair zeigten sich erleichtert über die geglückte Geiselbefreiung. Die Sorge um das Leben der Entführten war erheblich gestiegen, nachdem die vierte Geisel Tom Fox am 11. März in Bagdad ermordet aufgefunden worden war. Der britische Moslem-Rat äußerte sich zufrieden. Der Rat hatte im vergangenen Jahr einen Unterhändler in den Irak geschickt, um ein Ende der Geiselnahme zu erreichen.

Die drei Befreiten waren ebenso wie der ermordete US-Bürger Fox für die kirchliche Gruppe Christian Peacemaker Teams (CPT) in den Irak gegangen. CPT-Sprecher Doug Pritchard sagte in Toronto, die Geiselnehmer seien nicht bei den Entführten gewesen, als der Einsatz der Soldaten begann. Die Gruppe zeigte sich erleichtert über die Befreiung, erinnerte aber zugleich an den Tod von Fox. Sie forderte die ausländischen Soldaten zum „Ende der illegalen Besatzung des Irak“ auf. Diese sei die „Hauptursache für die Unsicherheit“.

Auch Kembers Frau Pat reagierte mit großer Erleichterung auf die Befreiung ihres Mannes und der beiden übrigen Geiseln: „Das sind sehr gute Nachrichten. Aber ich warte jetzt noch auf Einzelheiten“, sagte sie der Nachrichtenagentur Reuters.

Das letzte Lebenszeichen der drei Entführten hatte es am 7. März gegeben. Damals strahlte der Sender Al Jazeera ein Videoband aus, das die beiden Briten und den Kanadier zeigte. Fox war darauf nicht zu sehen, seine Leiche wurde wenige Tage später gefunden. Eine Gruppe namens „Brigaden des Schwerts der Gerechtigkeit“ hatte sich zu der Entführung bekannt und mit der Ermordung der Geiseln gedroht, falls nicht alle inhaftierten Iraker freigelassen würden.

Im Stadtzentrum von Bagdad wurden am Donnerstag bei einem Selbstmordattentat unterdessen mindestens 25 Menschen getötet. Der Attentäter raste in einem mit Sprengstoff beladenen Kleintransporter ins Hauptquartier einer Anti-Terror-Einheit und brachte die Ladung im Eingangsbereich zur Explosion, wie die Polizei mitteilte. Die Wucht der Detonation erschütterte das gesamte Stadtzentrum. Unter den Toten seien zehn Sicherheitsbeamte. Nach Angaben eines Augenzeugen waren zum Zeitpunkt des Anschlags zahlreiche Zivilisten in dem Gebäude, um Verwaltungsangelegenheiten zu erledigen. Auch zahlreiche Frauen seien unter den Opfern.

Bei einem Anschlag auf ein Schiitenviertel in Bagdad starben mindestens fünf Menschen. Der Sprengsatz sei nahe einer schiitischen Gebetsstätte detoniert, als eine Polizeipatrouille das Gelände passierte, teilten die Behörden mit. Unter den Toten sei ein Polizist. 22 Menschen seien verletzt worden. Im Norden Bagdads explodierte eine Autobombe und tötete drei Menschen. Die Opfer waren Polizisten.

Mehr als 200 Ausländer sind seit der von den USA geführten Besetzung des Irak 2003 entführt worden. Die beiden im Irak entführten Deutschen Rene Bräunlich und Thomas Nitzschke sind nach Erkenntnissen der ARD am Leben. Die Entführung soll demnach einen kriminellen Hintergrund haben, da die Kidnapper Lösegeld erpressen wollten. Die Mitarbeiter der Firma Cryotec mit Sitz im sächsischen Bennewitz waren im Nordirak entführt worden. Das letzte Lebenszeichen in Form einer Videobotschaft stammt vom 11. Februar. Am Montagabend hatten in Leipzig erneut rund 400 Menschen bei einer Mahnwache an das Schicksal der beiden Techniker erinnert.

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