Acht Wochen nach der Parlamentswahl im Irak steht das amtliche Endergebnis fest: Die Wahlkommission bestätigte am Freitag das im vergangenen Monat veröffentlichte vorläufige Ergebnis der Abstimmung, aus der das schiitische Bündnis Vereinigte Irakische Allianz als Sieger hervorging. Damit sind die Voraussetzungen für die lange erwartete Bildung einer neuen Regierung erfüllt. Spätestens in zwei Wochen muss das Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentreten.
Mit 128 von insgesamt 275 Sitzen wurde die Vereinigte Irakische Allianz mit Abstand stärkste Fraktion, errang aber keine absolute Mehrheit im Parlament. Deutlich zulegen konnten die sunnitischen Parteien: Die Irakische Eintracht gewann 44 Mandate, die Irakische Front für den Nationalen Dialog elf, zwei kleinere Parteien insgesamt vier Sitze. Die sunnitischen Araber sind damit mit drei Mal so vielen Sitzen wie bisher vertreten. Die letzte Wahl war von den Sunniten weitgehend boykottiert worden.
Dagegen verliert die kurdische Minderheit, die in der Nationalversammlung noch über 75 Sitze verfügte, im neuen Parlament an Einfluss: Eine Koalition der beiden wichtigsten kurdischen Parteien errang 53, die konkurrierende Islamische Partei Kurdistans fünf Sitze. Der zweite Verlierer der Wahl ist die säkulare Irakische Liste des früheren Ministerpräsidenten Iyad Allawi, dessen Fraktion im neuen Parlament um 15 auf 25 Abgeordnete schrumpfte.
Gespräche über die Bildung einer Regierung aus der schiitischen Vereinigten Irakischen Allianz, der Kurdischen Koalition und der sunnitischen Irakischen Eintracht laufen bereits seit einigen Wochen. Sie gerieten zuletzt jedoch ins Stocken, weil die Sunniten den schiitisch dominierten Sicherheitskräften eine Politik der ethnischen Säuberungen vorwarfen.
Die Entführung eines sunnitischen Imams durch uniformierte Bewaffnete drohten diesen Streit am Freitag anzufachen. Augenzeugen berichteten, zwölf Männer in Uniformen einer Spezialeinheit des Innenministeriums hätten den Prediger der Bagdader Al-Nuaimi-Moschee, Adel Khalil Dawud, am frühen Morgen aus seinem Haus verschleppt. Das Innenministerium bestritt eine Beteiligung seiner Beamten und bezeichnete die Entführer als Verbrecher.
Bei der Explosion einer Autobombe in der irakischen Hauptstadt Bagdad kamen am Freitag elf Menschen ums Leben, 38 weitere Menschen seien verletzt, sagten Angestellte des Al-Yarmouk-Krankenhauses. Die Polizei hatte zuvor erklärt, es seien acht Menschen getötet und 28 verletzt worden. Der Sprengsatz explodierte im Dura-Distrikt, einem der unruhigsten Viertel der Stadt.
Die im Irak entführte US-Journalistin Jill Carroll hat in einem neuen Video inständig gebeten, die Forderungen ihrer Entführer schnellstens zu erfüllen. Es bleibe nur noch wenig Zeit, sagte die 28-Jährige. Das Video wurde am Donnerstagabend von dem privaten kuwaitischen Fernsehsender Al Rai TV ausgestrahlt. Als Datum der Aufzeichnung nannte Carroll den 2. Februar. Ein Redakteur des Fernsehsenders sagte der Nachrichtenagentur AP, man habe das Video am Donnerstag zusammen mit einem Brief Carrolls erhalten. Carroll, die für den Christian Science Monitor arbeitet, war am 7. Jänner in Bagdad verschleppt worden. Sie soll ermordet werden, falls nicht unverzüglich alle weiblichen Gefangenen freigelassen werden, drohten die Entführer.
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