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Interview mit Indie-Ikone Greta Gerwig

Greta Gerwig ist aktuell in "Maggie's Plan" zu sehen
Greta Gerwig ist aktuell in "Maggie's Plan" zu sehen ©Thimfilm
Die gerade hoch in und rund um Hollywood gehandelte Schauspielerin Greta Gerwig ist aktuell gleich in zwei Kinofilmen ("Wiener-Dog" und "Maggie's Plan") zu bestaunen.

Die vielbeschäftigte Queen anspruchsvollerer Indie-Filme hat sich einen Namen mit ihrer ungekünstelten, natürlichen Art gemacht, übernimmt dabei auch in vielen Werken gerne den Part der gleichermaßen selbstbewussten, neurotischen wie auch eigenwilligen Figur. So wird die New Yorkerin daher auch schon einmal mit Woody Allen verglichen.

Greta Gerwig: Indie-Ikone und Aushängeschild dieser Generation

Ob als naive Tierarzthelferin in “Wiener-Dog” oder als junge New Yorkerin mit Kinderwunsch in “Maggie’s Plan“, stets macht die zu Beginn ihrer Karriere in improvisierten Billigproduktionen (“Mumblecore”) aufgefallene Darstellerin den Eindruck, als wäre sie auf irgendeine Art mit ihren Rollen verwachsen. “Meine Figuren sickern immer auf unerwartete Weise auch in mein Leben ein”, schmunzelt Gerwig im Gespräch mit der APA über die Verschiebung der Grenzen zwischen Fiktion und Realität.Mit Regisseurin Rebecca Miller habe sie fast ein Jahr lang an dem Charakter von Maggie gearbeitet, gibt sie einen Einblick in den Aufwand hinter der Leichtigkeit auf der Leinwand. Und auch wenn sie ihre Persönlichkeit durchaus beeinflussen lasse, übernehme sie dann doch nicht die zentralen Charaktereigenschaften. “Ich bin zum Beispiel überhaupt keine kontrollierende Person. Ich lasse die Dinge geschehen. Der Gedanke, mein eigenes Leben wie Maggie völlig durchzuplanen, ist mir sehr fern. Nur bei meinen Drehbüchern, da werde ich zum Kontrollfreak.”

09_Pressefotos+MAGGIES+PLAN
09_Pressefotos+MAGGIES+PLAN

Regelmäßige Abendessen mit Noah Baumbach und Brian De Palma

Gerwig wuchs in Sacramento auf, erhielt 2006 ein Schriftstellerstipendium am Vassar College und begann damals, eigene Filme zu drehen, Drehbücher zu schreiben und zu schauspielern. 2010 spielte sie neben Ben Stiller in “Greenberg”, weltweit bekannt wurde sie nicht zuletzt durch ihre Zusammenarbeit mit Regisseur Noah Baumbach an “Frances Ha” (2012) und “Mistress America” (2015). Mit Baumbach lebt die studierte Literaturwissenschafterin und Philosophin heute in New York und bereitet aktuell ihre erste Regiearbeit “Lady Bird” vor.

Die erste Regiearbeit sei ein Abenteuer und erfordere doch auch eine Menge an Planung – von der Finanzierung über den Cast und die Drehvorbereitungen. Selbst die vermeintlich langweiligen Aspekte des Filmemachens mag Gerwig sehr – schließlich gehöre das alles ebenso zum Arbeitsprozess dazu wie das kreative Werken oder der Austausch mit anderen Künstlern. Viel gelernt habe sie etwa bei den regelmäßigen Abendessen mit Baumbach und Brian De Palma, aber auch bei der Arbeit mit Woody Allen (“To Rome With Love”) oder jüngst Rebecca Miller.

Gerwig zu ihrer ersten Regiearbeit “Lady Bird”

“Bei ihr war es lustig am Set, weil alle Positionen mit Frauen besetzt waren”, so Gerwig. Irgendwann habe ihr Co-Darsteller Ethan Hawke schließlich gesagt: “‘Wow, ich bin der einzige Kerl hier. So müssen sich Frauen normal an einem Set fühlen.’ Und ich habe geantwortet, dass das exakt so sei, wie man sich als Frau an einem Set fühle. Üblicherweise steht ein Haufen von Männern herum und man selbst ist die einzige Frau.” Zum Glück ändere sich das langsam, und es gebe langsam auch eine neue Generation starker und selbstbewusster Frauen in der Männerdomäne.

Dass sie selbst – neben Lena Dunham oder Komikerinnen wie Kristen Wiig, Tina Fey und Amy Schumer – zu einem Aushängeschild dieser Generation geworden ist, sieht Gerwig auch als Auftrag. Es sei enorm wichtig, endlich auch Frauenfiguren in der Literatur und im Kino zu haben, die nicht nur als Anhängsel eines Mannes dienen. “So viele Dinge im Leben unterliegen nicht unserer Kontrolle, etwa wo wir aufwachsen oder wie wir erzogen werden.” Nachdem aber nicht zuletzt auch Filme die Weltsicht formen, sehe sie es auch in ihrer Verantwortung als Filmemacherin, ein anderes Bild von Frauen auf der Leinwand zu vermitteln.

(Das Gespräch führte Daniel Ebner/APA)

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