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IOC erlaubt länderübergreifende Olympische Spiele

Bach sieht die Zeit für Veränderungen gekommen
Bach sieht die Zeit für Veränderungen gekommen
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat zum Auftakt seiner Reform-Session in Monte Carlo länder- und städteübergreifende Olympische Spiele erlaubt. Dies haben die 94 stimmberechtigten IOC-Mitglieder am Montag einstimmig beschlossen. Zudem wurden die restlichen 39 Reform-Vorschläge ohne Gegenstimme abgesegnet.


Aus Gründen der Nachhaltigkeit will man “die Austragung ganzer Sportarten oder einzelner Disziplinen außerhalb der Gastgeber-Stadt oder in Ausnahmefällen außerhalb des Landes erlauben”. Ohne Gegenstimme wurde auch entschieden, den Vertrag mit dem jeweiligen Gastgeber der Spiele künftig zu veröffentlichen und die Bewerbungskosten zu senken.

“Jetzt ist die Zeit für Veränderungen”, sagte IOC-Präsident Thomas Bach zu Beginn der Vollversammlung. Bei der Vorstellung der Reform-Empfehlungen vor drei Wochen in Lausanne hatte der 60-Jährige klargestellt, dass es weiter einen Haupt-Gastgeber und ein zentrales olympisches Dorf geben müsse. “Die Einheit von Zeit, Ort  und Handlung darf sich, wie in einem griechischen Drama, nicht ändern”, betonte der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim. “Wir wollen keine Spiele, die über ein ganzes Land zerstreut sind und nur im Fernsehen als eine Veranstaltung zu sehen sind.”

Bereits vor dem Votum legte das IOC den Organisatoren der Winterspiele 2018 in Pyeongchang nahe, die olympischen Bob- und Rodelwettbewerbe zur Reduzierung der Kosten außerhalb Südkoreas auszutragen. Die südkoreanischen Olympia-Macher wurden aufgefordert, die Bauarbeiten für die Bob- und Rodelbahn zu stoppen und einer Verlegung der Wettkämpfe in ein anderes asiatisches Land, nach Europa oder in die USA zuzustimmen, wo es bereits Bahnen gibt. Damit sollen Baukosten von 120 Millionen Dollar gespart werden. Das IOC will in der Zukunft verstärkt auf temporäre Bauten setzen, es sei denn, der Gastgeber kann ein schlüssiges Nachhaltigkeitskonzept für die Sportstätten vorlegen.

In der IOC-Session in Monaco wurden schließlich alle 40 Vorschläge zur eigenen Neuausrichtung einstimmig angenommen. Die am Montag beschlossenen Maßnahmen sollen das IOC in eine bessere Zukunft führen. Sie hoffen so, den ersten Schritt aus ihrer Glaubwürdigkeitskrise gemacht zu haben. “Ich bin sehr zufrieden und glücklich”, sagte Bach zu den einschneidendsten Veränderungen seit dem Reformkongress 1999 nach dem Korruptionsskandal um die Vergabe der Winterspiele an Salt Lake City. Die Umsetzung der Agenda 2020 soll sofort beginnen, um das in der Öffentlichkeit verlorene Vertrauen zurückzugewinnen

Vor allem die Kreation eines eigenen TV-Senders, der 490 Millionen Euro kosten und zunächst als digitale Plattform den olympischen Sportarten zwischen den Spielen zu deutlich mehr Aufmerksamkeit verhelfen soll, sorgte für Aufsehen. “Dies ist ein historischer Schritt für das IOC und die olympische Bewegung”, kommentierte Bach.

Neben einer Reduzierung der Ausgaben für die Olympia-Städte war auch die überfällige Modernisierung des olympischen Programms einer der zentralen Punkte in Bachs Plänen. In Zukunft dürfen die jeweiligen Ausrichter neue Disziplinen oder sogar neue Sportarten vorschlagen, die sie bei ihren Heimspielen gern präsentieren würden – die Wünsche müssen vom IOC allerdings abgesegnet werden.

Das bisherige Limit von 28 Sportarten bei Sommerspielen und sieben bei Winterspielen wurde aufgehoben, die Obergrenze von 10.500 Athleten im Sommer und 2.900 bei den Winterspielen aber beibehalten. Bach verspricht sich dadurch mehr Flexibilität für das olympische Hochglanzprodukt und mehr interessierte Bewerber für die Winterspiele. Nicht erst seit den 50 Milliarden Dollar (rund 40 Mrd. Euro) teuren Spiele von Sotschi mit all ihren Sünden wandten sich traditionelle Wintersportländer vom IOC ab.

Das soll sich nun ändern. “Das ist eine beschleunigte Evolution, keine Revolution”, erklärte IOC-Spitzenfunktionär Richard Pound, warnte aber vor übersteigerten Erwartungen bei der zeitnahen Implementierung aller Initiativen: “Das ist erst der Anfang. Wir können nicht alle 40 Punkte in den nächsten sechs Monaten umsetzen, sondern müssen priorisieren.”

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