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Instant Payment: Was Bankkund:innen jetzt beachten müssen

Mit 9. Oktober tritt die EU-Verordnung zu „Instant Payments“ in Kraft. Damit können Geldbeträge in wenigen Sekunden überwiesen werden – rund um die Uhr. Zwei Vorarlberger Bankdirektoren erklären, was das für Kund:innen bedeutet und worauf zu achten ist.

Der große Sprung im Zahlungsverkehr

Ab dem 9. Oktober wird Überweisen in Europa so schnell wie ein WhatsApp-Nachricht: Mit der neuen EU-Verordnung zu „Instant Payments“ sind Banken verpflichtet, Überweisungen in Euro binnen zehn Sekunden durchzuführen – und das jederzeit, also 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Echtzeitüberweisungen gab es bereits seit 2017 – allerdings auf freiwilliger Basis. Seit Jahresbeginn mussten Banken zumindest in der Lage sein, derartige Zahlungen entgegenzunehmen. Ab sofort sind sie auch zur aktiven Durchführung verpflichtet.

Zwei Vorarlberger Bankchefs im Gespräch

Im Expertentalk auf LÄNDLE TV sprachen zwei prominente Vorarlberger Banker über Chancen, Risiken und konkrete Tipps für Nutzer:innen:

  • Michel Haller, Vorstandsvorsitzender der Hypo Vorarlberg
  • Michael Alge, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Landesbank Vorarlberg

Was ist Instant Payment eigentlich?

„Im Kern geht es um Echtzeitüberweisungen – nichts Neues, aber nun verpflichtend“, erklärte Michel Haller. Der Unterschied zur klassischen SEPA-Überweisung? Die Geschwindigkeit. „Innerhalb von zehn Sekunden ist das Geld beim Empfänger – zu jeder Tages- und Nachtzeit“, so Haller.

Michael Alge ergänzt: „Ein wesentlicher Unterschied ist die Empfängerüberprüfung. Das System gleicht automatisch ab, ob Name und IBAN zusammenpassen. Nur wenn das stimmt – oder der Kunde ausdrücklich bestätigt –, wird die Zahlung durchgeführt.“

Vier mögliche System-Rückmeldungen

Beim Versuch einer Instant Payment-Überweisung gibt es künftig vier Reaktionen des Systems:

  1. Grün – Name und IBAN stimmen überein → Überweisung erfolgt.
  2. Gelb – leichte Abweichung im Namen (z. B. Tippfehler) → Kunde muss bestätigen.
  3. Rot – keine Übereinstimmung → Warnung, Zahlung auf eigene Verantwortung.
  4. Grau – technische Probleme oder fremde Währung → keine Überprüfung möglich.

Keine Betrugsbremsen mehr?

Genau diese Schnelligkeit birgt auch Risiken. „Einmal überwiesen, ist das Geld weg“, warnt Haller. Daher sei es essenziell, sich vor jeder Überweisung genau zu vergewissern, dass alles stimmt.

„Die Betrugsbekämpfungsmaßnahmen laufen im Hintergrund, aber sie müssen in zehn Sekunden greifen – das ist sportlich“, so Haller. Zusätzlich raten beide Direktoren, ein persönliches Überweisungslimit festzulegen.

Was passiert bei einem Fehler?

„Wenn das System meldet, dass Name und IBAN nicht übereinstimmen, und der Kunde trotzdem überweist, liegt die Verantwortung beim Kunden“, erklärt Alge. Die Banken haben ihre Pflicht mit dem Hinweis erfüllt.

Ausnahmen und Grenzen

Instant Payments gelten:

  • nur für Euro-Überweisungen
  • nur innerhalb der EU (nicht dem gesamten SEPA-Raum)
  • nur zwischen Zahlungskonten (z. B. keine Kreditkonten)
  • für Privat- und Geschäftskund:innen – bei Unternehmen gelten jedoch Ausnahmen, etwa bei Sammelüberweisungen

Was Unternehmen beachten sollten

Für Unternehmen empfehlen die Banker:

  • die internen Zahlungsprozesse zu überprüfen
  • stets aktuelle Bankensoftware zu verwenden
  • auf QR-Codes zu setzen
  • Empfängernamen korrekt und klar anzugeben – auch Markennamen als sogenannte „Aliasnamen“ zu hinterlegen

Gerade bei Unternehmen, die regelmäßig viele Überweisungen tätigen (etwa Gehaltszahlungen), kann eine falsche Empfängerüberprüfung die gesamte Sammelzahlung blockieren.

Tipps für Privatkund:innen

Alge und Haller raten:

  • Rechnungen mit QR-Codes bevorzugen
  • Links in E-Mails oder SMS meiden
  • Name und IBAN sorgfältig prüfen
  • Keine TANs oder Freigabecodes weitergeben
  • Nur eigene Zahlungen freigeben – nie auf fremde Aufforderungen reagieren

„Gerade bei Online-Käufen oder unbekannten Empfängern ist Vorsicht geboten“, so Haller. Wenn man den Verkäufer nicht persönlich sieht, steigt das Risiko.

Fazit: Schnell – aber nicht sorglos

Die Echtzeitüberweisung ist zweifellos ein technischer Meilenstein. Aber sie verlangt auch ein neues Maß an Aufmerksamkeit von uns allen. Die Geschwindigkeit bringt Komfort – aber auch Verantwortung.

„Ich kontrolliere bei jeder Überweisung genau: Stimmt die IBAN, stimmt der Name, will ich das Geld wirklich an diese Person schicken?“, sagt Alge. Wenn ja, sei Instant Payment ein „sehr gutes Instrument“. Wenn nicht, bleibe die klassische SEPA-Überweisung eine sichere Alternative.

Quelle: LÄNDLE TV

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