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Interne Untersuchung erhöht Druck auf UBS-Management

Die Schweizer Großbank UBS will mit einer internen Untersuchung Licht in den milliardenschweren Handelsskandal bringen. Sollten schwere Mängel in der Risikokontrolle auf den Tisch kommen, dann dürfte UBS-Chef Oswald Grübel wohl selbst unter Druck kommen.

Ein vom UBS-Verwaltungsrat eingesetzter Ausschuss unter dem Vorsitz des früheren Morgan Stanley-Finanzchefs David Sidwell soll nun die unerlaubten Handelsaktivitäten und die Kontrollmechanismen des Instituts ausleuchten. “Extern wird erwartet, dass die Untersuchung Wochen und nicht Monate dauern sollte”, sagte ein UBS-Insider der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. “Die interne Untersuchung wird mit der Untersuchung der Regulatoren koordiniert.” Die Bankenaufsichtsbehörden in der Schweiz und in Großbritannien hatten nach Bekanntwerden der Handelsverluste vergangene Woche am Freitag formelle Untersuchungen eröffnet, bei denen es auch um mögliche Fehler im System geht.

UBS-Spekulationsverlust größer als bisher bekannt

Der Schaden, den der UBS-Händler Kweku Adoboli mit Fehlspekulationen angerichtet haben soll, korrigierte die größte Schweizer Bank am Sonntag auf 2,3 Mrd. Dollar (1,69 Mrd. Euro) hoch. Zuvor war das Institut von zwei Mrd. Dollar ausgegangen. Der 31-jährige Händler habe mit Aktienindexfutures jongliert und das Risikomanagement-System der Bank mit Scheingeschäften ausgetrickst. Wie Adoboli das im einzelnen bewerkstelligen konnte, teilte die Bank nicht mit. Sie betonte aber, sie habe die Sache jetzt im Griff.

Konzernchef Grübel räumte ein, dass er letztlich die Verantwortung für die Mrd.-Verluste trage. “Da bleibt niemand anderes übrig als der CEO – als ich”, sagte er am Sonntagabend im Schweizer Fernsehen. Grübel gab sich damit deutlich nachdenklicher, als am Freitagabend gegenüber der Schweizer Zeitung “Sonntag”, wo er einen Rücktritt ausgeschlossen hatte. “Wenn sie mich fragen, ob ich mich schuldig fühle, dann sage ich Nein”, hatte der Banker erklärt.

Vor der Fernsehkamera mochte Grübel die Frage nach den Konsequenzen aus dem Skandal nicht direkt beantworten. Er übernehme die Verantwortung in der Art und Weise, “dass ich jetzt die Konsequenzen auch daraus tragen muss”, sagte der Banker. Ob er damit einen Bonusverlust meinte oder womöglich eine umfangreiche Restrukturierung mit Stellenabbau wird ankündigen müssen, ließ er offen. “Das heißt, dass wir die bekanntgeben werden, sobald wir sie umsetzten”, sagte Grübel. Dass das Rennen um die Nachfolge Grübels bereits eröffnet sei, treffe nicht zu, hieß es im Umfeld der Bank. “Meine Zukunft entscheide ich nicht alleine”, sagte Grübel. Auf die Frage, ob er von sich aus zurücktreten könnte, sagt er: “Ich bin sicher, dass wir den richtigen Entscheid treffen werden.”

An der Börse halten die Händler einen Verbleib Grübels an der UBS-Spitze für unwahrscheinlich, sollten die Untersuchung Fehler im Risikomanagement der Bank zutage fördern. “Es gilt nach dem Wochenende als nicht mehr so sicher, dass er bleiben wird”, sagte ein Börsianer. “Wenn es bei der internen Kontrolle eklatante Mängel gegeben hat, dann muss er wohl gehen.” Nach Ansicht von Helvea-Analyst Peter Thorne dürften die Kontrollmängel zu bedeutenden Änderungen im Management führen. Konkreter wird sein Kollege Dirk Becker von Kepler Equities. Er rechnet damit, dass Investmentbanking-Chef Carsten Kengeter nach dem Skandal geopfert wird.

UBS stoppt nach Spekulationsdebakel Werbekampagnen

Daneben hat UBS ihre Werbekampagnen weltweit für unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Peter Hartmeier, Leiter Unternehmenskommunikation, bestätigte am Montag einen Bericht des Mediennewsletters Klein Report. Die Bank reagiert damit auf den Milliarden-Spekulationsverlust in London. Hartmeier begründete den Stopp der Kampagnen mit der aktuell negativen Nachrichtenlage. Der gewünschte positive Effekt einer Werbebotschaft könne vor diesem Hintergrund nicht erreicht werden.

“Es macht keinen Sinn, eine kommerzielle, auf Vertrauen und Kompetenz zielende Anzeigenkampagne zu schalten, wenn gleichzeitig Recherchen zu einem Fall veröffentlicht werden, der noch nicht in allen Details ausgeleuchtet ist”, sagte der ehemalige Chefredaktor der Zeitung “Tages-Anzeiger” zu dem Newsletter.

Wie lange die Werbung gestoppt bleibt, konnte Hartmeier am Montag nicht sagen. Der Entscheid sei nach dem Bekanntwerden des 2,3-Milliarden-Debakels in London gefallen.

(APA)

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