AA

Interpol in Wien: Unterkühlt schön

Bewusst unterkühlt, eine stimmig-schöne Lichtshow, und je nach Songmaterial spannend bis distanziert: Die New Yorker Band Interpol wusste im Wiener Gasometer zu begeistern.

Kunst statt Geschäft: Marketingstrategen der Plattenfirmen bekommen beim Namen Interpol wohl Alpträume. “Wir haben nie Musik gemacht, die gleich beim ersten Anhören greifbar sein sollte. Wir sind eine Album-Band. Man muss sich Zeit nehmen, zuhören”, sagte Daniel Kessler, Gitarrist und Songschreiber, beim Interview mit der APA vor dem Konzert am Donnerstagabend im Wiener Gasometer. Live präsentierten sich die New Yorker eingebettet in eine stimmig-schöne Lichtshow, bewusst unterkühlt – und je nach Songmaterial spannend bis distanziert.

“Success” vom aktuellen, von Kritikern mit gemischten Gefühlen aufgenommenen vierten Album “Interpol” machte den Anfang. Weitere Stücke aus dem sphärischen Longplayer, der mit seinem Cinemascope-Sound beinahe wie Filmmusik wirkt, sollten folgen. Wobei außer “Barricade” keine neuer Track wirklich live so zündet wie die Indie-Disco-Hits “Narc”, “C’mere” oder gar “Evil”, die umjubelte vorletzte Zugabe (zugleich der eingängigste Beitrag an diesem Abend).

Keine Rituale

Interpol wollen keine Rituale strapazieren. Das Licht kam von hinten, ließ die Gesichter “unsichtbar”, die Musiker verwandelten sich im Kunstnebel zu Schemen. Das beeindruckte – zumindest eine Stunde lang, bis der Gewöhnungseffekt einsetzte.

Dass “Interpol”, der Longplayer, sich doch erheblich vom frühen Output der Gruppe unterscheidet, weiß Kessler: “Wir haben eine Platte gemacht, die eigentlich nicht in diese Zeit passt, in der Bands einen eingängigen Song schreiben und ihn an den Anfang einer Platte packen, damit sie die Aufmerksamkeit der Leute gewinnen. Über so etwas machen wir uns keine Gedanken. Wir produzieren die Platte, die wir wollen, die uns künstlerisch richtig erscheint.”

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Musik
  • Interpol in Wien: Unterkühlt schön