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„Im Schlafzimmer sollte man am meisten Spaß haben!“

Jungunternehmerin Andrea Hager aus Schoppernau spricht über ihre erfolgreiche Naturbettenfirma.
Jungunternehmerin Andrea Hager aus Schoppernau spricht über ihre erfolgreiche Naturbettenfirma. ©Wann & WO/Frederick Sams
Vor sechs Jahren wurde sie als 20-Jährige zum Firmenboss – Andrea Hager im Talk mit WANN & WO über ihre Karriere mit Wolena, Familie und Zukunftsvisionen.

Von Lisa Purin/WANN & WO

WANN & WO: 2016 wurdest du als GF von Wolena mit dem Unternehmerinnen-Award der Österreichischen Wirtschaftskammer in der Kategorie „Innovation“ ausgezeichnet – seit wann hast du den Wunsch gehegt, selbstständig zu werden?

Andrea Hager: Schon als kleines Kind war es mein Traum, selbstständig zu werden. Mein Vater ist ebenfalls Unternehmer bzw. Architekt, ich habe das nur so gekannt und habe natürlich auch gesehen, welche Vorteile es mit sich bringt, wenn man sein eigener Chef ist. Wir haben mittlerweile vier Firmengründer zuhause, somit liegt es schon irgendwie bei uns in der Familie, man sieht es bei den anderen und möchte es unbedingt auch haben.

WANN & WO: Wie lange dauerte es, bis dein Entschluss endlich
feststand?

Andrea Hager: Wirklich lange überlegt habe ich eben nicht. Ich war 20 Jahre alt und sehr naiv, weshalb ich es einfach getan habe. Wahrscheinlich hätte ich diesen großen Schritt später nicht mehr gewagt.

WANN & WO: Wie bist du auf die Idee mit den Betten gekommen?

Andrea Hager: Am Anfang hatte ich keinen Plan, keine zündende Idee. Dann war ich ein Jahr in der Schule für Einrichtungsberater in Salzburg und habe dort mit Diplom abgeschlossen. In meiner Ausbildung haben uns unter anderem viele Menschen ihre Produkte vorgestellt. Dort entdeckte ich auch meine Faszination für den Schlafraum, weshalb ich mich schlussendlich dafür spezialisiert habe. Das Schlafzimmer ist ja schließlich auch der Raum im Haus, in dem man am meisten Zeit verbringt. Und am meisten Spaß haben sollte (lacht)! Bevor ich diesen Entschluss gefasst habe, wollte ich eventuell mit meinem Papa zusammenarbeiten. Er als Architekt, ich als Inneneinrichtungsberaterin. Aber dann kam – wie so oft im Leben – alles anders.

WANN & WO: Wie haben deine Eltern reagiert?

Andrea Hager: Sie haben das ganz locker aufgenommen, waren positiv gestimmt. Papa wusste ja, wie es als Unternehmer so ist. Zum Glück bekam ich immer Rückhalt, in allem was ich gemacht habe. Er hat mich auch bei den ganzen Behördengängen unterstützt. Er hat sich ausgekannt und hat meine Fehler auch wieder ausgeglichen.

WANN & WO: Wieso steckst du dein ganzes Herzblut in Betten?

Andrea Hager: Ich schlafe sehr gerne und viel! Jetzt umso mehr, seit ich Betten selber mache. Man verbringt ein Drittel vom Leben im Bett. Wieso sollte man auf gesunden Schlaf verzichten? Es ist schon komisch. Viele kaufen sich ein teures Auto, das eine hohe Abnutzung mit sich bringt. Aber in ein Bett, in dem man mindestens 15 Jahre schläft und das so wichtig für unsere Gesundheit wäre, möchten viele nicht viel investieren. Vielleicht hat das was mit Prestige zu tun. Das Auto steht vor der Garage, jeder sieht es. Das Bett nicht, im Normalfall bekommen das nicht viele zu sehen, es ist doch etwas intimes. Wobei ich denke, dass sich dieser Gedanke in den Köpfen der Menschen immer mehr verändert.

WANN & WO: Musstest du dich als „junge Chefin“ bei deinen Mitarbeitern erst einmal durchsetzen?

Andrea Hager: Die ersten Jahre waren nicht ganz so einfach. Meine Mitarbeiter waren teilweise drei Mal so alt wie ich, als ihre Chefin. Ich denke, wir mussten alle etwas an uns arbeiten.

WANN & WO: Wie sieht dein „typischer“ Kunde aus?

Andrea Hager: Einen typischen Kunden habe ich eigentlich nicht. Etwa 40 Prozent geht ins Ausland. Auch Hotelbetriebe kaufen meine Betten. Ich würde aber sagen, dass vor allem Touristen unser Produkt schätzen. Wir haben viele, die in Städten wohnen, die holen sich das Stück Natur dann ins Schlafzimmer, weil es für einen Garten nicht mehr reicht. Die Kunden sind etwa zwischen 30 und 60 Jahren. Es freut mich auch, dass immer mehr junge Menschen sich das leisten.

WANN & WO: Verwendet werden ausschließlich Naturmaterialien?

Andrea Hager: Es sind alles Naturmaterialen. Wir verwenden Eschenholz aus dem Nachbarort Au, dazu kommt noch Baumwolle, Schafswolle, Kautschuck und Hanf. Außer dem Reisverschluss – der ist natürlich nicht aus Naturmaterialien. Bis auf diesen könnte man das Bett also theoretisch irgendwann auf den Kompost werfen.

WANN & WO: Warst du selbst ein „Naturkind“?

Andrea Hager: Ja, total. Meine Kindheit war wunderschön. Es gab sicherlich auch einmal eine Zeit, als ich dachte, dass ich in einem richtigen Kaff lebe. Ausgehen muss man hier auf jeden Fall nicht – seit das E-Werk zugemacht hat sowieso nicht (lacht). Aber desto älter man wird, umso mehr schätzt man die Ruhe auch wieder. Mein Bruder, der in Wien lebt sagt immer, dass er wieder in den Bregenzerwald ziehen möchte, wenn er einmal eine Familie gründen will. Es ist schon toll, man kennt einander, man weiß, wer seine Nachbarn sind. Ich denke, dass ich behütet aufgewachsen bin und ich fand es auch immer toll, so viele Geschwister zu haben.

WANN & WO: Hast du auch geplant, eine Großfamilie zu gründen?

Andrea Hager: Irgendwann will ich das genauso wie meine Eltern haben. Der Trend mit ein oder zwei Kindern gefällt mir nicht. Ich bin die Älteste von fünf Kindern und habe das immer als total schön empfunden.

WANN & WO: Noch wohnst du aber zuhause bei deinen Eltern?

Andrea Hager: Noch schon. Aber nicht mehr lange – die Zeit ist langsam reif für etwas Eigenes (lacht).

WANN & WO: Wie denkst du über Karriere und Familie?

Andrea Hager: Ich denke, dass es funktionieren kann. Ich zum Beispiel habe einen Job, bei dem ich alles Mögliche mache. Wenn ich dann ein Kind habe, kann ich auch meine Hauptarbeit mit nach Hause nehmen. Aber noch ist es nicht so weit (lacht). Es hat sicher Vorteile als Selbstständige. Ansonsten hätte ich ja noch eine große Familie, die für uns da ist.

WANN & WO: Warst du auch mal längere Zeit im Ausland?

Andrea Hager: Ich war für zwei Monate in Indien. Dort dachte ich, meine Erleuchtung zu finden – ich habe sie allerdings nicht gefunden. Ich war erst 19 Jahre alt und bin ganz alleine nach Indien, habe vier Stunden am Tag Yoga gemacht und meinte, meine zündende Idee zu finden. Aber es hat nicht viel genützt. Zurückgekehrt bin ich aber auf alle Fälle demütig und habe gelernt, das was ich habe, wertzuschätzen.

WANN & WO: Wie stehst du zum Thema scheitern?

Andrea Hager: Es gehört zum Leben dazu. Ich hatte zwei Jahre einen Wolena-Shop in Wien, musste aber wieder schließen. Das war auch irgendwo ein Scheitern, aber es ist einfacher, ein Geschäft zu eröffnen, als eines zu schließen. Die Stadt war einfach zu groß und zu hektisch. Es gibt im Leben immer „Ups“ und „Downs“. Man darf sich nicht unterkriegen lassen.

WANN & WO: Hast du einen Tipp für junge Menschen, die sich selbstständig machen wollen?

Andrea Hager: Wenn man eine Idee hat, einfach mal machen, nicht zu viel darüber nachdenken, was alles schief gehen könnte. Man muss auf jeden Fall daran glauben, daran arbeiten und vielleicht bei Shows wie „2 Minuten, 2 Millionen“ vorbeischauen. Dort bekommt man meiner Meinung nach ein tolles Feedback von Menschen, die sich auskennen. Man muss einfach den Mut haben, etwas Neues auszuprobieren!

(WANN & WO)

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