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Irak: 48 Leichen in Bagdad gefunden

Der Irak kommt nicht zur Ruhe. In verschiedenen Vierteln der Hauptstadt Bagdad sind am Mittwoch die Leichen von insgesamt 48 erschossenen Zivilisten gefunden worden.

Die an den Händen gefesselten Mordopfer lagen nach Behördenangaben in Gruppen von bis zu 15 Leichen zusammen und wiesen Folterspuren auf. Bei einem Selbstmordattentat in der Rebellenhochburg Falluja kamen mindestens 18 Menschen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt. Das irakische Parlament trat zu seiner zweiten Arbeitssitzung seit den Wahlen vom 15. Dezember zusammen. Nur 154 der 275 Abgeordneten erschienen. Auf der Tagesordnung stand die Bildung eines Ausschusses, der Änderungsvorschläge zur Verfassung ausarbeiten soll.

Vertreter der sunnitischen Minderheit werfen dem bisher unter schiitischer Kontrolle stehenden Innenministerium unter anderem vor, „Todesschwadronen“ auszusenden, um Sunniten zu beseitigen. US-Botschafter Zalmay Khalilzad hatte die konfessionellen Milizen beschuldigt, schon mehr Menschen umgebracht zu haben als die Aufständischen. Seit dem Anschlag auf ein bedeutendes schiitisches Heiligtum im Februar haben sich die Spannungen massiv verschärft. In Bagdad errichteten Rebellen am Mittwoch einen Kontrollpunkt an einer Schnellstraße und hielten einen Minibus mit Studenten an. Vier von ihnen seien aus dem Bus gezerrt und erschossen worden, teilte das Innenministerium mit.

Ein Selbstmordattentäter sprengte sich in Falluja nach Polizeiangaben mit seinem Sprengstoffgürtel inmitten einer Gruppe von jungen Männern in die Luft, die vor der Hauptwache warteten, um sich für die Aufnahme in den Polizeidienst zu bewerben. Anwärter für den Dienst bei Polizei und Armee gehören zu den bevorzugten Angriffszielen der Aufständischen. Am Dienstag hatte ein Selbstmordattentäter den Autokonvoi des Gouverneurs der Provinz Anbar, Maamoun Sami Rashid, in Ramadi attackiert. Dabei kamen zehn Zivilisten ums Leben, wie das US-Militär am Mittwoch mitteilte. Der Gouverneur blieb unverletzt. Nach seinen Worten war es bereits der neunte Mordanschlag auf ihn. Sein Vorgänger war im vergangenen Jahr entführt und von den Geiselnehmern umgebracht worden.

Die deutsche Regierung hat sich inzwischen gegen alle Spekulationen über eine Zahlung von Lösegeld bei der Freilassung der beiden im Irak verschleppten deutschen Ingenieure gewandt. Die beiden Männer waren nach 99 Tagen Geiselhaft am Dienstag freigelassen worden. René Bräunlich und Thomas Nitzschke wurden am Mittwochnachmittag in Berlin erwartet. Nach Ansicht von Staatsminister Gernot Erler spricht alles gegen einen politischen Hintergrund der Entführung. Die von den Geiselnehmern verbreiteten Videos hätten gezeigt, „dass das eher Teil jener Geiselindustrie ist, die sich leider im Irak entwickelt hat“.

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