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Irak: Blutbad unter Zivilisten

Bei einem Einsatz irakischer Sicherheitskräfte sind Augenzeugen zufolge am Samstag mehr als ein Dutzend Zivilpersonen getötet und verletzt worden.

Die Einsatzkräfte seien südlich von Bagdad einem angegriffenen US-Konvoi zur Hilfe gekommen und hätten das Feuer eröffnet. Ein örtlicher Krankenhausarzt berichtete von mindestens 14 Toten und mehr als zehn Verletzten. In der Provinz El Anbar, wo sich die Widerstandshochburg Falluja befindet, wurden nach Armeeangaben acht US-Marineinfanteristen getötet. Die Regierung in Tokio erklärte unterdessen, bei einer im Irak gefundenen Leiche handele es sich offenbar nicht um die eines entführten Japaners.

Der US-Konvoi geriet nahe Haswa, 40 Kilometer südlich von Bagdad, unter Beschuss, wie Augenzeugen der Fernsehnachrichtenagentur APTN sagten. Nachdem sich die Soldaten in Sicherheit gebracht hätten, hätten irakische Polizisten und Nationalgardisten auf mehrere Fahrzeuge das Feuer eröffnet und Handgranaten gezündet. Ein Kameramann von APTN berichtete von mindestens 18 Leichen, Augenzeugen zufolge sollen mehr als 20 Menschen getötet worden sein.

Die japanische Regierung erklärte, bei einer nahe Tikrit gefundenen Leiche handele es sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um die des entführten 24-Jährigen. Das habe eine Untersuchung in Kuwait ergeben. Die Geiselnehmer hatten am Dienstag den Abzug der japanischen Truppen innerhalb von 48 Stunden gefordert und mit der Ermordung des entführten Japaners gedroht.

In der Provinz El Anbar wurden am Samstag acht US-Marineinfanteristen getötet und neun weitere verletzt worden. Nach Angaben der Armee starben die Soldaten bei „Sicherheitsoperationen“. Zur Provinz Anbar gehören die Widerstandshochburg Falluja sowie die Städte Ramadi und Kaim. Die US-Streitkräfte bereiten derzeit eine Großoffensive auf Falluja vor und flogen mehrere Luftangriffe gegen Unterkünfte von mutmaßlichen Terroristen.

Bei einem Angriff am Freitagabend wurden nach irakischen Angaben fünf Menschen getötet und vier verletzt. Eine Auslieferung von aufständischen Kämpfern lehnt die Stadt weiter ab, wie eine Delegation des sunnitischen Nationalrats mitteilte. Nach Ansicht der US-Armee hat der jordanische Extremistenführer Abu Musab al-Zarqawi in Falluja sein Hauptquartier eingerichtet.

Vor dem Büro des Senders Al Arabiya in Bagdad explodierte am Samstag eine Autobombe. Ein Sprecher der US-Armee sprach von drei Toten und zahlreichen Verletzten. Fünf Zivilpersonen wurden nach US-Angaben bei der Explosion eines am Straßenrand versteckten Sprengsatzes und einem anschließenden Feuergefecht verwundet. Der Zwischenfall ereignete sich am Freitagabend in Bagdad.

Bei einer Razzia in Kirkuk nahmen irakische und amerikanische Sicherheitskräfte nach US-Angaben 22 mutmaßliche Aufständische fest. Neun von ihnen sollen Mitglieder einer Terrorgruppe sein. Die Razzia wurden den Angaben zufolge bereits am Donnerstagabend durchgeführt. In der Hauptstadt Bagdad wurde am Samstag ein einflussreicher sunnitischer Geistlicher festgenommen, wie seine Familie mitteilte.

Als erstes irakisches Staatsoberhaupt seit rund 40 Jahren besuchte Übergangspräsident Ghazi al Yawar am Samstag das Nachbarland Kuwait. Al Yawar dankte dem Emirat für seine Unterstützung beim Sturz von Saddam Hussein. Geplant waren während des dreitägigen Aufenthalts auch Gespräche über einen möglichen Erlass der irakischen Schulden in Höhe von schätzungsweise 15 Milliarden Dollar (11,78 Mrd. Euro). Im August hat bereits Übergangsministerpräsident Iyad Allawi Kuwait besucht.

Die irakischen Wahlbehörden beginnen am Montag mit der Registrierung für die Parlamentswahl im Jänner. Innerhalb der nächsten sechs Wochen sollen möglichst alle Wahlberechtigten erfasst werden.

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