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In nicht einmal zehn Jahren ist das iPhone überholt

Vor zehn Jahren wären wir von einem Handy überwältigt gewesen, das leistungsfähiger als damals ein durchschnittlicher PC ist. Aber in nicht einmal zehn Jahren werden das iPhone und andere jetzt aktuelle Smartphones überholt sein.
In dem jetzt anbrechenden neuen Jahrzehnt wird die Technik schnellere und zunehmend intelligentere Geräte hervorbringen. Sie werden zunehmend mit Sensoren und Speicherbausteinen ausgestattet sein, die unsere Aktivitäten aufzeichnen und digitale Dossiers erstellen – um unser Gedächtnis zu verankern, die Informationsflut zu kanalisieren und uns bei Entscheidungen zu helfen.

Eine solche Vorstellung klingt heute futuristisch, möglicherweise übertrieben und macht manchen vielleicht auch Angst. Da mag der Gedanke tröstlich sein, dass Vorhersagen zur Entwicklung der Technik immer etwas abgehoben sind. Kurzfristige Prognosen neigen dazu, einen zu großen Wandel anzunehmen. Langfristige Prognosen wiederum unterschätzen die Möglichkeit von plötzlichen größeren Verschiebungen.

Aber die Vision von immer mehr und immer enger vernetzten Geräten, die im Jahr 2010 massive Mengen von Daten erzeugen und filtern, ist eine logische Fortschreibung der IT-Entwicklung seit dem Jahr 2000. Und Moores Gesetz, wonach sich die Prozessorleistung alle zwei Jahre verdoppelt, ist bisher immer noch gültig.

Zur Jahrtausendwende hatte ein iMac einen Arbeitsspeicher von 64 Megabyte – heute ist der Arbeitsspeicher 60 Mal so groß. Die Festplatte des iMacs von 1999 konnte 10 Gigabyte aufnehmen – heute fängt das bei 500 GB an.

Wer erinnert sich noch an die Befehle, um ein Modem so einzurichten, dass es die Verbindung zum Internet-Provider herstellen konnte? Inzwischen ist die 1999 eingeführte DSL-Breitbandtechnik zum Standard geworden.

Mit zunehmender Leistung des Computers und schnellerem Internet verbringen die Menschen einen zunehmend größeren Teil ihrer Zeit im Netz. Im zurückliegenden Jahrzehnt hat die digitale Fotografie das Fotografieren mit Analogfilm abgelöst, auf den Festplatten stapeln sich Bilderberge und Musik. Der MP3-Player ist zum Alltagsgerät geworden. Und die Besitzer von Laptops und Smartphones erwarten, dass sie auch unterwegs überall eine Internet-Verbindung vorfinden.

Im Web kann jeder in wenigen Sekunden ein Blog aufsetzen oder eine Profilseite in einem sozialen Netzwerk – vor zehn Jahren herrschte noch das umständliche Basteln an der ganz privaten Homepage vor. Bei Facebook oder Twitter fließen die Beiträge der Millionen Netzbürger in einen kollektiven Bewusstseinsstrom ein. Dabei kommen auch die Grenzen zwischen privat und öffentlich in Fluss.

Im kommenden Jahrzehnt, so erwartet es James McQuivey von Forrester Research, werden alle Informationen im Netz sofort und überall verfügbar sein. Es werde dazu kommen, so sagt er voraus, dass man auf einer wissenschaftlichen Konferenz eine Bekannte trifft und sofort deren aktuelle Forschungsvorhaben aufrufen kann, ebenso wie den längst vergessenen Vornamen ihres Ehemanns. Software wird sich alles merken, was McQuivey eingekauft, online gelesen oder im Fernsehen angeschaut hat. Und ein “Smart Filter” wird aufgrund der Auswertung solcher Daten Empfehlungen für ein neues Buch oder das nächste Abendessen geben.

Der Forschungschef von Microsoft, Craig Mundie, erwartet, dass wir kurz vor einer Ära von digitalen Geräten stehen, die auf unsere Stimme und auf Gesten reagieren und die unsere Handschrift erkennen. “Digitale Assistenten” werden sich unsere jeweiligen Bedürfnisse anhören und dabei helfen, diese zu erfüllen, etwa bei der Suche nach einer Wohnung in einer neuen Stadt.

Die mobilen Geräte werden von schnelleren Verbindungen in die “Cloud” profitieren, leistungsstarken Computernetzen, die eine Vielzahl von Informationen, Anwendungen und anderen Diensten bereitstellen. Manny Vara von den Intel Labs erwartet, dass die Cloud auf Auslandsreisen auch innerhalb von Sekunden die Übersetzung von gesprochenen Sätzen ermöglicht.

In einem anderen Szenario stellt sich Vara vor, dass die Cloud eine intelligente Gesichtserkennung anbietet. Eine am Körper befestigte Kamera nimmt dann das Bild von Personen auf und schickt es zur Auswertung in die Cloud.

Künftig werden wir nicht mehr “ins Internet gehen”, weil das Netz schon überall vorhanden ist. “Jedes physische Objekt wird von einer digitalen Wolke umgeben sein”, sagt die Leiterin des Institute for the Future, Marina Gorbis.

Damit gehen natürlich auch immense Herausforderungen für den Schutz der Privatsphäre einher. Diese könnten einem neuen IT-Unternehmen das Feld für einen Aufstieg bereiten, wie ihn Google im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts erfahren hat. Dabei wird es nicht nur um die Sammlung, Organisierung und Aufbereitung von Daten gehen, sondern auch darum, ihren Sinn zu erschließen.

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