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Ins Paradies kommt man nur zu Fuß

Margit und Hubert Hefel aus Dornbirn haben in Mellau ihr kleines Paradies errichtet. Der Unternehmer ließ das in Familienbesitz befindliche Vorsäß originalgetreu neu aufbauen.
Das Paradies von Familie Hefel

Fahrverbot: Ins Mellental im Bregenzerwald gelangt man nur zu Fuss. Bis auf wenige Ausnahmen. Dazu gehören auch Margit und Hubert Hefel. Das Unternehmer-Ehepaar besitzt hier eine Ferienhütte und nutzt daher jede Gelegenheit, um auf ihrem Vor-säß erholsame Tage zu verbringen. Fernab jeglichen Autoverkehrs, einzig das Schellen der Kuhglocken im Ohr, landet man nach einer scharfen Kehre direkt im Paradies.

Ob der Name Dös etwas mit Dösen zu tun hat, weil man hier sogar Gefahr läuft, einen Zustand zu empinden, der uns längst außerirdisch vorkommt: nämlich Monotonie? Ein einzigartiges Gefühl, das so konträr zum Arbeitsalltag ist, dass man es am liebsten in vollen Zügen in sich einsaugt. So wie die Atmosphäre des Vorsäß-Ensembles, dessen Alter der 57-Jährige nicht mehr ganz eruie- ren konnte. „Vermutlich wurde das Gebiet um 1600 besiedelt“, nimmt der Hefel-Technik-Chef an.

Der gebürtige Mellauer, aus dessen Familienbesitz die Hütte stammt, ließ jedoch eine dendrochronologische Untersuchung der Balken machen. Daraus ergab sich laut Untersuchungsbericht von Dr Klaus Pfeifer, dass der Einschlag für das Bauholz für die Hütte um 1755 erfolgte. Umso mehr bedauerte Hefel, dass eine Sanierung aufgrund der schlechten Bausubstanz in keinem Verhältnis zum Neubau stand. Also ging er den einzigen noch möglichen Weg, der ihm blieb. Er verwendete zum Wiederaufbau die historischen Balken soweit es möglich war und lehnte sich ganz an den alten Plänen an. Und wäre nicht das Holz hell, keiner würde den Unterschied erkennen. Auch bei der Auswahl der Materialien orientierte sich Hefel am historischen Vorbild. Einzig das Fundament wurde aus Beton gegossen. Ansonsten galt das Motto: Holz so weit das Auge reicht.

Der Ofen besteht aus Sandstein. Ein feuerfestes Naturprodukt, das seit jeher dafür verwendet wird. Hubert Hefel ist ein Liebhaber alter Stücke. Schon als Bub brachte er antike Möbel in Sicherheit, für die seine Eltern keine Verwendung mehr hatten. Heute sind sie in der Ferienhütte wahre Schmuckstücke.

Das Traditionelle liegt dem Dornbirner am Herzen. Das brachte er auch durch viel Liebe zum Detail zum Ausdruck. Sichtbar wird dies bei den Türschnallen, Lichtschaltern oder wenn man einfach einen Blick auf die Ofen-stange wirft. Bregenzerwälder Handwerks- kunst ist an allen Ecken und Enden sichtbar. Der Techniker lebt aber auch die Tradition als Obmann der Agrargemeinschaft Dös in Mellau. Für Hefel ist sein fruchtbares Paradies in allen Facetten ein kleines Glück auf Erden. Die Ferienhütte verbindet Tradition mit Komfort. Al-lerdings ohne Handyempfang. Grund genug, um auf dem Vorsäß auch mal Stopp zu sagen. Allein daran offenbart sich das Paradies.


DATEN UND FAKTEN:

Vorsäß im Mellental, Margit und Hubert Hefel aus Dornbirn

Grundstück: 74,10 ha (Fläche der Agrargemeinschaft)
Planung: Dragaschnig Baumeister GmbH
Architekt: Walter Beer
Zimmerei: Michael Kaufmann, Reuthe
Baujahr: 2007
Konstruktion: Damit sich das Vorsäß auch als Neubau perfekt ins Ensemble fügt, wurde die Fassade wie ursprünglich gestaltet. Das Vorderhaus ist daher geschindelt. Das Hinterhaus besteht aus dem stadeltypischen vertikalen Deckelschirm. Fenster und Schopf sind ähnlich wie hochklappbare und hochschiebbare Fensterläden konzipiert. Werden sie geschlossen, schiebt sich der Schirm darüber. Dadurch entsteht der rundum typische Schopf-Charakter. Man sieht nur noch eine einheitliche Stadelfassade.
  

 

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