Vertreter des obersten geistlichen Führers der irakischen Schiiten, Großayatollah Ali Sistani, und des radikalen Schiitenpredigers Moktada al-Sadr nahmen am Donnerstag in Najaf Gespräche auf.
In den Gesprächen solle versucht werden, die Stadt vor der Zerstörung zu bewahren, sagte Sistanis Sprecher Ahmed al-Khaffaf am Donnerstag. Sistani war am Morgen mit tausenden Anhängern nach Najaf gezogen, um den seit Wochen anhaltenden bewaffneten Konflikt zwischen Sadrs Anhängern und der US-Armee zu lösen.
In der Stadt Kufa waren zuvor mindestens 25 Sadr-Anhänger getötet worden, als Granaten in die vollbesetzte Haupt-Moschee einschlugen. Etwa zur selben Zeit kamen 20 Gefolgsleute des einflussreichsten schiitischen Geistlichen des Landes und Sadr-Rivalen Sistani ums Leben, die auf dem Weg nach Najaf waren. Wer hinter den Angriffen steht, blieb unklar.
Sistani selbst traf am Nachmittag in Najaf ein, wo er einen Friedensplan für die Pilgerstadt vorlegen wollte, in der sich die Kämpfer Sadrs seit mehreren Wochen erbitterte Kämpfe mit irakischen Sicherheitskräften und US-Truppen liefern. Ministerpräsident Iyad Allawi zufolge will Sadr den Plan akzeptieren. Allawi bemühte sich mit der Anordnung einer 24-stündigen Waffenruhe um eine Entspannung der brisanten Lage.
Die beiden Anschläge in Kufa ereigneten sich unmittelbar vor Beginn der Vermittlungsbemühungen Sistanis in Najaf. Er hatte wie Sadr zu einem Marsch auf die hart umkämpfte Pilgerstadt aufgerufen, wo die Anhänger Sadrs in der den Schiiten heiligen Imam-Ali-Moschee verschanzt sind und den Angriffen irakischer und US-amerikanischer Truppen trotzen. Sistani, der als moderater Kleriker hohen Respekt genießt, will eine weitere Eskalation in Najaf verhindern, das im Brennpunkt der Auseinandersetzung um die Stabilisierung des Irak steht. Der Konflikt gefährdet die Autorität der noch jungen Übergangsregierung Allawis.
Der Plan Sistanis für eine Lösung in Najaf blieb zunächst weiter unbekannt. Nach Angaben eines Beraters sieht er einen Abzug der Mahdi-Milizen von Sadr aus der Moschee vor. Auch die US-Armee solle Najaf verlassen. Eine Beschädigung der Moschee könnte zu großem Aufruhr in der mehrheitlich schiitischen Bevölkerung des Irak führen. Der 73-jährige Sistani war am Mittwoch überraschend nach einer Herzbehandlung in London in den Irak zurückgekehrt, um den Konflikt friedlich zu lösen. Sadr-Sprecher gaben zur Rückkehr des respektierten Sistani versöhnliche Erklärungen ab.
Im Südirak wurden erneut Anschläge auf Ölpipelines verübt. Betroffen sind etwa 20 Leitungen, die von den Ölfeldern bei Rumeila nach Berjassiya bei Basra führen, wie ein Sprecher der staatlichen South Oil Company mitteilte.
Unter dem Eindruck von Morddrohungen irakischer Extremisten begannen zwei türkische Firmen damit, ihre Mitarbeiter abzuziehen. Sie reagierten damit nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi auf ein Video mit Todesdrohungen gegen zwei im Irak entführte Mitarbeiter der beiden Unternehmen. Wenn die Arbeitgeber der zwei Männer nicht binnen 72 Stunden ihre Tätigkeit im Irak einstellten, würden die Geiseln enthauptet, erklärte ein Sprecher. Die beiden Männer waren auf einer Baustelle verschleppt worden.
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