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Irak: CARE stoppt Hilfseinsatz

Nach der Entführung ihrer Leiterin für den Irak, Margaret Hassan, hat die Hilfsorganisation CARE ihren Einsatz in dem Land gestoppt. Angesichts der angespannten Lage hätten die Mitarbeiter ihre Arbeit eingestellt.

Das sagte der australische CARE-Sprecher Grant Thompson am Mittwoch. Die Hintergründe der Entführung Hassans blieben zunächst weiter unklar. Die US-Luftwaffe bombardierte in der Widerstandshochburg Falluja mutmaßliche Extremisten-Verstecke; laut Augenzeugen wurden dabei sechs Zivilisten getötet. Der britische Premier Tony Blair verteidigte vor dem Unterhaus in London eine Verlegung britischer Truppen in den gefährlicheren US-Sektor.

„So weit wir wissen, ist Margaret unverletzt“, sagte der CARE-Sprecher in einem Telefonat mit AFP in London. Seine Organisation tue alles, um ihre Freilassung zu erreichen. Es wäre jedoch von seiner Seite nicht hilfreich, wenn er die Bemühungen weiter kommentiere. Die 52-jährige Margaret Hassan war am Dienstagmorgen in Bagdad von Unbekannten verschleppt worden. Der arabische Fernsehsender Al Jazeera zeigte ein Video, in dem sie sagte, ihre Entführer hätten sich nicht zu erkennen gegeben und bisher keine Forderungen gestellt. Hassan saß dabei auf einer Couch und wirkte unverletzt, aber sichtlich verzweifelt.

Hassan, eine gebürtige Irin, die auch die britische und irakische Staatsbürgerschaft hat, ist mit dem Iraker Tahsin Ali Hassan verheiratet. Dieser sagte Al Jazeera, das Auto seiner Frau sei am Dienstag bei der Fahrt zum Büro von zwei anderen Wagen eingekeilt worden. Die Geiselnehmer hätten das Steuer übernommen und seien in eine unbekannte Richtung davongefahren. Hassan engagiert sich seit rund 25 Jahren in Hilfsprojekten und arbeitet seit 1992 für CARE im Irak. Blair und der irische Regierungschef Bertie Ahern verurteilten die Entführung.

Bomben auf Falluja

Die US-Luftwaffe bombardierte am Mittwoch Stellungen im Nordosten der westlich von Bagdad gelegenen Stadt Falluja. Dabei zerstörte sie nach eigenen Angaben zwei Verstecke von Anhängern des jordanischen Extremisten Abu Musab al-Zarqawi“ der sich zu zahlreichen Anschlägen und Entführungen im Irak bekannt hat. Anwohner sagten, bei einem der Angriffe sei eine sechsköpfige Familie, darunter vier Kinder, getötet worden. Deren Leichen hätten sie aus den Trümmern eines zerstörten Hauses in der Innenstadt von Falluja geborgen. Das Haus sei durch eine von einem US-Kampfflugzeug abgefeuerte Rakete zerstört worden.

Britische Truppenverlegung

Der britische Premierminister Tony Blair verteidigte sich vor dem Unterhaus in London gegen den Vorwurf, eine Verlegung britischer Truppen im Irak sei ein Wahlkampfgeschenk für US-Präsident George W. Bush. Das Thema habe nichts mit der US-Präsidentschaftswahl am 2. November, aber sehr wohl mit den für Januar im Irak geplanten Wahlen zu tun, sagte Blair vor den Abgeordneten. Es handele sich um eine militärische Anfrage, die US-Militärs aus Gründen der Einsatzplanung an die britischen Streitkräfte gestellt hätten. Von britischer Seite sei eine endgültige Entscheidung über die Anfrage noch nicht gefallen.

Die US-Armee hatte laut Medienberichten um eine Verlegung britischer Verbände vom relativ sicheren Süden Iraks in die Region im Süden Bagdads gebeten, wo irakische Aufständische regelmäßig Anschläge verüben. Auf diese Weise sollen Kräfte für US-Angriffe auf Stellungen sunnitischer Aufständischer, unter anderem in Falluja, konzentriert werden.

Die britische Opposition wirft der Regierung vor, ohnehin bereits die Zustimmung zur Truppenverlegung gegeben und damit eine politische Entscheidung getroffen zu haben. Blair wolle Bush unmittelbar vor der Präsidentschaftswahl in den USA ein klares Zeichen der Unterstützung geben und London noch fester im Bündnis mit Washington verankern.

Entführte französiche Journalisten

Der französische Außenminister Michel Barnier hat sich am Mittwoch vorsichtig optimistisch über das Schicksal der beiden seit zwei Monaten im Irak verschleppten Franzosen und ihres syrischen Fahrers geäußert. Er habe „das Gefühl“, dass ihre Freilassung „weiterhin möglich“ sei, sagte der Pariser Chefdiplomat nach einer Krisensitzung französischer Spitzenpolitiker bei Premierminister Jean-Pierre Raffarin.

Die Reporter Christian Chesnot und Georges Malbrunot und ihr Fahrer Mohammed al-Jundi waren am 20. August von einer Gruppe radikaler Moslems entführt worden. Didier Julia, ein Abgeordneter der Pariser Regierungspartei UMP, hatte Ende September offenbar eigenmächtig versucht, ihre Freilassung zu erreichen. Nach dem Scheitern dieser Mission hatte Paris vorübergehend den Kontakt zu den Geiselnehmern verloren. Vergangene Woche hatte Raffarin aber berichtet, es gebe wieder zumindest indirekte Verbindungen, und die Journalisten seien noch am Leben.

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