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Internationale Pressestimmen zum G-8-Gipfel in Japan

Europäische Pressekommentare befassen sich auch am Donnerstag in kritischer Weise mit dem am Mittwoch in Japan zu Ende gegangenen G-8-Gipfel. Die französische Tageszeitung "Le Monde" schreibt zum Beispiel Folgendes...

“Hätten die Verantwortlichen des G-8-Gipfels dieses Schauspiel absichtlich inszeniert, hätten sie es genauso getan: Die acht reichsten Länder der Welt haben gezeigt, dass sie die wichtigsten Probleme des Planeten nicht mehr allein oder miteinander regeln können. Um Lösungen zu suchen, müssen sie ab jetzt die wichtigsten Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien in ihre Überlegungen und Bemühungen miteinbeziehen. In Toyako ist die G-8 vermutlich gestorben. Es lebe die G-13 oder der noch größere Kreis.”

“NZZ” (Zürich)

“Inhaltlich ließ das Gipfeltreffen zu wünschen übrig, wobei dies nicht so sehr am mangelnden Kooperationswillen der teilnehmenden Staats- und Regierungschefs als vielmehr am offensichtlich überholten Format der G-8-Gipfel lag. Die Industriestaaten machen sich berechtigte Sorgen über die reibungslose Erdölversorgung der Welt, doch am Gipfel waren die wichtigsten Erdölproduzenten nicht vertreten. Schließlich enthüllte die ganze Klimadebatte, wie problematisch die Zusammensetzung der G-8 ist. Offensichtlich wird man sich schon in nächster Zukunft auf ein neues, den globalen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Realitäten besser Rechnung tragendes Format einigen müssen.”


“La Stampa” (Rom):

“Da standen sie also in ihrer Gipfel-Kleidung und taten vor den Fernsehkameras so, als pflanzten sie einen Baum. So wollten sie ihr Engagement für die Umwelt und gegen den Klimawandel bezeugen – linkisch und ungeschickt erschienen die Führer der acht wichtigsten Industrienationen der Welt vor mindestens zwei Milliarden Fernsehzuschauern, die ihre Aktivitäten mehr oder weniger unaufmerksam verfolgten. In der Realität ist ihr ökologischer und klimapolitischer Einsatz vom Resultat her gesehen mindestens ebenso unangemessen geblieben – man könnte auch sagen genauso lächerlich – wie ihre Amtskleidung beim Pflanzen. Und wenn jemand noch Zweifel hatte, dann müsste die übliche Pressemitteilung, voll der guten Worte und Gemeinplätze, aber arm an Fakten, ihn davon überzeugt haben, wie unnütz, um nicht zu sagen schädlich diese Treffen sind.”


“De Volkskrant” (Den Haag)

“Das mäßige Ergebnis wirft einmal mehr die Frage auf, ob G-8 in der heutigen Zusammensetzung wirklich das geeignete Forum ist, die unterschiedlichen weltweiten Probleme zu besprechen. Länder wie China, Indien und Brasilien sind große Spieler geworden. Ohne einen vollwertigen Beitrag von ihrer Seite haben die Beratungen über monetäre Angelegenheiten, Energiepreise und Klimaveränderung wenig Sinn. Es spricht alles dafür, aus G-8 eine G-12 oder G-13 zu machen. Aber das hat nur eine Chance, wenn man mit dem Besen auch durch andere verstaubte Clubs wie die Weltbank geht. Und auch dann dürfen noch keine Wunder erwartet werden – denn ein breiter aufgestellter Verein ist bestimmt keine Garantie für eine bessere Beschlussfähigkeit.”


“Daily Telegraph” (London):

“Dieses 34. Gipfeltreffen der reichsten Demokratien hat bestätigt, dass dieses Forum irgendeine Nützlichkeit, die es einmal gehabt haben mag, überlebt hat. Der G-8 ist von ‘Kamingesprächen’, wie sie 1975 die französischen und deutschen Staatschefs Valery Giscard d’Estaing und Helmut Schmidt konzipiert hatten, zu einem Mastodonten geworden, dessen Effizienz im umgekehrten Verhältnis zu seiner Größe steht. Es gibt Forderungen, China, Indien und andere Länder in die Runde der G-8 aufzunehmen. Dies würde die Veranstaltung noch unbeweglicher machen. Man sollte sie ersatzlos streichen. Sie ist zu einem lächerlichen Anachronismus verkommen.”

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