„Erste Hilfe für die Seele“
„Wir sind so etwas wie Sanitäter für die Seele“, erklärt Thomas Stubler. Der 35-jährige Obmann des KIT Vorarlberg wirkt ruhig, klar, präsent – genau so, wie man sich jemanden vorstellt, der Menschen in Ausnahmesituationen beisteht. Das Team umfasst rund 100 ehrenamtlich tätige Frauen und Männer. Sie werden bei plötzlichen Todesfällen, schweren Unfällen, Suiziden oder nach Suchaktionen alarmiert – überall dort, wo psychische Akuthilfe gebraucht wird.
„Wir kommen dann, wenn es keine Worte mehr gibt“, sagt Maria Hrach. Seit 13 Jahren ist sie Teil des Teams, das Angehörige, Ersthelfer oder auch Einsatzkräfte betreut. Eine Umarmung? Ein Gespräch? Einfach nur Stille aushalten? Alles kann, nichts muss. „Oft ist das Wichtigste, einfach da zu sein“, sagt sie leise.
Nähe, ohne zu überfordern
Im Gespräch wird schnell klar: Diese Arbeit ist nichts für Sensationshungrige oder Retter-Egos. Sie verlangt Geduld, Empathie – und die Fähigkeit, mit tiefem Leid umzugehen, ohne selbst daran zu zerbrechen.
Thomas Stubler formuliert es so: „Natürlich sind wir mit Schicksalen, mit Tod und Trauer konfrontiert. Aber wenn wir helfen können, wenn wir jemanden ein Stück weit durch diese ersten Stunden begleiten dürfen, dann ist das unglaublich sinnstiftend.“
Kein Einsatz wie der andere
Die Aufgaben des Kriseninterventionsteams sind so vielfältig wie die Schicksale, denen sie begegnen. Mal begleiten sie Angehörige nach einer erfolglosen Reanimation, mal stehen sie einem Lokführer bei, der gerade einen Bahnsuizid miterlebt hat. „Wir sitzen nicht nur in der Stube“, sagt Stubler. „Wir sind draußen – im Schnee nach einem Lawinenabgang, auf der Straße nach einem schweren Unfall oder, wie neulich, in einer Seilbahngondel.“
Alarmiert werden sie nicht über eine öffentliche Notrufnummer, sondern durch die Einsatzkräfte vor Ort. Wenn etwa ein Notarzt feststellt, dass neben medizinischer Hilfe auch seelischer Beistand nötig ist, wird das KIT über die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle verständigt.
Vertrauen auf den ersten Blick
Dass sich Trauernde in solch extremen Situationen überhaupt öffnen, ist ein Geschenk – und nie selbstverständlich. „Sie kennen uns ja nicht“, sagt Maria Hrach. „Und trotzdem vertrauen sie uns oft in wenigen Minuten Dinge an, die sie sonst vielleicht niemandem erzählen.“
Für viele Einsatzkräfte ist das KIT eine stille, aber unverzichtbare Unterstützung. Dass Maria und Thomas diese Aufgabe in ihrer Freizeit und völlig freiwillig übernehmen, nötigt Respekt ab.
Ausbildung: Wer kann mitmachen?
Wer Teil des KIT werden möchte, kann sich bewerben – vorausgesetzt, man ist zwischen 25 und 65 Jahre alt. Die Ausbildung erfolgt in einem mehrmonatigen Lehrgang, der alle zwei Jahre angeboten wird. Der Andrang ist groß: „Beim letzten Mal hatten wir 78 Bewerbungen für 16 Plätze“, erzählt Stubler. Trotzdem sei man immer auf der Suche nach neuen engagierten Menschen.
Maria, die früher als Krankenschwester gearbeitet hat, bringt es auf den Punkt: „Man weiß nie, was auf einen zukommt. Aber genau das macht die Arbeit so besonders.“
Hilfe in Notfällen:
Das KIT wird über Einsatzorganisationen verständigt und ist kein Notrufdienst. Wer sich in einer seelischen Krise befindet, kann sich rund um die Uhr anonym an die Telefonseelsorge 142 oder an Rat auf Draht 147 (für Kinder und Jugendliche) wenden.
Quelle: LÄNDLE TV
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